Stimmiges Gedenken
Berührende Namenslesung am Georg-Freundorfer-Platz
Dass es so viele waren, hätten sie nicht gedacht. Das sagten mehrere Besucher der Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht am Georg-Freundorfer-Platz. Zusätzlich zum zentralen Gedenken im Alten Rathaussaal erinnerte man sich auch im Stadtviertel an die Nachbarn, die vor 80 Jahren Opfer der Judenverfolgung wurden. Zehntklässler der Carl-von-Linde-Realschule, Jugendliche aus dem Multikulturellen Jugendzentrum und interessierte Bürger lasen rund 125 Namen vor. "Jeder Mensch hat einen Namen. Während der Vorbereitung und Recherche ist es Ihnen und uns allen nahe gegangen, wenn man liest, dass Nachbarn in der eigenen Straße wohnten und deportiert wurden. Geschichte wird somit unmittelbar", sagte Sibylle Stöhr, Vorsitzende des Bezirksausschusses, in ihrer Einführungsrede. "Auch in unserem Viertel lebten und arbeiteten Menschen jüdischer Herkunft, die in jenen Tagen brutal verfolgt wurden."
Die Straßennamen, die Namen der Menschen, die Deportations- und Mordorte – nüchterne Daten umrissen unfassbare Geschehnisse. "Die Erinnerung und das Auseinandersetzen mit diesen schrecklichen Ereignissen ist uns Auftrag – es darf sich nie wiederholen", sagte Stöhr.
Simone Hirz auf der Geige, begleitet von Ursula Kalteis an der Gitarre spielten verschiedene Klezmer-Stücke. Bei Einbruch der Dunkelheit hielten die Teilnehmer Kerzen in den Händen. "Es war ein würdiges und stimmiges Gedenken", sagte Daniel Günthör, der als Bezirksausschuss-Vertreter die Veranstaltung zusammen mit dem Arbeitskreis "Westend hat ein Gesicht" und dem Kulturladen Westend organisiert hatte.
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