"Sie haben ihr Leben riskiert"
Dirk Reinhardt liest aus seinem Buch "Edelweißpiraten"
Sie trugen bunte Klamotten und lange Haare. Und sie wollten sich nicht der Ideologie und dem militärischen Drill der Hitlerjugend unterwerfen: die Edelweißpiraten. Ihre Geschichte erzählt der Autor Dirk Reinhardt in seinem 2012 erschienenen Roman "Edelweißpiraten", aus dem er im Gymnasium Fürstenried für die Schüler der achten Jahrgangsstufe las.
"Ein Denkmal setzen"
"Die Edelweißpiraten waren eine jugendliche Protestbewegung gegen Hitler und im Vergleich zu anderen Gruppierungen relativ unbekannt", sagte Reinhardt. "Der Schwerpunkt der Edelweißpiraten war im Rhein-Ruhr-Gebiet. Die Mitglieder waren zwischen 14 und 17 Jahre alt und man schätzt die Zahl der Anhänger heute auf mehrere tausend." Persönliche Motive seien am Anfang dieser Widerstandsbewegung gestanden. "Die meisten der Edelweißpiraten stammten aus der Arbeiterschicht. Nach acht Jahren Volksschule mussten sie in die Lehre. Ihre Woche bestand aus sechs Arbeitstagen. Die wenige Freizeit, die sie hatten, wollten sie nicht bei der Hitlerjugend verbringen", erklärte der Autor vor der Lesung. Nach und nach habe sich aber eine politische Protestbewegung entwickelt, sie hätten Flugblätter verfasst und nachts Hauswände beschriftet. "Ich wollte die Edelweißpiraten mit diesem Buch aus dem Vergessen rausholen und ihnen ein Denkmal setzen", betonte Reinhardt. "Ich habe diesen Roman geschrieben, damit sie nicht vergessen werden."
"Sie waren mutig"
Im Anschluss daran las Dirk Reinhardt einige Auszüge aus seinem Roman, ehe die Achtklässler die Möglichkeit hatten, Fragen zu stellen. Auch über das Schicksal einiger Edelweißpiraten berichtete der Autor noch, so etwa über Bartholomäus Schink, der 1944 im Alter von 16 Jahren in Köln von den Nazis hingerichtet wurde. "Ich bewundere den Mut, den diese Jugendlichen hatten", sagte Reinhardt abschließend. "Sie haben ihr Leben riskiert."
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