"Servus, Post Pasing"
Kleiner Nachgesang zur Schließung des Hotels Zur Post am Pasinger Marienplatz
Ende des Jahres 2018 schloss das Hotel Zur Post endgültig seine Türen. Damit ist ein Stück Pasinger Identität verloren. An seiner Stelle werden nun 90 Wohnungen mit Gartenanteil auf der Rückseite sowie Büroräume entstehen. Möglicherweise ist im Erdgeschoss später auch Platz für einen Veranstaltungsraum und fürs Pasinger Alten- und Servicezentrum (ASZ). Die Gespräche dazu laufen noch. Nun machen sich Planer und Baubeauftragte des Immobilienbesitzers MONACHIA Grundbesitz GmbH & Co. KG Doblinger Unternehmensgruppe an die Umgestaltung des Hauses.
Mit dem Aus für die „Post“ geht ein Stück Pasinger Identität verloren, das Haus war Zeuge für die wechselvolle Geschichte Pasings. Zuallererst trug das Haus den Namen „Gasthof Zur Post“. Nach Mathias Spiegl, dem ersten Besitzer, übernahm 1898 Ludwig Resch die Geschäfte. Der verkaufte die Gaststätte 1910 an die Löwenbrauerei, in dessen Besitz sich das Haus bis allerzuletzt befand, wie das Pasinger Archiv dokumentierte. Nach Beschlagnahmung des Hauses durch die Wehrmacht und dem Bezug des Postsaals durch amerikanische Truppen erwachte das Haus 1946 wieder zu neuem Leben. Im Postsaal wurde für kurze Zeit die Pasinger Volksoper von Dirigent Willi Barth und dem technischen Direktor Theo de Mal gegründet, die sogar Gastspielauftritte im Umland hatte.
Gasthof, Theaterbühne, Verkaufsraum, Bürgersaal
„Über den Weg der Pasinger Volksoper zum Kinosaal, den Central-Lichtspielen und dem Savoy-Theater und schließlich einem Teppichladen wurde der Saal der Post erst wieder im Dezember 1981 zum Zentrum für Bürger und Verein“, schrieb das Pasinger Archiv im Jahre 1985. Über eine Million D-Mark hatten die Stadt München, die MONACHIA Grundstücksverwaltung und die Brauerei 1971 in die Verjüngung des Hauses gesteckt. Pächter war fortan das Gastwirtsehepaar Gerlinde und Manfred Rosenstock. 1991 fand der letzte große Umbau des Hotels statt. Anstelle des alten Gasthofs wurde das fünfstöckige Hotel mit 200 Betten und zwei Tiefgaragenebenen gebaut – so wie das Haus momentan noch am Marienplatz steht.
„Ihnen haben wir viel zu verdanken“, sagte Maria Osterhuber-Völkl, Vereinsvorsitzende des Pasinger Mariensäule Vereins und stellvertretende Vorsitzende des Bezirksausschusses. „Auch persönlich verbinde ich mit dem Namen „Zur Post“ das Ehepaar Rosenstock, nämlich unendliche Gastfreundschaft, Zuverlässigkeit, Pflichtbewusstsein. Die Post war unter ihrer Leitung „das“ Haus für Veranstaltungen. Nicht nur Partei und große Vereinsfeiern, sondern auch privat. Und Herr Rosenstock war immer da, auch wenn eine Veranstaltung bis weit nach Mitternacht dauerte, er war da. Und am nächsten Morgen war er schon wieder da!“
Schmerzlicher Verlust
Als Pasinger sei man einfach in die Post gegangen. Der Abschied falle schwer. „Der Verlust schmerzt mich doch sehr“, meinte sie weiter. Die Wirtsfamilie Rosenstock erinnert sich ebenso gern an die Jahre in der „Post“. Von 1971 bis 1999 führte sie Gasthof und Wirtschaft und habe viele wunderbare Erinnerungen „an eine sehr lange, schöne und erfüllte, aber auch turbulente und ereignisreiche Zeit unseres Gastronomenlebens“, so die Familie Rosenstock. Sie erinnern sich an die aufwendigen Renovierungen.
„Aber“, betonen sie im Rückblick, „das Nebenzimmer war für Pasings Vereine immer zu klein, und so entstand zwischen der Brauerei, Pächtern, Vereinen und dem Bezirksausschuss die Idee, den Saal neu auszubauen – die Stadt München und die Löwenbrauerei machten dies möglich. Mit Oberbürgermeister Erich Kiesl fand 1978 die große Eröffnungsfeier statt.“
Für Vereine, Bürger, Parteien, Feste, gesellschaftliche Höhepunkte
Es war der Familie Rosenstock ein Anliegen, Vereine und Parteien, Bürgern und Einrichtungen ein Dach für unterschiedlichste Veranstaltungen zu geben. „An 320 Tagen im Jahr belegt!“, erinnert sich Manfred Rosenstock. Von Faschingsball bis Bürgerversammlung, von Starkbierfest bis Parteisitzungen, von Hochzeiten bis Versammlungen einiger Berufsorganisationen, Musikkonzerte, Stammtische – alle waren willkommen. „Wir, die Familie Rosenstock, denken sehr gerne an unsere Pasinger Zeit zurück, denn viele kostbare Menschen traten in unser Leben, begleiteten uns und sind fest in unseren Herzen verankert. Servus Post Pasing!“
An legendäre Feste erinnern sich auch die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Pasinger Vereine (ARGE). „Über mehrere Jahre hat die ARGE das Pasinger Starkbierfest im Großen Saal veranstaltet“, erinnert sich Vorsitzender Georg Felbermayr. „Daneben haben viele Vereine der ARGE Pasing dort regelmäßig Veranstaltungen, wie Weihnachtsfeiern und Faschingsbälle abgehalten. Natürlich ist es schade, dass mit der Schließung der „Post“ wieder ein Stück Pasinger Geschichte verschwindet. Bleibt nur zu hoffen, dass ein adäquater Ersatz für den Postsaal gefunden wird.“
„Ein Stück Pasing verschwindet“
Stadtrat und Ex-Vorsitzender des Bezirksausschusses 21 (BA) Christian Müller trauert zwar auch dem Postsaal nach, sieht aber künftigen Pasinger Veranstaltungen positiv entgegen. „Schön war die Bühne, die man im Postsaal hatte. In meiner Erfahrung sind viele Veranstaltungen allerdings immer kleiner geworden, so dass der Saal wohl immer schlechter belegt wurde. Wenn das Gebäude jetzt abgerissen wird und an Stelle des Gasthofs dort ein neues ASZ entsteht, dann ist auch dem Marienplatz als zentraler Platz in Pasing gedient."
Die Bühne und die Theateraufführungen sind auch für Neustadtrat Sven Wackermann noch sehr präsent. „Ich war schon als 14jähriger in der „Post“ Zuschauer“, erinnert er sich. „Dort habe ich übrigens auch meine allerersten Bürgerversammlungen erlebt. Damals war ich 16 und habe mit Schulkameraden für den Erhalt unserer Realschule gekämpft. Schade, dass der Saal nicht erhalten werden konnte!“
Zeichen für die Veränderung Pasings
„Wir bedauern die Entwicklung der „Post“ sehr“, betont auch der BA-Vorsitzende Romanus Scholz, „denn für unseren Postsaal bedeutet dies das Aus.“ Nun hoffe der BA für ein Unterkommen des ASZ an gleicher Stelle. Vollkommen sachlich sieht der letzte Pächter der „Post“ Fritz Schön die „Post“-Entwicklungen. „Die „Post“ ist ein ganz normales Wirtschaftsunternehmen“, betont er. „Die Änderungen sind ohne große Emotionen zu nehmen. Der Betrieb wurde eingestellt.“
Die Umwandlung des Hauses sei vielleicht auch ein Zeichen für die Veränderungen in Pasing. „Die alteingesessenen Institutionen ziehen weg“, meinte Peter Löffelmann, Leiter der Polizeiinspektion Pasing und damit unmittelbarer Nachbar der „Post“. „Letztendlich ziehen wir als Polizeiinspektion auch weg aus dem Pasinger Zentrum. Bedauern schwingt immer mit, aber Erneuerung ist wichtig. Ich hoffe für Pasing, dass die Geselligkeit und die Lebendigkeit im Straßenbild und im gesellschaftlichen Leben, aber auch die Vielfalt der Geschäfte und Einrichtungen im Pasinger Zentrum erhalten bleiben.“
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