Sendlings dunkle Stunde
Kurt-Landauer-Stiftung zeigt Ausstellung über Arisierung
Die Kurt-Landauer-Stiftung zeigt noch bis Sonntag, 18. April, von 10 bis 18 Uhr im Kulturraum Zielstatt37 die Ausstellung „Sendling arisiert". Bei freiem Eintritt thematisiert die Schau anhand ausgewählter Beispiele die Enteignung und Vertreibung jüdischer Nachbarn in Sendling.
"Geschichte erlebbar machen"
Der vor drei Jahren gegründete Verein engagiert sich für Projekte, die eine weltoffene, liberale und antirassistische Gesellschaft fördern. Mit Hilfe seiner Erinnerungsarbeit möchte der Verein Geschichte erlebbarer machen.Hierbei setzt er vor allem auf eine Kombination zwischen Sport und lokalem Bezug.
In Zusammenarbeit mit den Historikern Simon Goeke, Martin W. Rühlemann und Maximilian Strnad widmet sich die Kurt-Landauer-Stiftung in ihrer Ausstellung dem Thema Vertreibung und Enteignung im Stadtteil Sendling. Unter dem Motto „Sendling arisiert“ wird anhand ausgewählter Beispiele gezeigt, wie der staatlich organisierte Raub von Eigentum jüdische Mitbürger entrechtete sowie in gesellschaftliche Isolation und Armut führte. Daneben macht die Schau deutlich, welche Institutionen und Akteure von der „Arisierung“ profitierten. Zudem wird aufgezeigt, welche entwürdigende Behandlung überlebende Angehörige bei der Rückerstattung des geraubten Eigentums nach Kriegsende erfahren mussten.
Sendlinger Sportler als Opfer
Die tragische Lebensgeschichte des ehemaligen Jugendspielers des FC Bayern Werner Sigismund Hecht und seiner Familie bildete ebenfalls den Anstoß die Ausstellung im Sendlinger Kulturraum ins Leben zu rufen. Hecht, der am Harras aufwuchs wurde mit seiner Frau und seinem Sohn 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. „Seine Geschichte hat uns zu der Frage gebracht, wie sich der Holocaust hier bei uns vor Ort darstellte“, so Simon Müller von der Kurt Landauer Stiftung. Der Zusammenhang zwischen Sport, Geschichte und lokalem Bezug wurde vom Verein gewählt, um den Sendlingern und Münchnern einen neuen Zugang zum Thema zu verschaffen und ihnen aufzuzeigen, welche entwürdigende Behandlung die früheren Viertelbewohner zur damaligen Zeit erdulden mussten.
Landauer als Vorbild
Der ehemalige Präsident des FC Bayern München, Kurt Landauer, wurde aufgrund seines jüdischen Glaubens von den Nationalsozialisten verfolgt. Nach Kriegsende kehrte er nach München zurück und übernahm erneut das Präsidentenamt beim Münchener Fußballverein. Ihm zu Ehren wurde die Stiftung ins Leben gerufen. „Kurt Landauer steht für Weltoffenheit und Toleranz, anhand seiner persönlichen Geschichte kann man die Schrecken dieser Zeit anschaulich vermitteln“, beschreibt Stiftungsmitglied Michael Linninger den Leitgedanken des Vereins.
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