Platz für Kroko, Kröte und Co.
Stadt bietet Reptilienauffangstation Grundstück in Freiham an
Erst vor kurzem hat die Auffangstation für Reptilien in der Kaulbachstraße wieder 25 neue Tiere bekommen. Es handelte sich um Spornschildkröten, die nach der Scheidung eines Münchner Paars kein Zuhause mehr hatten. Insgesamt beherbergt Deutschlands größte Auffangstation für exotische Tiere rund 1200 Tiere: Vier Meter lange Krokodile, Riesenschlangen, einen 2,60 Meter langen Waran, exotische Spinnen, kleine Kaimane, aber auch Wildtiere wie Waschbären. Oft wurden die Exoten als Jungtiere angeschafft und in heimischen Terrarien gehalten. Dass ein Krokodil mehrere Meter lang und Schildkröten bis zu 100 Kilo schwer werden können, ist vielen Haltern gar nicht bewusst gewesen. Ebenso unterschätzten viele die lange Lebensdauer der Tiere. Schildkröten können beispielsweise bis zu 100 Jahre alt werden. Die Folge: Die Halter „entsorgen“ die Tiere einfach, setzen sie aus oder Behörden greifen ein und holen die Tiere aus ihrer nicht artgerechten Unterbringung. Auch beschlagnahmte und illegal eingeführte Reptilien kommen in die Münchner Auffangstation. Obwohl einige der jährlich 400 neuen Tiere abgegeben werden können - mittlerweile platzt die im Jahre 2001 gegründete gemeinnützige Reptilienstation aus allen Nähten. „Um den gesetzlichen Vorgaben für die Tierhaltung zu entsprechen, brauchen wir mehr Platz“, erklärte Biologe Patrick Boncourt.
Als „Ekeltiere“ abgestempelt
Das Kommunalreferat der Stadt hat dem Verein deswegen ein 4650 Quadratmeter großes Grundstück am Rand des Neubaugebiets Freiham für den Bau einer neuen Auffangstation angeboten. „Wir wollen den Tieren helfen, denn artgerechte Tierhaltung ist uns wichtig“, sagte Kommunalreferent Axel Markwardt. Die Stadt ist allerdings auf die Auffangstation angewiesen, denn die behördlich beschlagnahmten Tiere brauchen schließlich ein artgerechtes neues Zuhause. Bis Ende September hat der Verein nun Zeit sich zu entscheiden. „Wir werden bis dahin einige Gespräche führen“, erklärte Boncourt. Vor allem die Finanzierung – das Grundstück soll der Verein zum Marktwert erwerben können – des Grunderwerbs und des neuen Reptilienhauses muss geregelt sein. Auf Spenden braucht der Verein nicht zu hoffen. „Unsere Tiere werden oft als Ekeltiere abgestempelt“, bedauerte Boncourt. Tierfreunde würden lieber für Hunde und Katzen spenden. Derzeit gibt der Freistaat einen jährlichen Zuschuss von 331.000 Euro. Davon werden auch die Personalkosten für die sechs Zootierpfleger und die Tierärzte bezahlt. Viele der Tiere würden in einem äußerst schlechten Zustand in die Auffangstation kommen. Einfach einschläfern lassen, wie es einige Bürger vorschlagen, ist übrigens aus Tierschutzgründen gar nicht erlaubt, versicherte Boncourt. Es würde auch den ethischen Werten des Vereins widersprechen.
„Da ist viel Haustechnik gefragt“
Zwischen zehn bis 15 Millionen Euro müsse man wohl für ein neues Reptilienhaus veranschlagen, überlegte Boncourt. Die Tiere seien temperaturempfindlich. Manche brauchten Trockenheit, andere tropische Hitze. „Da ist viel Haustechnik gefragt“. Alternative Energien wie Erdwärme und Solarenergie könnten helfen, den Bedarf zu decken. In einem neuen Haus könnte es dann auch endlich eigene Arbeitsplätze für die Mitarbeiter geben und ein pädagogisches Programm für Schüler und Interessierte, „um die Scheu vor unseren Tieren abzubauen“, sagte Boncourt.
Den Vorschlag der Stadt begrüßte Bezirksausschussvorsitzender Sebastian Kriesel. „Dass es immer noch viele Mitmenschen gibt, die sich Reptilien halten und damit überfordert sind, macht so eine Einrichtung notwendiger denn je“. Er bittet Stadt und Freistaat bei der Realisierung die notwendigen finanziellen Mittel bereit zu stellen. „Die Unterbringung dieser Tiere ist eine Gemeinschaftsaufgabe“.
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