Neuer Eigentümer - neue Hoffnung
Fast unbemerkt wurde das ehemalige Beck-Haus versteigert
Seit über zwanzig Jahren verfällt das ehemaligen Beck-Haus in der Fürstenrieder Straße 21. Rätselhaft, warum das einstige repräsentative Kaufhaus seit so vielen Jahren ungenutzt bleibt, merkwürdig auch die Hintergründe, über die immer wieder spekuliert wurde und in die kaum Einblick zu bekommen ist. Da knüpfen Bürgerschaft und politische Vertreter große Hoffnung an einen neuen Investor, der diesen dunklen Fleck in Laim endlich aufräumen soll – sowohl den Bauschutt als auch die nicht enden wollenden Gerüchte um die insolvente Beck-Haus-Besitzerin Daniela Högl. Ob ein Neuanfang aber das undurchsichtige Gewirr ums Beck-Haus beenden kann, muss nun fraglich erscheinen, denn auch den neuesten Entwicklungen haftet ein schaler Beigeschmack an. Heimlich, still und leise fand eine vermeintlich öffentliche Versteigerung des 2622 Quadratmeter großen Grundstücks samt heruntergekommenem Baukörper statt. Das ehemalige Beck-Haus hat einen neuen Besitzer!
Verkündigung über den Zuschlag vertagt
Im Mai war bereits eine Zwangsversteigerung des ehemaligen Beck-Hauses im Amtsgericht München angesetzt. Diese platzte jedoch aus bisher unbekannten Gründen. Der Hauptgläubiger, die österreichische Raiffeisenbank Linz, setzte nun von der Öffentlichkeit unbemerkt erneut einen Termin zur Versteigerung an. Ende September versammelte sich ein kleines Grüppchen im Amtsgericht, um über die Zukunft des ehemaligen Beck-Hauses zu entscheiden. Darunter Beck-Haus-Besitzerin Daniela Högl, zwei Herren, die sich als Vertreter einer GmbH in Gründung, der „Fürst 21“ vorstellten sowie ein weiterer Privatmann. 20 Minuten waren für die Abgabe der Gebote angesetzt, das zuletzt genannte Gebot sollte den Zuschlag bekommen. Der Schätzwert für das ehemalige Beck-Haus lag bei 9,6 Millionen Euro. Beim Gebot von 6,1 Millionen Euro fiel bereits der Hammer zugunsten der GmbH in Gründung. Noch aber sollte über das Beck-Haus nicht entschieden sein. Denn die Chefin der „Fürst Atrium GmbH“, Daniela Högl, erklärte wieder einmal, sie könne das geschuldete Geld beibringen. Formal bedeutet dieser Einspruch, dass die Verkündigung darüber, wer den Zuschlag erhält, zwei Wochen lang ausgesetzt wird. Nach Verstreichen der Zwei-Wochen-Frist sollte Noch-Besitzerin Daniela Högl ein weiteres Mal überraschen: Sie zog eine Klage hervor, die sich gegen die stattgefundene Versteigerung richtete. Darin enthalten war angeblich auch ein Schreiben des zweiten Mitbieters, worin dieser erklärt, dass die Vertreter der „Fürst 21“ im Vorfeld klarmachten, dass sie das ehemalige Beck-Haus in jedem Fall ersteigern werden. Etwaige Absprachen, um den Preis zu drücken? Eine vorsätzlich geheim gehaltene Versteigerung, um weitere Mitbieter auszuschließen? Eine Klage der Alt-Besitzerin um weiterhin Zeit zu schinden? Spekulationen über Mauscheleien und Arrangements unter der Hand könnten nun viele gemacht werden. Brisant aber ist der Fakt: Die sich in Gründung befindende „Fürst 21 GmbH“ ist eine Tochtergesellschaft der Raiffeisenbank Linz.
„Fürst 21 GmbH“ ist neuer Eigentümer
Der Gläubiger also als neuer Investor. Kann es da verwundern, dass das Objekt zum Schnäppchenpreis, nämlich zu unter 70 Prozent des Schätzwertes, über den Tisch ging? Offiziell wurde aber erst einmal festgelegt: Der Zuschlag geht an die „Fürst 21 GmbH“, die damit der neue Besitzer des ehemaligen Beck-Hauses ist. Josef Mögele, Vorsitzender des Bezirksausschusses Laim, verfolgte die gesamte Entwicklungsgeschichte rund ums Beck-Haus und wohnte als Gast der Versteigerung bei. Optimistisch wagt auch er noch nicht in die Zukunft des „Laimer Schandflecks“ zu blicken: „Bei dem Haus geht nie etwas grad, deshalb bin ich da jetzt vorsichtig. Freuen kann ich mich noch nicht, da ist ja schon so viel schief gegangen.“ Noch ist nämlich unklar, ob Daniela Högl doch noch Klage einreicht und damit die Entscheidung über die Versteigerung noch einmal zum Kippen bringt. Sollte jedoch die „Fürst 21 GmbH“ im Besitz des Hauses bleiben, so hofft Mögele auf eine gute Zusammenarbeit mit der Laimer Bürgerschaft. Denn die Laimer würden gerne mitreden, wenn es darum geht, wie das ehemalige Beck-Haus, das an einem durchaus wichtigen Standort in Laim steht, genutzt wird. „Auf keinen Fall eine Spielhalle“ will BA-Chef Mögele dort entstehen sehen. Stattdessen könnten Geschäfte, Büros und auch Wohnungen in einem neuen Bau Einzug finden. Mögele wäre zudem dafür, dass Laim etwas wagt und mit einem Pilotprojekt vorangeht: „Ganz oben könnte eine Kinderbetreuungseinrichtung mit Dachterrasse entstehen, wie das in dicht besiedelten Städten durchaus schon üblich ist. Es ist wichtig, dass man so etwas einmal versucht.“ Nach einem Jahr Planungszeit und weiteren etwa eineinhalb Jahren Bauzeit könnte diese Idee auch tatsächlich umgesetzt sein.
Stadt bot nicht mit
Bei all den unerwarteten Entwicklungen in Sachen ehemaliges Beck-Haus, könnte fast in Vergessenheit geraten, dass die Stadt München wortbrüchig wurde. Noch im Mai dieses Jahres hatte das Kommunalreferat auf Anfrage des Werbe-Spiegels versichert, dass die Stadt München bei einer Versteigerung des Beck-Hauses mitbieten und damit dem Wunsch der Laimer entsprechen würde. Diese wollten das Haus nämlich allzu gerne in den sicheren Händen der Stadt wissen. Bei der neuerlichen Versteigerung war die Stadt aber nicht anwesend. Von vornherein war das Budget für den Kauf des Laimer Beck-Hauses allzu niedrig angesetzt worden. Nur etwa 4 Millionen wollte die Stadt ausgeben. Von einer ernsthaften Absicht, das Haus kaufen zu wollen, kann also nicht die Rede sein. „Die Stadt hat noch nicht kapiert, dass sie, wenn sie Grundstücke haben will, viel, viel Geld auf den Tisch legen muss. Da muss man mal stark nachdenken“, erklärt Mögele. Die Stadt müsse endlich der gegenwärtigen Immobilien-Situation ins Auge sehen.
Bleibt nun zu hoffen, dass die Turbulenzen um das ehemalige Beck-Haus zur Ruhe kommen und der neue Besitzer sich offener für Diskussionen und Bürgerbeteiligungen zeigt als seine Vorgängerin.
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