Kirchen, Kreuze und Kapellen
Ausstellung des historischen Arbeitskreises im Pfarrheim St. Michael
Einem geschiedenen und wiederverheirateten Mann musste in diesem Jahr das kirchliche Begräbnis versagt werden, so stand es im Seelsorgebericht aus dem Jahre 1944, darin wird auch bemängelt, dass „die Pflege der Gebete und die Kindererziehung größtenteils mangelhaft sind“. Auch den Grund wussten die damaligen Schreiber. Es liege wohl an den langen Kriegsjahren, dass die Leute „leichtfertig und gleichgültig“ geworden seien. „Sie halten es für wichtiger am Sonntag das Kino und andere Vergnügungsstätten aufzusuchen statt dem Gottesdienst beizuwohnen.“ Der Seelsorgebericht ist nur eines der Dokumente, die derzeit im Lochhausener Pfarrheim Sankt Michael (Schussenrieder Straße 4) ausgestellt sind. Der Arbeitskreis Langwied-Lochhausen historisch hat seine neue Ausstellung unter das Motto „Kirchen, Kreuze, Kapellen und religiöses Leben in Lochhausen und Langwied“ gestellt. Auf den Dokumentationswänden haben die Aktiven rund um die Historikerin Barbara Kuhn unzählige Fotos, Schriften und Pläne zusammengetragen. Da gibt es beispielsweise eine Reihe von Fotos ehemaliger Kommunionkinder und Firmlinge zu bestaunen. Den modischen Wandel erkennt man an den mal kurzen, mal langen, mal rüschigen, dann wieder eher schlichten Kleidern der kleinen Mädchen. Viele Besucher der Ausstellung werden sich selbst auf einem der vielen Fotos erkennen. Sei es als Teilnehmer an einem Pfarrfest oder bei einer anderen kirchlichen Veranstaltung.
Ältestes Zeugnis
Sehr viel Raum wurde der Entstehung sowie dem Wachstum der katholischen und der evangelischen Kirchengemeinde gewidmet. Was viele nicht wissen: Das älteste Zeugnis einer Kirche in Lochhausen stammt aus einem Pfarrbuch aus dem Jahre 1627. „Im November 1172 wurde dieser Tisch vom ehrwürdigen Bischof Adalbert aus Freising geweiht“, so die Annalen. Von der ursprünglichen Kirche ist heute nichts mehr übrig. Die heutige Gestalt der Kirche stammt aus dem Jahr 1926, heißt es auf einer der Informationstafeln. Alte Dokumente und Baupläne illustrieren die Entwicklung des Gotteshauses.
Interessant ist auch die Aufstellung der bisherigen Pfarrer von St. Michael, die 1455 mit Johannes Thanner beginnt und 2014 mit Abraham Nedumthakidy endet. Viele der Nachnamen findet man heute in den Straßennamen Aubings wieder. Die Entwicklung der Evangelischen Gemeinde mit dem Gemeindezentrum Bartimäus, der Bau der Kapelle in Langwied, die 1964 geweiht wurde, die vielen Wegekreuze, Marterl, das Kriegerdenkmal, aber auch die Geschichten der Kirchturmglocken und -uhren können nachgelesen werden. Informationen über die im Jahre 1737 gegründete Lochhausener Herz-Jesu-Bruderschaft, die ihre optische Ausprägung in der Darstellung eines in der Kirche abgebildeten von der Dornenkrone der Bosheit blutenden Herz Jesu findet, sind sicherlich für einige Besucher eine wenig bekannte geschichtliche Randnote. Die Ausstellung ist noch am 19. und am 26. Oktober, jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Am 19. Oktober gibt es ab 16 Uhr ein Zeitzeugen-Café und am 25. Oktober lädt Jürgen Woltz um 13.30 Uhr zu einer Kirchenführung durch St. Michael ein.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH