Integration gelingt über Freundschaft
Ulrike Koller, Mitglied im Helferkreis Flüchtlinge des Pfarrverbands Laim:
„Seit gut einem Jahr gebe ich Geflüchteten ehrenamtlich Deutschunterricht, anfangs in der Tübinger Straße, nun in der Unterkunft an der Hans-Thonauer-Straße. Im Sprachkurs haben sich schnell weitere Aufgaben ergeben, denn viele Geflüchtete benötigen natürlich auch Unterstützung und Begleitung, zum Beispiel für Behörden- oder Arztbesuche, oder auch bei der Schul- oder Arbeitssuche und im Kontakt mit den Lehrern ihrer Schule.
Vor allem brauchen sie aber eines: persönliche, freundschaftliche Kontakte, über die sie unser Leben und unsere Kultur viel besser kennenlernen und sich daher viel schneller bei uns integrieren können, als nur über Schule oder Arbeit. Seit sieben Monaten begleite ich einen afghanischen Schützling recht intensiv. Wir tauschen uns fast täglich über seine Fragen und Probleme aus, ich unterstütze ihn – wo möglich – bei schulischen und sonstigen Fragen. Wir gehen aber auch zusammen ins Kino, Theater, machen Ausflüge und kochen miteinander – mal deutsch, mal afghanisch. Weihnachten oder Geburtstag feiern wir zusammen, ja eigentlich ist er mittlerweile ein festes Mitglied unserer Familie geworden. Und das ist keineswegs eine Einbahnstraße. Mit seiner Kultur und seinen Erfahrungen ist er auch für meine Familie und mich eine große Bereicherung.
Aus dieser rundum positiven Erfahrung heraus kann ich nur allen Interessierten dazu raten, sich auf solch ein intensiveres Miteinander in Form einer quasi Patenschaft mit einem Geflüchteten einzulassen. Denn ich bin absolut davon überzeugt, dass vor allem über diesen persönlichen 1:1-Austausch jegliche Barrieren oder Hemmnisse, die manch einer ganz verständlicherweise gegenüber den „Fremden“ mit sich trägt, abgebaut und so ein harmonischeres Zusammenleben zwischen den eingesessenen und den neuen Stadtteilbewohnern möglich ist.“
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