"Gesichter unseres Viertels"
Interkulturelle Fotoreportage über Menschen in Neuaubing und Westkreuz
Zusammenhalt, Geschichte, Erweiterung, Grauzone, Verantwortung,… – 16 verschiedene Begriffe hatten die Fotografin Berthel Fath und die Künstlerin Naomi Lawrence gefunden. Mit diesen charakterisierten sie die Vielfalt des Viertels Neuaubing-Westkreuz. „Die Gesichter unseres Viertels“ lautet der Titel der Ausstellung, die vor kurzem im Forum am Westkreuz, in der ehemaligen Schlecker-Filiale, eröffnet wurde. Ein Jahr lang waren die beiden Frauen in den Stadtteilen Neuaubing und dem Westkreuz unterwegs gewesen, um Bewohner in Bild und Wort zu portraitieren und dadurch die Vielfalt des Viertels herauszustellen.
Ihre Eindrücke haben sie in den 16 Begriffen zusammengefasst. Für jeden haben sie eine eigene Stele kreiert. Darauf sieht man den Interviewten in seinem typischen Lebensumfeld und eine kurze Beschreibung. Zum Beispiel Christian W.: Den aktiven älteren Gewichtheber beim Neuaubinger Sportverein ESV hat die Fotografin mit Sportkleidung im Kraftraum abgelichtet. Mit etwa 600 Mitgliedern ist der Bereich Kraft und Fitness eine der mitgliederstärksten Abteilungen. Deswegen hofft Christian W. auf eine städtische Förderung für den Verein, damit das Gewichtheben erhalten bleibt. Der Sport führe nämlich Menschen zusammen, die sonst wenig oder nichts miteinander zu tun haben.
Zum Nachdenken anregen
Dunja D. berichtet über ihre Bemühungen im Bildungslokal Deutsch zu lernen. Zweimal die Woche kommt die Afghanin, die auf dem Foto eine moderne Bluse im Leopardenlook trägt. Und dann gibt es noch Kenneth. Auf dem Foto ist der Bub natürlich im Fußballdress mit Fußball zu sehen. Das Kicken ist nämlich seine Leidenschaft. An den Grünflächen zwischen den Hochhäusern ist aber Kicken verboten. „Wir trauen uns nicht auf den Rasen, denn wenn wir es tun, schimpfen uns die alten Leute aus“, bedauert der Junge. Deswegen hat Kenneth zwei Wünsche: Einen Fußballplatz in der Wohnanlage und „dass Alt und Jung besser miteinander auskommen“.
Bis zum 17. Dezember können die Interessierten sich auf Spurensuche auf die Freifläche des Forums am Westkreuz begeben. Die Stelen dieser interkulturellen Fotoreportage sind dienstags von 9.30 bis 17 Uhr, mittwochs von 9.30 bis 19 Uhr und donnerstags von 9.30 bis 14 Uhr zu besichtigen.
„Die Besucher sollen zum Nachdenken angeregt werden:über sich selbst, den eigenen Stadtteil und die Nachbarn“, heißt es auf einem Infoflyer. Außerdem soll die Ausstellung „Lust machen, sich an Projekten zu beteiligen“, eine eigene Identität für das Viertel zu finden und miteinander in Kontakt zu treten. Die Fotoreportage ist schließlich ein Projekt zur integrierten Stadtteilentwicklung („Aktive Zentren“) in Neuaubing und Westkreuz. Mit diesem und anderen Projekten unterstützen die Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung (MGS) und das Referat für Stadtplanung und Bauordnung das Sanierungsgebiet und wollen den öffentlichen Raum attraktiver machen. Welche Pläne es zur Stärkung des Viertels gibt, darüber informierten Ulf Millauer von der MGS und Bezirksausschussvorsitzender Sebastian Kriesel sowie Stadtteilmanager Daniel Genée.
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