„Erster Halt: Lochhausen“
Ausstellung zu „175 Jahre Eisenbahnlinie“
Noch nie gezeigte Pläne, alte Zeitungsausschnitte, Postkarten, Fotos und Dokumente – der Pfarrsaal von Sankt Michael in Lochhausen hat sich für ein paar Wochen in ein Eisenbahnmuseum verwandelt. Anlässlich des 175-jährigen Jubiläums der Eisenbahnlinie München-Augsburg hat der Arbeitskreis „Langwied Lochhausen historisch“ als einer der verschiedenen Ausstellungsorte entlang der Bahnlinie das Thema „Erster Halt: Lochhausen“ bearbeitet.„Zwischen München und Augsburg wurde Eisenbahngeschichte geschrieben“, stellt Ministerpräsident und Schirmherr Horst Seehofer in einem Grußwort zu den Ausstellungen fest.
Das belegte die Historikerin Barbara Kuhn vom historischen Arbeitskreis. Monatelang hatte sie in Archiven, im Internet und in alten Büchern und Akten nach relevantem Material gesucht. Sogar auf Ebay schaute sie regelmäßig vorbei, um historisches Material aus Lochhausen und Langwied zu ersteigern. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Vom Beginn der Eisenbahnära bis heute hat Kuhn die Geschichte auf den Stellwänden dokumentiert. Viele Karikaturen, Anekdoten und kurzweilige Texte lockern das Ganze auf.
Die Anfänge
Die Geschichte der Eisenbahn ist noch gar nicht so alt. „Vor 190 Jahren ist die erste Eisenbahn der Welt von Darlington nach Stockton gefahren“, berichtet Kuhn. Damals sahen die Waggons noch wie Pferdedroschken aus – sie konnten sogar multifunktional sowohl vor eine Dampflok wie vor ein Pferd gespannt werden. Anfangs stand die Bevölkerung der neuen Transportart skeptisch gegenüber. „Wegen der Geschwindigkeit haben viele geglaubt, dass man vom Zugfahren blöd wird“, erzählt die Historikerin.
Nach privaten Anfängen übernahm aus Kostengründen bald der Staat das Projekt, in Bayern den Schienenverkehr einzurichten. Die Verlegung der Schienen war eine Herausforderung für die deutschen Ingenieure. Sie mussten stabile Holzbrücken über Flüsse bauen, Schienen durch das Aubinger Moor verlegen, Höhenzüge überwinden. „Das waren alles Pioniertaten“, erklärt Kuhn vor der Infotafel mit technischen Zeichnungen. Bilder vom damaligen Lochhausen, aber auch Carl Spitzwegs Genrebilder geben einen Eindruck von der damaligen Zeit.
Personalintensiv
Am 1. September 1839 wurde die Station Lochhausen als erster Halt außerhalb Münchens eröffnet. Es war eine feierliche Zeremonie, wie man auf einem alten Gemälde sehen kann. Damals war das Bahnfahren übrigens eine sehr personalintensive Angelegenheit. So musste beispielsweise eine Gruppe von Bremsern auf einen Pfiff hin den Zug bremsen.
Ein Jahr später war die Bahnstrecke bis Augsburg fertiggestellt. 600 Leute konnten im Zug mitfahren und statt in 14 Stunden mit der Pferdekutsche konnte die Strecke in 1,5 Stunden bewältigt werden. Angesichts dieser Vorteile waren die anfänglichen Vorbehalte gegen die Lokomotive schnell vergessen. Die unterschiedlichen Bahnhofsgebäude, die Elektrifizierung der Strecke im Jahre 1927 aber auch der S-Bahnbau 1972 sowie die Errichtung des vierten Gleises nach Augsburg sind in der Ausstellung dokumentiert.
Zeitzeugen-Café
„Trotzdem findet man in Lochhausen heute noch am S-Bahnhof Relikte aus der alten Zeit“, so Kuhn. Sie bedauert aber, dass die geschichtsträchtige alte „Wirtschaft zur Eisenbahn“ demnächst abgerissen werden soll. Lob gibt es dafür für den Aufzug am S-Bahnhof Lochhausen, der nach jahrelangen Diskussionen endlich in diesem Jahr angebracht worden war. Fotos aus Vergangenheit und Gegenwart, Reiseberichte aber auch ein paar Exponate wie alte Reisekoffer, eine Monatskarte aus den 40er Jahren, die Eisenbahneruhr und eine Signallampe runden die Ausstellung ab.
Am 18. Oktober findet um 15 Uhr ein „Zeitzeugen-Café“ im Pfarrheim Sankt Michael, Schussenrieder Straße 4, statt. Die Ausstellung ist noch an den vier Sonntagen im Oktober jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Am 1. November kann sie von 15.30 bis 17.30 Uhr besichtigt werden.
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