Erst Abrissbirne, dann Lernhaus
Marode Verbandsgrundschule weicht modernem Schulbau
Beste Bedingungen für die Bildung - und das von klein auf. Darauf dürfen sich die Karlsfelder Grundschüler ab 2019 freuen. Weil eine Sanierung der baufälligen Verbandsgrundschule München-Karlsfeld nicht mehr möglich ist, steht dem Gebäude nun der Abriss bevor. Vergangenen Donnerstag wurde in der Gemeinderatssitzung die weitere Planung verkündet: Der Neubau soll nach dem „Münchner Lernhauskonzept“ erfolgen.
"Katastrophaler Zustand"
Schon seit Jahren bemüht sich die Rektorin der Verbandsgrundschule und CSU-Gemeinderätin, Ursula Weber, um die Sanierung des maroden Schulhauses. Denn, so Florian Schindler vom Schulverband München-Karlsfeld: "Die Schule ist in einem katastrophalen Zustand." Doch während 1999 ein neuer Pausenhof gebaut und 2009 die Sanierung der Zweifachturnhalle folgte, verkam das Schulhaus immer weiter. Vor allem Fenster, Fassade und Dach seien dringend sanierungsbedürftig. Eine Kernsanierung würde die Landeshauptstadt München, welche für die Erhaltung der Schule zuständig ist, inzwischen teurer kommen als ein Neubau.
"Traum geht in Erfüllung"
Das langjährige Versäumnis der Stadt stellt sich für Karlsfeld deshalb nun als echter Glücksfall heraus. Nicht nur für die Rektorin geht damit „ein Traum in Erfüllung“. Auch die Schüler und Lehrer dürfen sich freuen. Denn das Lernhauskonzept, nach dem die Landeshauptstadt inwischen alle neuen Schulen plant, verbindet moderne Architektur mit einer pädagogisch sinnvollen Raumgestaltung. Anders als in herkömmlichen Schulen, lernen die Kinder hier nicht in abgetrennten Klassenzimmern. Vielmehr geht das Lernhauskonzept davon aus, dass sich ein räumliches Miteinander auch positiv auf die sozialen und schulischen Kompetenzen der Kinder auswirkt. Die Lehrräume sind deshalb als sogenanntes „Cluster“ um eine gemeinsame Mitte organisiert, wobei die transparente Raumgestaltung eine Sichtbeziehung zum Gemeinschaftsraum von allen Klassenräumen aus erlaubt. Durch die Gliederung in überschaubare Einheiten werden optimale Lernbedingungen geschaffen, weiß auch Ursula Weber: „Dank des differenzierten Raumkonzeptes ist ein flexibles und sehr individuelles Arbeiten möglich.“
Platz für 600 Schüler
Derzeit besuchen 309 Schüler in 13 Klassen die Verbandsgrundschule. Im Lernhaus sollen bis zu 600 Schüler in sechs Zügen unterrichtet werden. Damit reagiert die Stadt München auf den zu erwartenden Zuzug, etwa in die Neubaugebiete Hirmerei oder Gerberau. Der Abriss des alten Schulgebäudes soll erst nach Fertigstellung des neuen Lernhauses erfolgen. „Das ist ein großer Gewinn, dass wir so lange im Altbestand bleiben können,“ weiß Ursula Weber. Zusätzlich sollen ab 2016 Pavillons errichtet werden, um dem steigenden Bedarf an Unterrichtsplätzen gerecht zu werden.
Kosten für Gemeinde steigen
Während der Bau der Verbandsgrundschule 1961 schlappe 4,6 Millionen D-Mark betrug, wird das neue Lernhaus wohl deutlich teurer ausfallen. Wie viel genau das Projekt die Landeshauptstadt kosten wird, ist jedoch nicht bekannt. In einem Finanzplan der Stadtkämmerei sind die Baukosten mit 15 Millionen Euro veranschlagt. Ob das jedoch ausreicht, wird sich wohl erst noch herausstellen. Die Gemeinde Karlsfeld muss allein für die Mietkosten aufkommen. Diese belaufen sich derzeit auf 78.000 Euro jährlich. Dabei wird es mit dem neuen Lernhaus jedoch nicht bleiben. „Die Miete wird sich definitiv erhöhen“, bestätigt Florian Schindler. Rektorin Ursula Weber freut sich hingegen schon heute auf die Fertigstellung 2019. "Für mich geht damit ein Traum in Erfüllung", verrät sie.
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