"Eine Katastrophe"
Anwohner kritisieren "Wohnen für alle"-Projekt in der Franz-Albert-Straße
Die Aufregung war groß auf der Informationsveranstaltung im vollbesetzten Theatersaal des Hans-Sieber-Hauses in der Manzostraße, zu der die GEWOFAG wegen der geplanten Bebauung des Grundstücks an der Ecke Franz-Albert- / Naßlstraße Anwohner eingeladen hatte. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft plant, auf dem knapp 7.000 Quadratmeter großen Grundstück zirka 85 Wohneinheiten im Rahmen des städtischen Wohnungsbau-Sofortprogramms "Wohnen für alle" zu errichten.
In den acht Gebäuden werden die Wohnungen, ein Gemeinschaftsraum und ein Büro für die Betreuung der Bewohner sowie die Vernetzung in der Nachbarschaft entstehen. Die Häuser gruppieren sich um einen zentralen Anger mit gemeinschaftlichen Freiflächen mit Spielplätzen und Aufenthaltsbereichen für Bewohner und Anwohner. Stellplätze für Autos – geplant sind derzeit 27 – entstehen um diesen Anger herum. Die Bebauung ist nur in dem vorhandenen Baufeld an der Ecke von Franz-Albert- und Naßlstraße geplant. Die restliche Wiese bleibt wie bisher eine frei zugängliche Grünfläche. Die Zufahrt zur Wohnanlage soll über die Naßlstraße und den Schwerdweg erfolgen.
Ausgewogene Mischung bei Wohnungsvergabe
Die GEWOFAG plant sowohl Einzimmerwohnungen (47) als auch Zwei- und Zweieinhalbzimmerwohnungen (16) sowie Dreizimmerwohnungen (22). Die Mehrzimmerwohnungen werden ausschließlich an Familien vergeben. Einziehen werden berechtigte Haushalte von der Vormerkliste des Amts für Wohnen und Migration sowie anerkannte Flüchtlinge (51 Prozent) und andere Wohnungslose, die von Sozialpädagogen des Sozialreferats sowie von einer sozialen Hausverwaltung betreut werden. Man werde bei der Belegung auf eine ausgewogene Mischung von Ein-Personen-Haushalten und Familien sowie auf eine Durchmischung von Frauen und Männern achten, heißt es von Seiten der GEWOFAG und des Amtes für Wohnen und Migration.
Die Anwohner fühlen sich wegen des Projekts in ihrer Wohnidylle gestört und kritisieren das Ganze massiv: Angefangen von der Belegung der Häuser über die Bewohnerstruktur, das Verkehrsaufkommen, fehlende Keller, die geplante Anzahl der Stellplätze bis hin zu einem befürchteten Wertverlust der Immobilie brachten sie ihre Sorgen vor und machten ihrem Unmut über das Projekt Luft – und das bisweilen deutlich. "Dass so wenige Parkplätze geplant sind, ist für unser Wohngebiet eine Katastrophe", sagte etwa eine Anwohnerin. "Ich kann nicht verstehen, wie die Landeshauptstadt München auf einem Filetstück in Allach einen sogenannten sozialen Wohnungsbau vertreten kann", erklärte eine andere Frau.
"Jung, männlich und Troublemaker"
Auch die geplante Anzahl der Ein-Zimmer-Appartements stieß einigen Anwohnern auf. "Die, die da hinein wandern sind jung, männlich und Troublemaker." Und ein Mann betonte: "Wir haben hier vorwiegend Eigentümerstruktur. Wenn hier jetzt massenhaft Menschen untergebracht werden sollen, dann passt das in keinster Weise zur Umgebung", so der Mann. "Es ist zu befürchten, dass diese jungen Menschen sehr viel Unruhe bringen werden." Immerhin, es gab auch eine positive Stimme: "Ich bin in Allach-Untermenzing groß geworden und aufgewachsen. Was ich ein bisschen schade finde ist, dass viele Menschen etwas gegen das Projekt haben, die selbst zugezogen sind", bemerkte eine Frau. Vor einigen Jahren seien hundert neue Anwohner in die Naßlstraße gezogen, die von den bereits alteingesessenen Bürgern anders begrüßt wurden, als das nun der Fall sei. "Das finde ich schade."
"Wir verstehen die Ängste der Anwohner"
Heike Kainz nahm die Anliegen der Anwohner auf, die nun in die politische Diskussion um das Bauvorhaben – soweit möglich – einfließen werden. "Die Argumente und das Feedback der Anwohner zu hören ist sehr wertvoll", betonte die Vorsitzende des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing (BA 23). Danach klärt die GEWOFAG abschließend das Baurecht mit der Genehmigungsbehörde und reicht die Planungen zur Baugenehmigung ein. "Wir verstehen die Ängste der Anwohner", erklärte Michael Dengler, Sprecher der Geschäftsführung der GEWOFAG. "Vor Ort gibt es eine stabile Struktur und wir gehen davon aus, dass wir die Menschen hier verträglich unterbringen können." Nach Vorliegen der Baugenehmigung wird die kommunale Wohnungsbaugesellschaft einen Generalunternehmer zur Umsetzung der weiteren Planungen und der Bauausführung wählen. Nach derzeitigem Planungsstand könnte der Baubeginn im Frühjahr 2018 erfolgen, die Fertigstellung zirka ein Jahr später.
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