Bedeutendes Zeugnis der Geschichte
Ehemalige Lagerbaracke kann endlich gesichert werden
Der Erhalt der vom Verfall bedrohten ehemaligen Zwangsarbeiterbaracke in der Aubinger Ehrenbürgstraße ist gesichert. Wiederholt hatte der Bezirksausschuss gefordert, dass die einzig original erhaltene Baracke des Ensembles aus der Zeit des zweiten Weltkriegs dringend saniert werden müsse, bevor sie gänzlich zusammenbricht und für die Nachwelt unwiederbringlich verloren ist. Jetzt stellte der Bauausschuss des Stadtrats 307.100 Euro aus Stiftungsmitteln des Kulturbaufonds zur Verfügung. Nun kann endlich damit begonnen werden, das Ganze innen und außen zu sichern. Der Aubinger Stadtrat Johann Sauerer begrüßte die Entscheidung: „Es ist wichtig, dass wir Orte grausamer Verfehlungen und menschlichen Leides, die mitten unter uns sind, erhalten. Damit können wir verdeutlichen, dass das Unrecht nicht nur in den bekannteren Konzentrationslagern wie Dachau, sondern auch vor unserer Haustüre geschah.“
Bisher war der Schuppen notdürftig gegen eindringendes Wasser geschützt worden. Im vergangenen September war beispielsweise ein Wetterschutzdach errichtet worden, aber von Jahr zu Jahr war der Bestand immer baufälliger geworden. Teile des Gebäudes mussten abgestützt werden und im Inneren blühte der Schimmel. Dabei ist die Baracke Nummer 5 als Geschichtszeugnis von internationaler Bedeutsamkeit sogar in die Denkmalliste eingetragen.
Das ehemalige Zwangsarbeiterlager ist neben Berlin-Schöneweide das einzige erhaltene Ensemble dieser Art. Es besteht aus acht Baracken, in denen während der NS-Herrschaft ausländische Zwangsarbeiter untergebracht waren. Die meisten mussten im Reichsbahnausbesserungswerk Neuaubing und im nahegelegenen Werk des Flugzeugherstellers Dornier arbeiten.
Erinnerungsort
Während die anderen Gebäude mittlerweile Ateliers und einen Kindergarten beherbergen, blieb die Baracke 5 als Lager über die Jahrzehnte unberührt. Diese Authentizität macht das Gebäude heute so wertvoll und zwar in ideeller Hinsicht. Das Stadtarchiv, der Fachbereich Stadtgeschichte des Kulturreferats und das NS-Dokumentationszentrum München haben ein Konzept entwickelt, um die Ehrenbürgstraße als Dependance des neuen NS-Dokumentationszentrums zu einem Erinnerungsort zu machen. Hier soll Zwangsarbeit im historischen Kontext dokumentiert und an die Opfer dieses NS-Verbrechens erinnert werden. Zwangsarbeit sei schließlich eines der zentralen Unterdrückungsinstrumente des NS-Staats gewesen. Millionen ausländischer Männer, Frauen und Kinder wurden entrechtet und für die Kriegswirtschaft ausgebeutet. Nahezu alle deutschen Unternehmen waren Nutznießer dieses Verbrechens, an das bis heute unzureichend erinnert wird, betonen die beteiligten Historiker.
Der Stadtrat hatte 2011 den Erhalt des vom Einsturz bedrohten Baudenkmals und im Februar 2014 seinen Ankauf beschlossen. Mit der denkmalgerechten Sicherung und Erhaltung der Bausubstanz wurde die Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung (MGS) beauftragt. Die Bauarbeiten sollen bis zum Sommer dieses Jahres abgeschlossen sein.
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