Aus dem Schatten getreten
Mediothek im "Bunker" öffnet am Montag
Was haben Rupert Grübl und die Mediothek des Gymnasiums Fürstenried gemeinsam? Beide sind neu an der Schule! Zugegeben, Rupert Grübl, der neue Schulleiter, hatte schon etwas Eingewöhnungszeit. Im September vergangenen Jahres hat er die Nachfolge von Werner Fiebig angetreten. Die Mediothek hingegen ist so neu, dass jetzt erst einmal Eröffnung gefeiert wird. Ab 11. April steht sie dann für die Schüler offen.
Gut angekommen
Rupert Grübl ist gut angekommen in seiner neuen Wirkstätte. Und es braucht nicht lange, bis er vom Geist des Gymnasiums Fürstenried schwärmt. "Es ist hier unglaublich lebendig. Das Leben in dieser Schule passt überhaupt nicht zur Außenhaut. Durch diese Schule weht ein ganz lebendiger Geist", sagt er. Was Grübl damit meint, ist klar. Der Betonbau ist deutlich in die Jahre gekommen, so würde man heute wohl nicht mehr bauen. Die 1970er Jahre sprechen ihre eigene Sprache. Deshalb wird die Einrichtung von der Schülern auch "Bunker" genannt.
Im "Bunker" also tobt das Leben. Mit rund 1.060 Schülern. "Wir haben hier sehr viel Gestaltungsspielraum", sagt Grübl. So gebe es beispielsweise das Projekt "TUSCH" - Theater und Schule, für das sich das Gymnasium beworben und einen Zuschlag erhalten hatte. Seit Anfang des Schuljahres kommen Theaterpädagogen und Schauspieler an die Schule und arbeiten mit den Schülern. "Wir werden von einem Improtheater unterstützt. Das ganze Projekt ist für zwei Jahre angesetzt", sagt Grübl. Sein Vorgänger Werner Fiebig habe viel Gestaltungsspielraum gelassen, außerdem brächten sich die Eltern auch sehr ein. Man sieht es Rupert Grübl an: Es macht ihm Freude, hier zu sein.
Der Geschichtslehrer war schuld
Dass er Lehrer werden will, dieser Wunsch hat sich bei Rupert Grübl bereits während seiner eigenen Schulzeit gefestigt. In Karlsfeld besuchte er die Grundschule, dann ging's weiter aufs Josef-Effner-Gymnasium in Dachau. "Dort hatte ich einen tollen Geschichtslehrer", blickt er zurück. Auslöser für den Berufswunsch. Also studierte Grübl Englisch, Geschichte und Sozialkunde an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. "Dann wollte mich der Bund noch für ein Jahr", sagt er. Von 1990 bis 1992 war er als Referendar tätig, im Schuljahr 1992/1993 hatte er seine erste Planstelle im Gymnasium in Gröbenzell. Grübls Frau, Tölzerin und ebenfalls Lehrerin, arbeitete schon am Gymnasium in Murnau. Als man dort ab 1993/1994 jemanden mit seiner Fächerkombination brauchte, wechselte Rupert Grübl dorthin und blieb. Zehn Jahre war er dort zudem als Mitarbeiter im Direktorat tätig. Im vergangenen Jahr dann bewarb sich der 54-Jährige für den Posten im Gymnasium Fürstenried und bekam den Zuschlag. Den Gestaltungsspielraum, den schätzt Grübl wie erwähnt. "Werner Fiebig hat da viel geleistet. Und ich habe ein tolles Kollegium", sagt er.
Klar ist aber auch: Rupert Grübl ist nicht Werner Fiebig. Und so kommt auch ein neuer Geist mit an die Schule. Mitgebracht hat Grübl zum Beispiel das so genannte Trainingsraumkonzept, das für ein Jahr auf Probe läuft. "Wir wollen damit das Recht der Kinder, ungestört zu lernen, sowie das Recht der Lehrer, ungestört zu unterrichten, stärken", erklärt der Schulleiter. Will heißen: ein Schüler, der mehrmals den Unterricht stört, kann von der Lehrkraft in einen Trainingsraum geschickt werden. Dort bekommt er unter Beaufsichtigung die Möglichkeit, einen Reflexionsbogen über sein Verhalten auszufüllen. Gleichzeitigt signiert die Aufsichtsperson den Laufzettel, den der Schüler von der Lehrkraft mitgebracht hat und auf dem die Uhrzeit vermerkt ist. Wird ein Schüler innerhalb eines bestimmten Zeitraums dreimal geschickt, kommt es zu einem Gespräch. "Erst einmal allein mit dem Schüler", erklärt Grübl. Stolz sei er neben dem Angebot an Klassenfahrten (Skilager, Studienfahrten, Orientierungstage) auch auf die vielen Sprachmöglichkeiten, aus denen die Schüler im Gymnasium auswählen könnten. Denn auch dies mache den Geist dieser Schule aus.
Studierzimmer und Schmökerecke
Besonders stolz ist man derzeit im "Bunker" auf die Mediothek. Es ist der Raum der über 6.600 Bücher, der Laptops und der Hörbücher. Das Studierzimmer, die Schmökerecke, der Entdeckerraum. Auf rund 100 Quadratmetern befinden sich 20 Arbeitsplätze, aber auch eine Ecke zum "Lümmeln und Lesen", eine Hörstation und einige bequeme Sessel.
Der Weg dorthin war weit. "Die Bibliothek hat lange ein Schattendasein geführt", sagt Rupert Brandl, Lehrer für Deutsch, Geographie und Sozialkunde. Die Raumnot habe ebenso eine Rolle gespielt wie das Betreuungsproblem. Doch Schritt für Schritt habe das mit der Umgestaltung endlich geklappt. Das Ergebnis aber, das kann sich jetzt sehen lassen. "Die Eingangstür wurde durch eine Glastür ersetzt, so dass man jetzt gleich von außen sieht, was sich hier befindet", sagt Brandl, der sich für die Einrichtung der Mediothek eingesetzt hat. Zu dem ursprünglichen Raum habe man mittels Durchbruch noch einen kleinen Raum dazubekommen. "Dadurch ist der Empfang etwas abgetrennt. Hier können sich die Schüler dann ihre Sachen ausleihen", sagt Brandl. Bearbeitet wird das alles mit einer speziellen Software, die auf Schulbibliotheken zugeschnitten ist.
Dass die Medien inzwischen alle im System eingespeichert sind, hat Brandl nicht zuletzt einigen sehr aktiven Schülern zu verdanken, die in der ersten Augustwoche des vergangenen Jahres rund um die Uhr in zwei Schichten die Titel ins System einspeisten. Auch sonst ist alles neu, die Regale, der erdig rote Linoleumboden, die Tische und Stühle, die Sitzkissen auf der Fensterbank. In wenigen Tagen soll die Mediothek Schülern und Lehrern gleichermaßen offenstehen. Brandl hofft, dass die Einrichtung in allen Bereichen genutzt wird. Nun möchte er noch versuchen, einige Zeitschriften und Zeitungen für die Mediothek zu begeistern. Spenden wären natürlich prima. Er habe auch schon bei einigen Verlagen angefragt, Rückmeldungen stünden aber noch aus. Gut Ding will eben Weile haben. Rupert Brandl weiß das.
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