Altes Haus, junger Geist
Im Prinzregententheater: Thomas-Mann-Gymnasium feierte seinen 50. Geburtstag
9.30 Uhr, U-Bahnstation Prinzregententheater – die Passanten trauen kaum ihren Augen: Schülertrauben füllen die Rolltreppen, ungewöhnlich herausgeputzt für ihr jugendliches Alter stehen sie dort. Eine erwartungsvolle Stimmung liegt in der Luft, so erwartungsvoll, dass Marie, Schülerin der 5c, freudig fragt: "Kommt Frau Merkel auch als Ehrengast?" Man sieht, welch Bedeutung dem Ereignis gegeben wird. Denn es wird etwas Besonderes gefeiert: das Thomas-Mann-Gymnasiums (TMG) wird 50 Jahre alt.
Gespannte Stille herrschte im Prinzregententheater. Rund 900 Schüler, aktive und ehemalige Lehrer sowie zahlreiche Ehrengäste aus der Münchener Politik waren in das ehrwürdige Haus gekommen. Der fulminante Beginn des Lehrer-Schüler-Eltern-Chors und der Blasmusiker zeigte, wie man generationenübergreifend begeistert. Doch die Schüler können noch mehr: Turner und Tänzer füllten mit ihrem Können die renommierte Theaterbühne. Und natürlich durfte auch das Werk des Namensgebers nicht fehlen: Fragmente aus Thomas Manns Buddenbrooks wurden vom Wahlkurs Schulspiel und dem Profilfach Theater und Film auf die Bühne gebracht.
Als Fest für die gesamte Schulfamilie, als Zeichen des gemeinsamen Arbeitens, verstand Bärbel Ebner, Direktorin am TMG, die Jubiläumsfeier. Und um dies gebührend zu feiern, sei man gern in das Prinzregententheater gegangen.
Unterricht im Schichtbetrieb
Christine Strobl, 3. Bürgermeisterin der Stadt München, blickte in ihrer Rede auf die Entstehung des Thomas-Mann-Gymnasiums zurück: Auf Druck der Bürger in Fürstenried beschloss der Stadtrat 1965 den Bau eines neuen Gymnasiums, um die schulische Unterversorgung zu bewältigen. Mit dem Schuljahr 1967/68 wurde die Schule als Progymnasium eröffnet und nahm zunächst im neuen Volksschulgebäude unter der Leitung von Dr. Manfred Saller den Betrieb auf. Zeitweilig wurden sogar bis zu 1600 Schüler in der Schule im Schichtbetrieb unterrichtet.
"Talente heben"
Mittlerweile besuchen rund 900 Gymnasiasten die Schule und sie können aus einem vielfältigen Angebot schöpfen: Projekte an der ausgezeichneten "Umweltschule in Europa" einbringen, in der Singklasse an der Stimmbildung arbeiten oder an einem Austausch nach Spanien teilnehmen. Dieses breite Spektrum wird auch Beatrix Zurek, Leiterin des Referats für Bildung und Sport der Stadt München gefallen, schließlich soll ihrer Meinung nach Schule Talente heben und helfen die Lücken, die jeder Mensch hat, mit Inhalt zu füllen, damit ein Weiterkommen im Leben ermöglicht wird.
Auch bei Christoph Wöß, ehemaliger Schüler und mittlerweile Redakteur beim Bayerischen Rundfunk, wurden Talente gehoben. Er erinnert sich gern an seine Schulzeit zurück und hob die Bedeutung dieser Zeit hervor. Schließlich legte der Frankreichaustausch den Grundstein zu seiner Liebe zu dem Land, in dem er später als Auslandskorrespondent tätig war. Mit Begeisterung schilderte er, wie der damalige Direktor Dr. Manfred Saller die Zeichen der Zeit verstand und das TMG das erste Münchner Gymnasium mit einem Computerkurs wurde.
"Gespräche nicht vergessen"
Manfred Saller, der die Schule von 1967 bis 1994 insgesamt 27 Jahre leitete, erinnerte daran, dass man mittlerweile bei der zunehmenden Digitalisierung das Analoge nicht vergessen dürfe, das pädagogische Gespräch zwischen Lehrer und Schüler. "Das Schönste war, dass bei diesen fantastischen Einlagen ein Hauch von Stolz bei allen aktiv in der Schule Tätigen sowie auch bei allen Ehemaligen in der Luft lag", so die Schulleiterin Bärbel Ebner.
Und doch bei all dem Stolz auf ihre Schule, wahre Begeisterungsstürme löste die Direktorin mit der Aussage aus, dass nach dem Festakt kein Unterricht stattfinde. Manche Dinge ändern sich nie, und so strömten sie wieder hinaus, die Schülertrauben, füllten die U-Bahnen und man stellt am Ende des Festaktes fest, dass es gar nicht vermessen war, Angela Merkel zu erwarten.
"Dank an die Schulfamilie"
Bildungsstaatssekretär Georg Eisenreich:
Das Thomas-Mann-Gymnasium feiert heuer schon seinen 50. Geburtstag. Für die gute pädagogische Arbeit und das Engagement der gesamten Schulfamilie bedanke ich mich sehr herzlich. Ich gratuliere zum Jubiläum und wünsche der Schule alles Gute für die nächsten 50 Jahre.
"Bindung über den Sport"
Jörg Müller-Gesser, Studiendirektor, 2. Schulleiter:
Ich mag am TMG die emotionale Bindung über den Sport, die viele zur Schule haben. Dies sieht man gut an meinem Werdegang. Ich habe das Abitur am TMG selbst gemacht und war nach meiner Schullaufbahn regelmäßig beim Lehrer-Schüler-Fußball. Bis heute pflegen viele Ehemalige den Kontakt zur Schule auf diesem Weg. Teilweise kommen sie seit 1993.
"Sympathische Lehrer"
Leon Bother, Schüler Q11:
Ich mag am TMG, dass viele sympathische Lehrer auf unterschiedliche Weise unterrichten. Außerdem finde ich gut, dass es Möglichkeiten gibt, an "Jugend forscht" teilzunehmen, so kann man sich außerunterrichtlich mit den Naturwissenschaften beschäftigen.
"Ohne Druck Fußball spielen"
Katharina Rohrer, Schülerin Q11:
Ich mag am TMG, dass ich in der Fußballmannschaft ohne Druck spielen kann und Lehrer die Trainer sind.
"Guter Zusammenhalt"
Felix Teebken, Schüler Q11:
Ich mag am TMG, dass es einen guten Zusammenhalt innerhalb der Schülerschaft gibt und dass die Themen der angebotenen Seminare so vielfältig und interessant sind.
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