Kultur für alle
Einkommensschwache bekommen Freikarten
Die Idee ist einfach: Kulturveranstalter vergeben Plätze, die sie nicht verkauft haben, an Leute, die sich Eintrittskarten nicht leisten können. Menschen mit geringem Einkommen können so am kulturellen Leben teilhaben. Inspiriert von der Kulturloge Berlin hat Sabine Ruchlinski 2011 in München ihr entsprechendes Projekt gestartet und den KulturRaum München e.V. gegründet. Dem Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8) erläuterte sie in der September-Sitzung das Konzept.
Rund 6500 KulturGäste sind derzeit angemeldet. Als KulturGast anmelden können sich Leute, die zum Beispiel Leistungen zur Grundsicherung, Arbeitslosengeld II oder eine Mini-Rente beziehen (es gelten die gleichen Voraussetzungen wie zur Beantragung des München-Passes, der ebenfalls für einkommensschwache Bürger gedacht ist und zahlreiche Vergünstigungen ermöglicht). Wer sich anmeldet, nennt seine Interessensgebiete und seine Telefonnummer. Die Kulturpartner, das sind rund 200 Veranstalter in München, melden dem Verein ihre freien Plätze. Etwa 60 ehrenamtliche Mitarbeiter rufen dann ein paar Tage vor der Veranstaltung die KulturGäste einzeln an und fragen sie, ob sie Zeit und Lust haben hinzugehen. Wenn ja, wird der Name auf die Gästeliste gesetzt und es werden zwei Freikarten an der Kasse hinterlegt, so wie es auch bei Ehrengästen, Pressevertretern oder Verlosungsaktionen üblich ist. Jeder KulturGast kann also eine Begleitung einladen.
Konzert, Theater, Literatur
Zu den Kulturpartnern gehören die Theater von Kammerspiele bis Volkstheater, Konzertveranstalter für Klassik und Rock-/Popkonzerte, Kabarettbühnen, Kino, Kunst, Lesungen – das Angebot ist wirklich vielfältig. Und wie dankbar die KulturGäste sind, zeigen die Rückmeldungen: "Es war für mich ein unvergleichlicher Abend. Ich habe sogar meine Schmerzen vergessen können.“ – „Vielen herzlichen Dank für die schönen Stunden, die ich dank Ihrer Kartenvermittlung genießen durfte. Meine ‚Schwellenangst‘ bei so manch renommiertem Haus hat sich vermindert.“ – „Ich möchte Ihnen herzlich danken für den reizenden Abend, den wir in der Bayerischen Staatsoper verbringen durften. Dieses Konzert hat uns viel Freude bereitet. Ohne Ihr Team könnten wir uns dieses Konzert nicht leisten und besuchen."
KulturKinder
Aus der Arbeit des KulturRaum München e.V. ist das Projekt "KulturKinder" entstanden – es vermittelt Karten für Kinderveranstaltungen. "Meist sind es Kinder, die nicht über ihre Eltern erreicht werden", berichtete Sabine Ruchlinski. Diese werden dann zum Beispiel von ihren Lesepaten begleitet. Auch für Flüchtlinge wurden schon Karten zur Verfügung gestellt – auch diese werden von ehrenamtlichen Paten zu Veranstaltungen begleitet.
"Unser nächstes Projekt ist ,KulturKick für Jugendliche'", so Sabine Ruchlinski. "Wir stellen fest, dass das eine extrem schwer zu erreichende Zielgruppe ist." Der KulturRaum München e.V. gibt sich alle Mühe und kommuniziert über What'sApp und weitere Kanäle, die von Jugendlichen genutzt werden.
Im Stadtbezirk Schwanthalerhöhe hat der KulturRaum München ca. 260 Einzelgäste und 50 Kinder sowie nochmal etwa 100 bis 150 Personen über soziale Einrichtungen in der Vermittlungskartei. "Wir sind jederzeit für Kooperationen offen", betonte Sabine Ruchlinski vor dem Bezirksausschuss.
Eintritt frei
Ein großartigen Service für alle Münchner bietet der KulturRaum auf seiner Internetseite www.kulturraum-muenchen.de außerdem an: Unter der Rubrik "Eintritt frei" wird ein Kalender veröffentlicht mit Veranstaltungen, die sowieso kostenlos sind.
Wer sich als KulturGast anmelden möchte, kann das entweder über einen der rund 400 Sozialpartner tun, zu denen zum Beispiel die Arbeiterwohlfahrt und Einrichtungen der Caritas und der Inneren Mission gehören, oder sich direkt an den KulturRaum München e.V. wenden: Zenettistraße 2, 80337 München, Tel. 55267183, Bürozeiten: Mo bis Fr 10 bis 12.30 Uhr.
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