Hitzige Debatte ums Feuer
Veranstaltungen auf der Theresienwiese: Kultur oder Kommerz?
Erhaltenswerte Tradition oder kommerzielle Abzocke? Oder sogar noch Schlimmeres? Ein geplantes Sonnwendfeuer auf der Theresienwiese erhitzte die Gemüter der Mitglieder des Bezirksausschusses Schwanthalerhöhe (BA 8). Das Gremium darf über Veranstaltungen auf der Theresienwiese zwar nicht entscheiden, wird aber vom städtischen Referat für Arbeit und Wirtschaft (RAW) nach seiner Meinung gefragt. Und die war geteilt.
Der Veranstalter "Feuerherz Eventmanagement" möchte im Juni 2016 ein Sonnwendfeuer veranstalten. "Das erscheint uns rein kommerziell und wir schlagen vor, es abzulehnen", trug die Sprecherin des zuständigen Unterausschusses Umwelt und Verkehr, Anja Kaiser (Grüne), vor. Sie erntete Widerspruch von Thomas Hofstätter (CSU), der die Organisatoren in Schutz nahm: Sie seien vom Burschenverein Trudering, hätten in Trudering bereits Sonnwendfeuer veranstaltet und setzten sich sehr für die einheimische Kultur ein. "Der Vorsitzende des Vereins ist ein traditionsverliebter junger Mann mit iranischen Wurzeln. Es ist doch überhaupt nichts dagegen einzuwenden, dass so eine Tradition wiederbelebt wird."
Alle für die Afrika-Tage
Er wolle ja die Veranstaltungen nicht zueinander in Konkurrenz setzen, aber das Sonnwendfeuer sei doch auch nichts anderes als die Afrika-Tage, erklärte Hofstätter. Die Afrika-Tage haben schon achtmal auf der Theresienwiese stattgefunden und werden vom Bezirksausschuss 8 befürwortet. Der Veranstalter der Afrika-Tage arbeitet mit einer Reihe gemeinnütziger Vereine zusammen, was der BA positiv sieht. Florian Kraus (Grüne) wies darauf hin, dass auch im Konzept von "Feuerherz Eventmanagement" ein Programmpunkt zugunsten der Münchner Tafel enthalten sei: "Der Veranstalter will die Verbindung zu gemeinnützigen Vereinen herstellen."
Holger Henkel (SPD) sagte, er sehe nicht, dass das Sonnwendfeuer zur Tradition der Münchner Innenstadt gehöre. Bei einem Feuer vor der Bavaria habe er Bedenken, wenn er 70 Jahre zurückdenke – Tradition und Brauchtum seien im Nationalsozialismus missbraucht worden. "Das Fass ist mir zu groß, das wir hier aufmachen", bremste Anja Kaiser, "diese Assioziation ist doch sehr gewagt." Mit einer knappen Mehrheit von acht Stimmen gegen sechs Befürworter sprach sich der Bezirksausschuss 8 gegen das Sonnwendfeuer aus.
Freude über Stadtteilwoche
Dass die Stadtteilwoche des angrenzenden Stadtbezirks 2 Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt vom 10. bis 16. Juni 2016 auf der Theresienwiese stattfinden soll, darüber herrschte Einigkeit. Vorsitzende Sibylle Stöhr (Grüne): "Genau so wollen wir das ja, dass wir Bürgerinnen und Bürger die Theresienwiese nutzen. Da können wir gleich mitfeiern."
Einstimmigkeit im BA hatte es in den vergangenen Jahren immer zur Veranstaltung "REWE Family" auf der Theresienwiese gegeben: Das Fest wurde regelmäßig als zu kommerziell abgelehnt (fand aber trotzdem statt). Dieses Jahr tanzte die frisch vereidigte SPD-Nachrückerin Ulrike Boesser gleich mal aus der Reihe und stimmte der Familienveranstaltung zu, gefolgt von Fraktionskollegin Silke Kemmer. Die restlichen BA-Mitglieder blieben bei ihrem Nein und forderten die Verlegung des Events auf eine andere Fläche.
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