"Über das Brot, das wir teilen"
Beate Meiners ist die Gewinnerin der "Lokalhelden"-Aktion
Die Münchner Wochenanzeiger riefen im Samstagsblatt vom 6. September alle Leserinnen und Leser dazu auf, das originellste Einkaufserlebnis aus ihrem Viertel einzusenden. Alle Teilnehmer hatten die Chance, zwei Champions-League-Karten für das Spiel des FC Bayern gegen Manchester City FC am Mittwoch, 17. September, um 20.45 Uhr zu gewinnen. Das Los fiel auf Beate Meiners, die uns folgendes rührendes Erlebnis schilderte:
"Ein Arbeitstag ist zu Ende, ich komme hungrig nach Hause und stelle fest, dass der Kühlschrank leer ist. Man muss, um sich ein Abendessen machen zu können, einkaufen gehen. Da es ein warmer Tag ist, ist ein griechischer Salat durchaus angemessen und ausreichend. Der türkische Gemüseladen ums Eck hat noch 20 Minuten geöffnet und man bekommt alle Zutaten auf einmal. Also spurte ich rasch los, packe mit routinierten Griffen Salat, Gurke, Tomate, Paprika und Zwiebeln in den Einkaufskorb und gehe anschließend an die Kasse zu Oliven, Schafskäse und Fladenbrot.
So kurz vor Ladenschluss ist nur noch ein Kunde im Laden, hinter den ich mich geduldig anstelle. Beim Warten sehe ich, dass hinter der Verkaufstheke noch genau ein einziges Fladenbrot da ist. Und, es kommt wie es kommen muss, die Einkäufe des einen Kunden vor mir, ein Mann um die Mitte 30, werden boniert und dann sagt er: „Und dann hätte ich noch gerne das Fladenbrot da.“
In Gedanken gehe ich schon die umliegenden Geschäfte durch, die um die Zeit noch offen und wenigstens noch ein Baguette haben. Gesagt oder gegrunzt habe ich wissentlich wohl nicht, muss aber einen vieldeutigen Gesichtsausdruck gemacht haben, denn der nette türkische Verkäufer sieht mich an und fragt: „Hätten Sie das Fladenbrot auch gerne gehabt? Es ist leider das Letzte.“ Wahrheitsgemäß antworte ich, dass ich das Fladenbrot auch gerne gehabt hätte, aber da kann man halt nichts machen. Daraufhin blickt der Verkäufer seinen Kunden an, lächelt verschmitzt und neigt seinen Kopf vielsagend zur Seite. Das ganze ohne Worte, der junge Mann hat aber verstanden, dreht sich zu mir um und fragt: „Würde Ihnen ein halbes reichen? Dann könnten wir es uns teilen.“ Ich antworte, dass ein halbes durchaus ausreichend wäre. Der Kunde nickt dem Verkäufer zu, dieser hat das Messer mehr oder weniger schon in der Hand, teilt das Brot und verkauft jedem von uns seinen Anteil, natürlich nicht ohne dass ich mich bei den beiden bedanke. Ich freue mich, dass mein spontaner Schnelleinkauf noch so glimpflich ausgegangen ist und gehe zufrieden und ohne weitere Umwege nach Hause.
Für mich ist das die originellste Einkaufsgeschichte der letzten Zeit, da die ganze Situation so ohne viel Worte ablief und ich das Glück hatte an einen (übrigens immer) freundlichen Verkäufer und einem wirklich netten Mitmenschen zu geraten. In heutigen Zeiten rechnet man ja leider schon nicht mehr damit, dass nicht jeder nur an sich denkt. Um so mehr freut mich das Erlebte, das das Gegenteil bewiesen hat."
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