Ich kann kochen!
Start der Ernährungsbildungsinitiative in Bayern
In der Mitte der modernen Schulküche dominiert Kräuterduft: Oregano, Thymian und noch etwas anderes; herb, fast ein wenig bitter, frisch geschnittener Rucola vielleicht? Weiter vorne locken süßere Versuchungen: Erd- und Heidelbeeren als rot-blaues Duo, geschichtet zwischen leckerem Quark und fein gehackten Nüssen. Am letzten Tisch geht es derweilen heiß her: gekochter Bulgur – eine Weizensorte – wird mit gebratenem Gemüse gemischt; knackige Paprika und dampfende grüne Bohnen werden untergehoben.
Zum Bayern-Start der Ernährungsbildungsinitiative "Ich kann kochen!" geht es nicht nur für zwölf Drittklässler der Grundschule an der Pfeuferstraße an die Töpfe und Teller, auch Fernsehköchin und Unternehmerin Sarah Wiener, Beatrix Zurek, Referentin für Bildung und Sport der Landeshauptstadt München und Gerhard Potuschek, Landesgeschäftsführer der Barmer GEK schneiden, rühren und braten in der Schulküche.
"Ich kann kochen!" ist eine Kooperation der Sarah Wiener Stiftung und der Barmer GEK, die in den nächsten Jahren beständig wachsen wird. Ziel ist die Förderung von Ernährungsbewusstsein und Ernährungsbildung von Kindern. Mädchen und Jungen in Kitas und Schulen sollen lernen, was sich aus frischen Lebensmitteln alles zubereiten lässt. "Instant Nudeln sind die Realität an deutschen Pausenhöfen; ein Desaster, das zu akzeptieren ich nicht bereit bin", erklärt Wiener. Ihre Stiftung bietet deswegen bereits seit 2007 kostenfreie Fortbildungen für pädagogische Fach- und Lehrkräfte an, diese werden zu sogenannten Genussbotschaftern geschult; als solche sind sie qualifiziert in ihren Einrichtungen praktische Koch- und Ernährungskurse für Kinder zu geben. "Ich kann kochen!" wird das bestehende Netzwerk von 3000 Genussbotschaftern in 650 Schulen und Kitas in den nächsten fünf Jahren auf 56.000 Botschafter ausweiten; so können bis zu 1, 4 Millionen Kinder profitieren.
Spaß am Herd
Dabei ist eines nicht zu vergessen: Kochen macht Spaß! Wiener: "Es ist die schönste Art, miteinander zu kommunizieren und alle Sinne anzusprechen." Beatrix Zurek begrüßt die Initiative: "Kochen ist elementarer Bestandteil der Lebensführung und Bildung, es ist wichtig, den Stellenwert gesunder Ernährung auch den Jüngsten klar zu machen." Zurek weiß außerdem um den Zusammenhang zwischen schlechtem Essen und schlechten Chancen. Laut Studien haben Kinder, die sich ungesund ernähren, später weniger gute Bildung und weniger gute Jobs als solche, die gesund und frisch essen. Schon seit 2011 verfolgt die Landeshauptstadt deswegen verschiedene Ansätze, um gute Schulverpflegung voranzutreiben; "Ich kann kochen!" rennt da natürlich offene Türen ein.
Für die Barmer hat die Nachhaltigkeit der Idee den Ausschlag gegeben. "Kinder erlernen Basiskompetenzen, um gesunde Lebensmittel auswählen und frische, ausgewogene Mahlzeiten zubereiten zu können. Wir vermitteln den Schülern praktisch die Lust am Kochen, davon können sie ihr Leben lang profitieren", bestätigt Potuschek.
Kostenfrei anmelden
Pädagogen und Bildungsträger, die Kinder auf den Geschmack bringen möchten, können sich im Internet unter www.ichkannkochen.de informieren und kostenfrei zum Mitmachen anmelden. Die nächste Fortbildung ist auch schon geplant, am 26. Oktober werden in der Städtischen Wilhelm-Busch-Realschule neue Genussbotschafter gekürt.
Und wie geht es inzwischen Bulgur und Co. in der Schulküche? Gerhard Potuschek wurde als Gelegenheitskoch enttarnt, er hält sich ans Schnibbeln und Probieren. Beatrix Zurek schichtet weitere Nachspeisenschälchen – so weit so gut. Die zwölf Schüler sind schon echte Profis; Sarah Wiener kann stolz sein, ihre Gäste freuen sich pünktlich über leckeren Bulgursalat, selbsgemachte Kräuterbutter und kunstvoll arrangierte Quarkdesserts.
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