Tunnel löst nicht alle Verkehrsprobleme
Lösungsvorschlag: Nahverkehr ausbauen
Plötzlich muss alles sehr schnell gehen: Empfahl vor rund dreizehn Jahren die Bürgerversammlung des Bezirks Sendling-Westpark zu prüfen, wie sich die Verkehrssituation im Münchner Südwesten gestaltet und wie man Abhilfe gegen Verkehrslärm und Abgase schaffen könnte, muss nun, dreizehn Jahre später, der Bezirksausschuss plötzlich sehr schnell reagieren. Ein Entwurf zu einer Beschlussvorlage aus dem Referat für Stadtplanung und Bauordnung liegt vor. Die Bezirksausschussmitglieder sind aufgefordert, dazu Stellung zu nehmen.
Bündelung starker Verkehrsströme
Laut einer Verkehrsprognose, wie voll die Straßen auf den Hauptverkehrsadern des Viertels bis zum Jahr 2025 sein werden, wird es in den Stoßzeiten noch enger werden als es ohnehin schon ist. Dem oben erwähnten Entwurf kann man entnehmen, dass beispielsweise über die A 96 bzw. Garmischer Straße 15.000 Fahrzeuge mehr donnern werden. Jetzt schon liegt die Zahl bei 98.000 Fahrzeugen täglich. In der Beschlussvorlage (Entwurf) des Münchner Referats für Stadtplaung und Bauordnung wird aufgeführt, mit welchen Mitteln man dieser Blechlawine Herr werden will: zum Einen durch "Bündelung starker Verkehrsströme auf dem bestehenden Primärnetz". Das heißt, Wohnbereiche werden durch verschiedene Maßnahmen geschützt, wie beispielsweise durch kluge Verkehrsleitung auf dem Primärnetz und zugleich Verkehrsberuhigung durch 30er Zonen auf den Ausweichstrecken. Außerdem natürlich auch durch die nun bald abgeschlossene Untertunnelung des Mittleren Rings Südwest.
Stadt setzt auf zweite Stammstrecke
Für die Zukunft setzt die Stadt auf den Nahverkehr. Durch den Bau einer zweiten S-Bahn-Stammstrecke würde der individuelle Pendlerverkehr minimiert werden können: durch attraktiver Anbindungen mit höherem Takt, einem zuverlässigerer Betrieb und S-Bahnverbindungen mit weniger Halten. Außerdem ist ein Ausbau der U-Bahnstrecke der U6 bis über die Stadtgrenze hinaus nach Martiensried geplant. Für eine Tram-Westtangente und die Verlängerung der Strecke der U5 nach Pasing, gibt es auch Projekte in Planung, die noch geprüft werden.
Kein Ringschluss der A 99 geplant
Was es in absehbarer Zeit wohl nicht geben wird: einen Ausbau der A 99. Laut Entwurf des Baureferats schließt sich der Münchner Stadtrat mit dem Beschluss der Vollversammlung den Empfehlungen des Freistaats an. Dieser hatte schon im Jahr 2010 zum Thema Autobahnring-Süd eine Machbarkeitsstudie vorgelegt. Hier wird festgestellt, dass ein solches Vorhaben nur "geringe Entlastung für das Münchner Hauptverkehrsnetz" bringen würde. Als Beispiel werden Zahlen für den Bereich des Mittleren Rings Südwest genannt, wo es schätzungsweise 20.000 Fahrzeuge am Tag weniger geben würde, auf der A96 wird die Zahl von 19.000 genannt. Der Gutachter ist zu dem Ergebnis gekommen, eine Empfehlung für die Weiterverfolgung von "stadtnahen Varianten" abzugeben und folglich ist der Ausbau der A99 bis auf weiteres nicht in den Bundeswegeplan aufgenommen worden.
Bezirksausschuss nimmt Stellung
Im Bezirksausschuss wurde auch über diesen Punkt diskutiert. Die Mitglieder einigten sich darauf, dass man die Thematik weiter verfolgen, dies aber nicht in die Stellungnahme zum Entwurf einbringen würde. "Alles in einem Topf zu bewältigen, ist nicht sinnvoll", so Sturm (Fraktionssprecher der SPD des Bezirksausschuss Sendling-Westpark, BA7), der grundsätzlich die Thematik aber nicht als genügend abgehandelt befindet. Die CSU-Fraktion hatte in einem gesonderten Punkt, der aber keine Aufnahme in die aktuelle Stellungnahme fand, mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass man in der jetzigen Situation und insbesondere mit Blick auf die Prognosen zum noch wachsenden Verkehrsaufkommen auf dem Mittleren Ring, Überlegungen zu einem möglichen Ringschluss nicht verwerfen solle. Sie befinden die genannten Zahlen von "bis zu 20.000 Fahrzeugen weniger" als nicht geringfügig. Grundsätzlich spricht sich der Bezirksausschuss dafür aus, dass der Entwurf Grundlage für eine Machbarkeitsstudie zur Verbesserung des Lärmschutzes sowie der lufthygienischen und städtebaulichen Situation im Bereich der A 96 sein kann. Allerdings befindet er den anvisierten Zeitrahmen bis zum Jahr 2019 als "nicht akzeptabel".
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