"Die Zeit ist reif dafür"
Institutionen der Schwanthalerhöhe wollen die gebundene Ganztagesschule
Von einer „traurigen Spitzenposition“ sprach REGSAM-Moderatorin Grit Schneider auf der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses Schwanthalerhöhe (BA 8). Im achten Stadtbezirk gebe es die meisten alleinerziehenden Eltern und zugleich eine hohe Armutsdichte, jedoch befinde sich keine der vierzehn Münchner Grundschulen, an denen es bisher Ganztagesklassen gibt, im Stadtbezirk. Auch bei den 13 Grundschulen, die im Schuljahr 2011/2012 einen Ganztageszug einrichten werden, ist keine der drei Grundschulen von der Schwanthalerhöhe mit dabei.
Vier Institutionen des achten Stadtbezirks, darunter eben REGSAM, das Sozialbürgerhaus Schwanthalerhöhe/ Laim, das lokale Bildungsmanagement sowie der Bezirksausschuss, beschäftigen sich daher seit dem vergangenen Jahr mit der Frage, was man für die Schwanthalerhöhe in Sachen Ganztagesbetreuung und Ganztagesschule machen kann. „Unser Ziel ist es, alle Akteure an einen Tisch zu bringen und abzuklären, wo die Bedürfnisse und gegebenenfalls auch die Schwierigkeiten liegen“, so Stefanie Waizer-Fichtl, Bildungsmanagerin im BildungsLokal Schwanthalerhöhe. Sie macht aber gleichzeitig klar: „Wir wollen die gebundene Ganztagesschule für den Stadtbezirk.“
Kein Platz für Ganztagesklassen
Im Gegensatz zum so genannten offenen Ganztagesangebot mit Unterricht bis 13 Uhr und folgender Betreuung in den Nachmittagsstunden, ist bei der gebundenen Ganztagesklasse der Unterricht über den ganzen Tag verteilt und durch Phasen des Lernens, des Wiederholens und der Entspannung gestaltet. „Die Kinder werden dann am Nachmittag nicht einfach nur betreut, sondern es findet eine Ganztagesbildung und –erziehung statt“, so Waizer-Fichtl. Der Bedarf hierfür sei auf der Schwanthalerhöhe vorhanden und werde von den zuständigen Vertretern auch gesehen.
Eine Umsetzung scheitere bisher vor allem auch an der mangelnden Sicherheit für die Schulen und daran, dass man nicht gemeinsam an einem Strang ziehe: „Viele Schulen haben beispielsweise momentan nicht genügend Platz, um einen oder mehrere Ganztageszüge einzurichten“, erzählt Waizer-Fichtl von ihren Erfahrungen. So werde etwa die Grundschule an der Bergmannstraße im nächsten Schuljahr mit fünf ersten Klassen starten und sei damit platzmäßig völlig ausgelastet. „Deshalb brauchen die Schulen unter anderem sichere Zusagen von Seiten der Stadt, dass sie Geld für weitere Räumlichkeiten bekommen, wenn sie sich für Ganztagesunterricht entscheiden“, so die Bildungsmanagerin. Auch BA-Mitglied Gerhard Mayer (SPD) kann die oft paradoxe Situation bestätigen: „Das Referat für Bildung und Sport ist der Meinung, hier gibt es keinen Bedarf, weil keine Schule einen Ganztageszug angemeldet hat. Die Schulen wiederum erklären ihr Verhalten damit, dass sie einfach keine Räume haben.“
Ganztagesgipfel im Herbst
Abhilfe soll nun durch einen so genannten „Ganztagesgipfel Schwanthalerhöhe“ geschaffen werden, der im Herbst auf Einladung des BA stattfinden soll. „Hier wollen wir sowohl die leitenden Vertreter aus dem Sozialreferat und dem Referat für Bildung und Sport sowie parteiübergreifend Vertreter aus dem Stadtrat und dem Landtag an einen Tisch bringen, um einer Lösung und eindeutigen Vereinbarungen näher zu kommen“, so Waizer-Fichtl. Natürlich soll aber nicht einfach über den Kopf der betroffenen Institutionen hinweg entschieden werden: „Im September oder Oktober laden wir vor dem Ganztagesgipfel noch einmal alle Personen des Stadtteils zu einem Runden Tisch ein, die in irgendeiner Form mit Nachmittagsbetreuung zu tun haben“, erklärt Waizer-Fichtl. Schul- und Hortleiter sowie Vertreter von Jugendeinrichtungen und anderen Institutionen sollen sich über ihre Bedürfnisse austauschen und Wünsche formulieren. Aus diesem Gremium sollen ebenfalls Vertreter am Ganztagesgipfel teilnehmen, der von einer professionellen Moderatorin geleitet wird.
„Unsere Hoffnung ist, dass wir ein gemeinsames Sich-Auf-den-Weg-machen erreichen und damit die Ganztagesbildung im Stadtteil voranbringen“, erklärt Waizer-Fichtl. Zudem soll die Kommunikation zwischen den einzelnen Institutionen und Referaten verbessert werden, die oft genug nur ihre eigenen Zuständigkeiten im Blick hätten. „Besonders freuen würde ich mich über eine konkrete Vereinbarung darüber, dass in einer bestimmten Schule auf der Schwanthalerhöhe ein Ganztageszug eingerichtet wird“, so die Bildungsmanagerin. „Die Zeit ist reif dafür.“
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