Im Herbst Seismikmessungen
Stadtwerke München stellen Energiezentrale Freiham vor
Genauso wie er selbst, so seien auch andere Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) Aubing-Lochhausen-Langwied bereits mehrfach von Bürgerinnen und Bürgern aus dem Stadtbezirk auf das sogenannte Heizkraftwerk Freiham angesprochen worden, das momentan südlich der Bodenseestraße im Gewerbegebiet Freiham an der Ecke Anton-Böck-Straße entstehe, erklärte der BA-Vorsitzende Josef Assal in der Mai-Sitzung. Darunter habe es auch Fragen nach einer eventuell ausgehenden Gefahr oder Umweltbelastung gegeben. Um mehr über das Heizkraftwerk zu erfahren, habe man die Stadtwerke München (SWM) um eine Vorstellung des Projektes gebeten.
Dazu war nun Stephan Schwarz, Geschäftsführer Versorgung und Technik bei den Stadtwerken München, in die Sitzung gekommen, der seinen Vortrag humorvoll begann: Er sei selbst Aubinger und stelle die Energiezentrale Freiham, so die offizielle Bezeichnung, gerne vor. Denn er sei selbst überzeugt von der hochmodernen Technologie, die hier zum Einsatz komme – schließlich sollte er dahinter stehen, weil er sich gegebenenfalls vor Nachbarn und Freunden erklären müsse. Momentan seien die SWM sowieso der „größte Verkehrsberuhiger“ der Stadt, da mit den vielen Baustellen die über 200 Millionen teure Ausbauoffensive Fernwärme vorangetrieben werde, da sie viele Umweltvorteile bringe.
Fördern und rückführen
In der Energiezentrale Freiham werde genauso wie bereits seit 2004 in der „Messestadt Riem“ und seit kurzem in Sauerlach die hydrothermale Geothermie zum Einsatz kommen. Das Versorgungsgebiet soll Freiham, Westkreuz sowie Teile von Pasing und Laim umfassen. Die Voraussetzungen sind sehr gut: München liegt im sogenannten „Molassebecken“. Tief unter der Erdoberfläche befindet sich ein riesiger Vorrat an heißem Wasser, der relativ einfach genutzt werden kann. Das abgekühlte Thermalwasser muss wieder rückgeführt werden, die Förderbohrung wird direkt an der Energiezentrale Freiham liegen, die Reinjektionsbohrung rund zwei Kilometer entfernt südlich der S8.
Nach einem frühen Architekturwettbewerb, der ein modular ausbaubares Gebäude mit Wall und Turm beinhaltete, war im Herbst 2010 Beginn für den ersten Bauabschnitt. Das Heizwerk soll ab der Heizperiode 2011/12 Wärme liefern. Derzeit erfolgt die Wärmeversorgung über ein provisorisches Blockkraftwerk auf der Park&Ride-Anlage am Westkreuz, das je nach Energiebedarfsentwicklung in den nächsten zwei bis fünf Jahren rückgebaut werden soll. Für die Geothermie Freiham gibt es im Herbst nochmals Seismikmessungen, die Bohrungen in rund 2700 m Tiefe sollen 2012/13 ausgeführt werden – mit der Geothermienutzung rechnen die Stadtwerke ab der Heizperiode 2013/14. An den Außenanlagen wird es Photovoltaik-Elemente zur regenerativen Stromerzeugung geben. Optional sind in der zweiten Ausbaustufe Kälteversorgung und in der dritten Stromerzeugung angedacht.
Versteckt im Hof
Äußerlich wolle man „gar nicht so sehr den Eindruck eines Kraftwerkes erwecken“, so Stephan Schwarz: Im Wall seien Räumlichkeiten verborgen, das Kesselhaus liege versteckt im Hof des Walls und die drei Kamine sind in einem architektonisch gestalteten Gitterturm untergebracht. Auch in puncto Emissionen und Immissionen zerstreute Schwarz alle Bedenken: So betrage beispielweise beim Stickoxyd selbst beim „Immissionsmaximum“ lediglich 2,74 Prozent vom Grenzwert; und die Lärmbelastung liege deutlich unter den Werten, die vorgeschrieben seien: „Den Lärm werden Sie nicht mehr wahrnehmen nach der Bauphase.“
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