Erinnerungsorte im Westend
BA schlägt Orte des Gedenkens im achten Stadtbezirk vor
Insgesamt neun Orte im achten Stadtbezirk hat der Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8) in einem aktuellen Antrag an das Kulturreferat aufgelistet: Es handelt sich um Gebäude, Wohnungen, Plätze und Kirchen, an denen Opfer des NS-Regimes wohnten, Arbeitslager errichtet waren oder sich Widerstand gegen die Nationalsozialisten organisierte. Das Kulturreferat soll nun prüfen, inwiefern an diesen oftmals immer noch unbekannten und anonymen Plätzen und Hausnummern, Orte des Gedenkens und Erinnerns gestaltet werden können.
Zerstörung in der Reichskristallnacht
Der Vorstoß des Unterausschusses Kultur und Integration im BA erfolgt als Reaktion auf ein Schreiben des Kulturreferates vom März: Hierin war dem BA mitgeteilt worden, dass das Kulturreferat „vergessene Orte der Topographie des nationalsozialistischen Terrors sichtbarer machen“ wolle, zum Beispiel, in dem unter Straßennamen, die nach Widerstandskämpfern oder Verfolgten des NS-Regimes benannt sind, erklärende Zusatzschilder angebracht werden.
„Bezogen auf die Recherchen des Kulturreferates existiert auf der Schwanthalerhöhe aber lediglich ein Ort des Erinnerns, und zwar nördlich der Bavaria ein Denkmal für die Kraftfahrttruppe zum Gedenken an gefallene Soldaten“, bemängelt BA-Mitglied Sarah Seeßlen (Grüne). Das wollte der BA nicht hinnehmen und sah sich dazu aufgefordert, weitere Vorschläge für Erinnerungsorte zu machen. Insgesamt nennt das Gremium in seinem aktuellen Antrag, der auf der jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen wurde, neun verschiedene mögliche Orte des Gedenkens im achten Stadtbezirk. So zum Beispiel die Guldeinstraße 33: Hier hatte Leopold Moskowitz ein Textilgeschäft, dessen Fenster während der Reichskristallnacht eingeschlagen und ein Großteil der Ware geplündert wurde. „Der Kaufmann und seine Frau kamen später nach Buchenwald, dann nach Auschwitz, wo beide ‚vergast‘ wurden“, schreibt Seeßlen im Antrag.
Das Rote Westend
Eine andere Hausnummer, die in dem Antrag des BA erwähnt wird, ist die Gollierstraße 32: Hier wohnte der Metzger Otto Aster, der im Westend eine kleine Widerstandsgruppe aufbaute. Sie veröffentlichte ein illegales Blättchen mit dem Titel „Das Rote Westend“. „Otto Aster wurde 1933 verhaftet und dann ins Konzentrationslager Dachau überführt“, so Seeßlen. Darüber hinaus wird auch der Sinti-und-Roma-Platz, der nach Ansicht des BA immer noch nicht adäquat gestaltet ist, im Antrag als möglicher Erinnerungsort genannt. „Wir bitten das Kulturreferat sich mit diesem Platz zu beschäftigen und gegebenenfalls einen Wettbewerb zu seiner Gestaltung auszuschreiben, in dessen Kommission mindestens zwei Vertreter des Bezirksausschusses beteiligt sein sollen“, fordert der BA.
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