"Bloß keine Kitsch-Lieder"
Kulturveranstaltung anlässlich des 70. Geburstag von Riyan Münch-Kühn
„Der Ehemann hat sich stark davon inspirieren lassen, was ich immer so von mir gegeben habe, besonders von den Kraftausdrücken“, meint Riyan Münch-Kühn. Dabei lacht sie herzhaft und steckt das ganze Publikum damit an. Die Witwe des gebürtigen Schwanthalerhöhers und linken Arbeiterschriftstellers August Kühn feierte am Wochenende ihren 70. Geburtstag und wurde als Ehrenmitglied des August-Kühn-Vereins mit einer eigenen Kulturveranstaltung geehrt.
Immer wieder eine Anekdote
„Unsere Riyan ist eine Kämpferin“, sagt Stefan Hetzler, der vor knapp einem Jahr den August-Kühn-Verein gründete und die Veranstaltung organisierte. „Sie kämpft für eine bessere Welt und gegen ein Gesellschaftssystem, das immer mehr Leute in die Armut führt.“ Zudem könne man Münch-Kühn nicht von der Seite August Kühns wegdenken. „Alle ihre politischen Kämpfe haben sie zu zweit geführt. Auch auf seinem Marsch zu Fuß durch die Bundesrepublik in den achtziger Jahren hat Riyan ihren Mann begleitet, unterstützt und war immer bei den Lesungen mit dabei“, erzählt Hetzler.
Wie stark das Schaffen von August Kühn mit seiner Frau verbunden war, merkt man auch, wenn Münch-Kühn an diesem Abend unter anderem Stellen aus dem bekanntesten Werk ihres Mannes vorliest: „Zeit zum Aufstehen“, eine Familienchronik aus dem Jahre 1975. Da muss sie ab und zu eine Pause einlegen, um die ein oder andere Anekdote zu erzählen und ihre persönlichen Erfahrungen einfließen lassen. „Ja, des war fei wirklich so“, bekräftigt sie dann oder sie erzählt, dass ein bestimmter Spruch im Münchner Kneipenmilieu geprägt wurde: „Habt Ihr kein Bett daheim? Das hat immer eine Kellnerin aus dem Alten Simpl zu uns gesagt, wenn wir zu lange geblieben sind, und mein Mann hat den Spruch für diese Geschichte übernommen.“
„Eine eingefleischte Bajuwarin“
„Riyan Münch-Kühn gebührt besondere Ehre für ihr großes Engagement für ihren Gatten August Kühn und dessen Lebenswerk“, meinte auch Ludwig Wörner, Vorsitzender des Bezirksausschusses Schwanthalerhöhe, in einer kleinen Rede zu Ehren der Jubilarin. „Ich finde es auch bewundernswert, dass Riyan Münch-Kühn mit ihren 70 Jahren immer noch an der Universität im Seniorenstudium eingeschrieben ist und dort Veranstaltungen besucht“, so Wörner. Nach wie vor sei das Geburtstagskind als eingefleischte Bajuwarin ein Fels in der Brandung gegen die Anglizismen in der bayerischen Sprache.
Für das musikalische Rahmenprogramm an diesem Abend sorgte die Gruppe „The Vigilance of Gipsy Swing“, sechs junge Münchner Sintis, die sich dem Jazz in der Tradition Django Reinhardts verschrieben haben, und die politische Gruppe „Roter Wecker“, in der früher auch Münch-Kühn mitgewirkt hat. „Ich habe schon davor viel gesungen und bin in den sechziger Jahren auch öfter auf der kleinen Bühne im Alten Simpl gestanden. Da habe ich eigentlich alles gesungen, von Kästner bis Biermann, bloß keine Kitsch-Lieder“, so Münch-Kühn energisch.
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