Integration – kinderleicht
Die Klasse 4 c der "Schrobenhausener Grundschule" wirkte bei den "klaro-Kindernachrichten" mit
„Nur vier U-Bahn-Stationen von der Wiesn, dem Oktoberfest entfernt, geht die Klasse 4 c zur Schule. Sie haben sich vier spannende Themen ausgesucht, über die sie mehr wissen wollen.“ So geheimnisvoll wird die Klasse 4 c der Grundschule an der Schrobenhausener Straße in Laim in BR-online angekündigt. Was steckt dahinter? Die Klasse hatte sich mit ihrer Lehrerin Petra Ebert darum beworben, bei den „klaro Kindernachrichten“ mitmachen zu dürfen. Und es klappte. Am vergangenen Mittwoch besuchte ein Team des Bayerischen Rundfunks die Klasse und befragte die Kinder zu vier Themen, die sie sich ausgesucht und auf die sie sich vorbereitet hatten. „200 Jahre o’zapft is – die Wiesn, das größte Volksfest der Welt“ interessierte sie ebenso wie das Buch von Thilo Sarrazin „Deutschland schafft sich ab“, über das jetzt überall diskutiert und gestritten wird. Überdies wussten die Schulkinder eine Menge über das Giraffenbaby „Egon“ im Berliner Zoo und die verschütteten Bergleute in Chile, die seit August siebenhundert Meter unter der Erdoberfläche auf ihre Rettung warten.
Den Reportern erzählten die Schülerinnen und Schüler, was sie zu den von ihnen ausgewählten Themen herausgefunden hatten und was sie noch wissen wollten. Ihre Fragen beantworten Experten in der Redaktion kindgerecht. Mit den Interviews sollen daraus acht Minuten „Klaro-Kindernachrichten“ werden, die ab sofort wieder „auf Sendung” sind. Alle Woche fährt ein „klaro-Team“ zu einer vierten Klasse irgendwo in Bayern, um „O-Töne“ für eine Nachrichtensendung einzufangen. Zu hören sind die Kindernachrichten freitags, 18.30 Uhr, in Bayern 2, sonntags, 7.20 Uhr, in Bayern 2 sowie sonntags, 7.30 Uhr in Bayern 3.
Vier deutsche Kinder
Klar, alle Schülerinnen und Schüler waren schon einmal auf der Wiesn und sind mit der Geisterbahn oder mit der „Wilden Maus“ gefahren. Ihnen ist nicht entgangen: „Die meisten Leute tragen am Oktoberfest ein Dirndl oder eine Lederhose.“ Mehr noch als das Oktoberfest, beschäftigte die Kinder allerdings das, was Thilo Sarrazin verbreitet. Sie wollten unbedingt wissen, weshalb er das Buch geschrieben habe. Daniel Pokraka, BR-Nachrichten-Redakteur fragte, ob sie wüssten, was in dem Buch stehe. Ein Mädchen: „Er sagt, immer mehr Ausländer kommen nach Deutschland, so dass es immer weniger Deutsche geben wird und dass am Ende die Ausländer das Sagen haben.“ Weil im Zusammenhang mit dem Sarrazin-Buch viel über das Thema Integration geredet werde, wollten die BR-Leute von den Kindern wissen, was für sie Integration bedeute. „Die deutsche Sprache zu lernen und alles so zu machen wie es die Deutschen tun“, kam es prompt. Ein Junge begreift nicht, wieso Sarrazin schreibt, seine Landsleute könnten allenfalls mit Obst und Gemüse handeln. „Wie kommt der nur auf die Idee?“, fragte er. Das Erlernen der deutschen Sprache halten die Kinder aus mehreren Gründen für wichtig: „Weil es in unserer Klasse mehr Ausländer als Deutsche gibt.“ Was stimmt. Unter den 25 Kindern der Klasse sind nur vier Deutsche. Die Eltern der anderen kommen aus der Türkei, aus Serbien, Jordanien, dem Irak, dem Kosovo, von den Philippinen, aus Bosnien, Serbien, Frankreich und Irland. Fast alle Kinder sind jedoch in Deutschland, viele von ihnen in München, geboren. Eine bunt gemischte Klasse.
„Wir verstehen uns gut“
Petra Ebert: „Wir waren selbst überrascht, wir wussten das gar nicht.“ Und ein Junge meinte: „Als ich in die Klasse kam, dachte ich, das sind alles Deutsche.“ Für den Nachwuchs ist die bunte Mischung kein Problem: „Wir verstehen uns gut. Es gibt keinen Streit.“ Im Gegenteil: Ein Mädchen erklärt: „Ich finde es gut, dass wir alle so unterschiedlich sind. Das ist interessant, wenn Kinder aus verschiedenen Ländern kommen. Da lernen wir, wie es dort ist.“ Den Kindern ist wichtig, dass ihre Eltern ebenfalls gut deutsch sprechen, denn „sonst können sie ihre Meinung nicht sagen, wenn sie zum Elternabend kommen.“ Die Klassenlehrerin bestätigt, dass es in der Klasse keine Probleme gibt. Sie weiß: „Die Sprache ist der Schlüssel für die andere Kultur.“ Mit dem Auftrag, Zeitung zu lesen und Radio zu hören, hatten sich die Kinder auf die Gespräche mit den Radioleuten vorbereitet. Daniel Pokraka war überrascht davon, wie aufgeschlossen die Kinder sind und wie viel sie zu jedem ihrer Themen wussten. „Wenn sie ihre Schüchternheit überwunden hatten, machte es ihnen richtig Spaß.“ Ursula Böhm, Reporterin beim Kinderfunk, weiß, dass sich viele Erwachsene auf die Kinder-Nachrichten freuen: „Denn die verstehen sie.“
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