Viertel voller Architekturdenkmäler
Frage nach dem besten Schutz: Exterkolonien Pasings im Fokus
Nach der fertigen Umgestaltung des Pasinger Zentrums kommen die unterschiedlichen Gesichter Pasings deutlicher denn je zum Vorschein. Südlich der Bahn ein modernes Viertel mit Geschäften, Neubauten, Tram und nördlich der Bahn traditionelle Wohnviertel mit gewachsenen Strukturen. „Beides gehört untrennbar zusammen“, betonte Frieder Vogelsgesang, CSU-Fraktionssprecher im BA. „Wir haben unsere grüne Lunge mit der Villenkolonie und dem Grünzug an der Würm sozusagen vor der Nase.“
Die gute oder schlechte Luft sei für alle gleich, so Vogelsgesang, jeder spüre die Auswirkungen einer Nachverdichtung unmittelbar. „Damit müssen wir alle sehr sorgsam umgehen.“ Der Stadtrat hatte sich mit dem Erhalt der so genannten Gartenstädte, wie der Villenkolonien im Pasinger Norden oder in Obermenzing auseinandergesetzt und dazu eine „blockweise Betrachtung“ bei Nachverdichtungen und vereinfachten Bebauungsplänen vorgeschlagen.
Gartenstadt - was ist das?
Der BA verabschiedete nun mehrheitlich seine Stellungnahme und fordert den Schutz des Ensembles, die Würdigung der Baudenkmäler und den Erhalt der Gartenstädte. „Wobei der Begriff der Gartenstadt nicht festgelegt ist“, bedauerte Vogelsgesang. „Im architektonischen Sinn gibt es die Gartenstadt nicht“, so auch Fraktionskollegin Maria Osterhuber-Völkl. „Wir wollen uns gemeinsam stark machen für diese Einzigartigkeit, die wir durch die Exter-Kolonien im Stadtbezirk haben. Vorsicht auch vor vereinfachten Bebauungsplänen, die schaffen im Zweifelsfall eher Baurecht, als sie den historischen Zustand erhalten.“
Die Fraktionen seien in diesen Fragen nicht weit voneinander entfernt, so Stadträtin und Fraktionssprecherin der SPD im BA, Constanze Söllner-Schaar. Sie allerdings stellte sich hinter die Stadtratansicht. „Keiner will eine wahnsinnige Verdichtung, aber neuer Wohnraum ist und bleibt wichtig.“
Ausverkauf gefürchtet
Für die Exter-Interessengemeinschaft ging die Stellungnahme nicht weit genug. „Wir haben mit der Kolonie I und II einzigartige historische Ensembles“, so Vertreterin Almut David. „Die suchen deutschlandweit nach ihresgleichen.“ Der Ensembleschutz sei 1973 mühsam erkämpft worden und werde nun durch Nachverdichtungen ausgehöhlt, wie aktuelle Bauvorhaben drastisch vorführten. „Wir fürchten um den Ausverkauf der Kolonien“, heißt es in einem Forderungskatalog der Initiative.
Nicht politische Positionspapiere würden helfen sondern Sofortmaßnahmen. Dies wären in unseren Augen Abriss- und Baumfällverbot, strikte Umsetzung des Denkmalschutzes, Beachtung der Einfriedungsregeln für eine gute Blickdurchlässigkeit des Viertels und besonderer Schutz der historischen Vorgärten.
Sven Wackermann (CSU), Vorsitzender des Unterausschusses Planung im BA bestärkte die Bürger: „In der Kolonie I und II kümmern sich die Bewohner selbst um den Erhalt und die Pflege und schaffen diese einmalig individuelle Atmosphäre mit den durchlässigen Sichtachsen und schön gestalteten Gärten. Besser kann es unseren Denkmälern doch nicht gehen. Nun sollten wir als Lokalpolitiker den Bewohnern nicht noch Steine in den Weg legen, sondern wir sollten darauf drängen, dass die Spielräume im Bayerischen Baugesetzbuch zugunsten der Gartenstädte ausgelegt werden.“
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