Verkehrsplanung für Pasing? Fehlanzeige!
Anwohner protestieren gegen neue Verkehrsregelung Am Knie
Abgehängt! Seit wenigen Wochen ist die Bodenstedtstraße in Richtung Stadt dicht. Dort, wo die Anwohner früher nach rechts in die Agnes-Bernauer-Straße und links in Richtung NUP und Landsberger Straße fahren konnten, soll nun ein Park entstehen. „Das ist hanebüchen“, schimpfte Anwohner Hermann Bednarz. Zu einem Ortstermin mit BA-Mitgliedern und Stadtverwaltung sammelten sich die aufgebrachten Nachbarn. „Uns bleibt nur ein winziges Nadelöhr für all die Autos und Lieferwagen, die in unser Viertel wollen. Und zwar inklusive dem kleinen Gewerbegebiet um das Futterhaus.“
Das „Nadelöhr“ ist die schmale Anliegerstraße „Am Knie“, die neben einer Parkspur gerade noch Platz für ein Auto hat. „Bei dem regen Gegenverkehr sind Staus vorprogrammiert. Dann beginnt hier ein Gehupe, dass man seines Lebens nicht mehr froh wird“, so Bednarz weiter. „Das ist für uns eine katastrophale Situation. Zudem weichen sich die Autos über die Wiese aus und machen auch dort alles kaputt.“
Verdrängungsverkehr beherrscht Situation
Für den geplanten kleinen Park fehlt den Anwohnern das Verständnis. „Über die Riesenkreuzung ging schon früher keiner bummeln. Sondern wir fühlten uns alle nicht besonders sicher. Wer soll sich also jetzt hier treffen?“ Bednarz und seine Nachbarn könnten sich auch darüber aufregen, dass ihnen womöglich ein sozialer Brennpunkt vor die Nase gesetzt wird. „Aber jetzt erst einmal lautet unsere Forderung: Stichstraße auflassen zwischen Bodenstedtstraße und Kreuzung Am Knie, damit wir wieder nach rechts in die Agnes-Bernauer-Straße kommen.“
Doch möglicherweise kommen die Anwohnerproteste zu spät. „Die Planungen hängen mit dem Umgriff Pasings zusammen“, erklärte Maria Osterhuber-Völkl, stellvertretende BA-Vorsitzende (CSU), „und waren innerhalb des Bebauungsplans 1922 schon lange bekannt. Leider lag der Fokus schon immer auf der Umgestaltung der Bäcker- und Gleichmannstraße sowie des Bahnhofs, so dass die Pläne der Stadt für die Verkehrsberuhigung Am Knie eher weniger diskutiert worden sind.“
"Ganz verfahrene Kiste"
Die Vergrößerung des Grünstreifens löse nicht das Verkehrsproblem, so Osterhuber-Völkl. „Das war eine politische Entscheidung. Wir im BA machen schon lange auf den Verdrängungsverkehr aufmerksam. Ich habe Verständnis für alle Bürger, die hier dauergenervt und dauerfrustriert sind und sich womöglich zum Wegzug aus Pasing entscheiden. Das ist eine bedauerliche Entwicklung.“ Sie fürchte allerdings, dass die Bodenstedtstraße geschlossen bleibe. „Die geforderte Stichstraße gehört nicht zum Konzept. Das ist eine ganz verfahrene Kiste.“
Auch BA-Kollege Willy Schneider (SPD) meinte: „Die Beschwerden der Bürger sind berechtigt. Der Schleichverkehr von Ost nach West und weiter nach Süden nimmt zu. Die NUP wird nicht in dem Maße angenommen, wie uns versprochen war.“ Schneider sehe die Entwicklungen Am Knie in direktem Zusammenhang mit den Bürgerprotesten in der Gräf-/Weinbergerstraße. Auch die Beschwerden in Pasing Nord oder jüngst im Gebiet an der Bodenseestraße würden ins gleiche Horn blasen. Damit seien schon insgesamt fünf Pasinger Brennpunkte bekannt, in denen der Verkehr nicht fließe.
„Die Nachteile der NUP wirken sich in den Wohngebieten aus, weil die Insider keine Umwege über die NUP fahren wollen. Das ist auch im Bereich Pasing Nord durch die Kolonie und der Meyerbeer-Offenbachstraße so ersichtlich.“ Die allerorts geforderte zusammenhängende Verkehrsplanung für Pasing beantwortete Verkehrsplaner Bernd Schmiedlau in der jüngsten Sondereinwohnerversammlung damit, eine Verkehrszählung durchführen zu wollen, wenn alle Baustellen verschwunden wären. Dafür erntete er viel Gelächter. Nun fragte sich auch Schneider: „Ich bin gespannt, ob die neuen Fahrbeziehungen über die NUP jemals angenommen werden.“
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