Protest mit Humor
„Satirische Jubeldemo“ fordert Freiräume für unkommerzielle Nutzung und freie Kulturarbeit
Nach Schätzungen der Pasinger Polizei zogen am Samstag 150 Demonstranten rund drei Stunden lang durch die Pasinger Straßen. Der lautstarke Demo-Zug war nicht nur Hindernis und Ärgernis für Autofahrer, er war auch ein besonderer Hingucker, denn die Teilnehmer trugen ausnahmslos festliche Abendgarderobe. Sie demonstrierten gegen die schleichende Gentrifizierung im Münchner Westen und forderten mehr Freiräume im Münchner Westen für unkommerzielle Nutzung und freie Kulturarbeit. Dabei machten sie ihrem Unmut mit viel Humor und Ironie Luft. Es solle zu den Luxussanierungen und Luxusneubauten ruhig noch ein Yachthafen für Pasing hinzukommen, meinten sie.
Erst zur Abschlussrede am Pasinger Marienplatz wurden die Demonstranten deutlich: „Schluss mit der voranschreitenden Gentrifizierung!“, forderten die Organisatoren vom Verein Karl e.V. „Wir alle leisten in München wichtige gemeinnützige Arbeit, organisieren Kulturveranstaltungen, die sich alle leisten können, sind aktiv in der Flüchtlingsarbeit. Aber uns fehlt der Raum, um diese wichtige und unabhängige Arbeit voranzutreiben.“
Wenig Unterstützung
Der Begriff „Gentrifizierung“ wurde übrigens bereits in den 60er Jahren von der britischen Soziologin Ruth Glass geprägt. Er bezeichnet seither die städtebaulichen Veränderungen, die oft mit einer baulichen Aufwertung und steigenden Mietpreisen einhergeht. Verdrängung zugunsten Kaufkräftiger und Finanzstarker ist die Folge. „So ähnlich erleben wir es hier in Pasing auch“, so ein Sprecher von Karl e.V. „Erst mussten wir aus der Kuvertfabrik raus, dann der Abriss des kleinen Häuschens davor. Jetzt haben wir auch wenig Unterstützung gefunden, um Räume in der Gleichmannstraße zu bekommen und sind bei der Zwischennutzung in den Pappschachteln leer ausgegangen. Wir hängen mit unseren Projekten ziemlich in der Luft.“
Bei dieser einen Demo solle es übrigens nicht bleiben, so die Organisatoren. Es seien weitere Aktionen geplant, um die Bürger auf die Raumnot und die wenig unterstützende Haltung der Stadt und des Stadtteilmanagements aufmerksam zu machen und Verbündete zu finden. Die nächste Aktion wird ein Picknick am 7. Mai um 15 Uhr im Pasinger Stadtpark sein. Die Organisatoren: „Dazu sind alle interessierten Bürger eingeladen.“
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH