In der Natur zu Hause
Der mobile Waldkindergarten wird zehn Jahre alt
In Pasing ist eine ganz besondere Kindereinrichtung zu Hause: der mobile Waldkindergarten. Anders als herkömmliche Waldkindergärten hat der mobile keinen Bauwagen oder Baracke als Unterschlupf und zentralen Treffpunkt. „Bei uns spielt sich alles in der freien Natur ab“, sagt Christine Zeller, Sozialpädagogin und Försterin. Gemeinsam mit Ulrike Heller, einer Grundschullehrerin und Sozialpädagogin, hat sie den mobilen Waldkindergarten vor genau zehn Jahren gegründet.
„Uns schwebte ein ganz spezielles Konzept vor“, erklärt sie weiter. „Die Kinder sollen sehr naturnah und sehr individuell betreut werden.“ Dafür spricht die kleine Gruppe von etwa 15 Kindern von drei bis sechs Jahren, die sich allmorgendlich an einem Spielplatz zum Morgenkreis-Ritual trifft. „Dann geht es weiter in Richtung Lochhamer Schlag“, so Zeller. „Unterwegs machen wir Brotzeit, haben auch unsere Plätze mit umgefallenen Baumstümpfen, Gestrüpp und kleinen Wasserlöchern, die die Kinder als „Werkstatt“ und zum Toben nutzen. Die Natur ist ganz einfach unser Spiel- und Arbeitsplatz.“
„Wir basteln wie die Weltmeister!“
Alle gewöhnlichen Lernprozesse, die im Kindergartenalter stattfinden, spielen auch bei den „Mobilen“ eine Rolle. „Wir basteln wie die Weltmeister“, sagt Zeller dazu. „Einmal in der Woche gibt es Englisch, wir machen viel Musik, lesen viel vor. Wir haben unsere Aufräumrituale. Die Vorschüler bekommen Flötenunterricht, lernen Buchstaben, Zahlen und erstes Schreiben. Ich glaube, unseren Kindergartenkindern fehlt es an nichts, wenn sie in die Schule kommen. Im Gegenteil.“
Nur wenn das Wetter absolut nicht mitspielt, gehen die „Mobilen“ in Museen, ins Schwimmbad, in die Stadtbücherei oder in die Neuaubinger Jugendfarm. „Dort haben wir letztens mit den Kindern Erdbeer-Holunderblüten-Marmelade gekocht“, berichtet Heller weiter. „Und gleich aufgegessen“, ergänzt ein Mädchen begeistert. Bei der Stippvisite im mobilen Waldkindergarten fällt auf, dass sich die Kinder in der Natur prima auskennen, problemlos Pflanzen bestimmen können, „und abgehärtet sind, was Erkältungen betrifft“, betont eine Mutter. Sie habe für ihr erstes Kind etwas Naturnahes gesucht, in dem die Kleinen so viel Freiheit wie möglich hätten. „Nun bringe ich schon das Geschwisterchen her. Wir sind vom ersten Tag an begeistert. Und die Kinder haben Riesenspaß hier.“
Ein Vorschulplatz frei
Die Verbindung zu den Eltern ist bei den „Mobilen“ eng. Einmal im Monat erscheint die „Waldpost“ mit Neuigkeiten und Infos über das aktuelle Programm. Auch eine Elternvertretung gibt es. „Aber es läuft so gut, dass wir eigentlich kaum etwas zu tun haben“, meint die aktuelle Elternsprecherin Beate Blaut. Als Gründungsmitglied und mit dem mittlerweile dritten Kind in der Einrichtung kenne sie die Vorbehalte und erstaunten Fragen zum freien Waldkonzept. Doch die seien schnell geklärt, die Kinder seien einfach glücklich, zufrieden und ausgepowert, wenn sie mittags nach Hause kämen, so Blaut.
Für die Zufriedenheit von Eltern und Kindern spricht auch die lange Treue, mit der ehemalige Waldkinder den Kontakt halten und später als Grundschüler gern ihre Klasse „anschleppen“. „Wir haben des Öfteren Besuch von Klassen“, so Försterin Zeller. „Die Themen Wald, Wiesen, Hecken im Heimat- und Sachkundeunterricht eignen sich hervorragend dazu, um bei uns einen anschaulichen Unterricht abzuhalten. Und unsere Vorschüler können gern dabei sein und selbst schon mal Schulluft schnuppern.“ Für die Plätze im mobilen Waldkindergarten wird eine Warteliste geführt. „Der Andrang ist seit Anfang an groß. Diese Akzeptanz freut uns natürlich sehr“, so Zeller. „Doch nun zieht leider ein Kind weg und wir haben ein Vorschulplatz ab September zu vergeben. Interessierte können sich bei uns gern melden.“
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