Mit querschädeliger Widerspenstigkeit gegen das gwamperte Selbstbewusstsein
Wer ko, der ko: SPD im Münchner Süden zeichnet Hans Well mit ihrem Krenkl-Preis aus
"Es gelingt der SPD selten, die Ersten zu sein", stellte Michael Lerchenberg bei der Verleihung des Krenkl-Preises fest. Doch mit der Vergabe ihrer Auszeichnung an Hans Well sei der SPD genau das einmal gelungen: Hans Well, Kopf der Biermösl Blosn, habe zuvor schließlich noch nie einen Preis bekommen.
Geradliniger Querschädel
Nockherberg-Darsteller und -Redner Michael Lerchenberg war im Vorjahr selbst von der SPD im Münchner Süden mit dem "wer ko, der ko"-Preis bedacht worden und hielt daher - der alten Tradition folgend - die Laudatio auf Hans Well, einen "Querschädel", der mit aufregenden, anderen Texten "den Stammtischfaschisten die Maske herunterriss". Als ehrlich, geradlinig und aufrichtig, aber auch treffsicher und meisterlich beschrieb Lerchenberg Hans Well: "Ich bin stolz, diesen Preis mit ihm zusammen zu haben!" Der "geistige Vater der Biermösl Blosn" benutze seinen Kopf wie eine scharfe Waffe, er sei ein "Vorwärtstreiber und Vorwärtsdenker", ihn zeichne eine "alttestamentarische Konsequenz und Härte" aus. Lerchenberg erinnerte damit auch an die Auflösung der Biermösl Blosn im vergangenen Jahr, als Hans Well und seine Brüder nach über 30 Jahren musikalisch verschiedene Pfade einschlugen. "Wie die faulen Glieder herausgerissen", so Lerchenbergs biblischer Vergleich, habe Hans Well seine Brüder.
Hans Well selbst legte Wert darauf, den Krenkl-Preis auch für seine Brüder entgegenzunehmen. Er erinnerte an Zeiten, in denen die Biermösl-Lieder vom Bayerischen Rundfunk boykottiert worden waren. Immer wieder auf solchen Widerstand zu stoßen, habe ihn aufsässig gemacht. Das "gwamperte Selbstbewusstsein der CSU" sei indes längst nicht mehr das, was es einmal war.
Schwimmer gegen den Strom
"Ich habe Respekt vor Leuten, die unseren Großkopferten etwas entgegenstellen", würdigte Wirtschaftsreferent und OB-Kandidat Dieter Reiter den Preisträger. Zivilcourage bedeute aktives Eingreifen zugunsten anderer, sich gegen Ungerechtigkeiten zu wehren, zu seinen Überzeugungen zu stehen und im richtigen Moment "nein" zu sagen. Das erfordere viel Mut. Der Krenkl-Preis sei ein Preis für solche Zivilcourage, für intelligente Widerspenstigkeit und für bürgerschaftliches Engagement. Hans Well sei einer der Menschen, die sich trauen, gegen den Strom zu schwimmen. Reiter überreichte Well den Preis zusammen mit Landtagskandidat Florian von Brunn, Bundestagskandidat Christian Vorländer und Bezirksrätin Helga Hügenell. Der Geehrte bedankte sich, indem er zusammen mit seinen Kindern einige Lieder zum Besten gab, darunter den "Tango aus Saudi-Arabien". "Ich habe 16 Jahre lang für den Musikunterricht meiner Kinder gezahlt", scherzte Well über die gemeinsamen Auftritte mit dem Nachwuchs, "das hole ich mir jetzt wieder!"
Der Krenkl-Preis wird seit 1990 von der SPD im Münchner Süden verliehen, um herausragendes soziales Engagement, Zivilcourage und Einsatz für die Gesellschaft zu würdigen. Der Preis ist nach dem Lohnkutscher Franz-Xaver Krenkl benannt, der im Englischen Garten die Kutsche des Prinzregenten Luitpold überholte. Das war zwar verboten, doch Krenkl - stolz auf seine schnellen Pferde - rief der Majestät ein keckes "Wer ko, der ko!« entgegen. Franz-Xaver Krenkl wurde später ein wohlhabender Mann, dessen Leben von seinem sozialen Engagement geprägt wurde.
Die Preisträger der letzten Jahre
2012 Michael Lerchenberg
2010 Konstantin Wecker und Malte Pennekamp (Sprecher der bayerischen "Studierendenvertretungen")
2009 Klaus Hahnzog, Hartmut Wächtler und Hedwig Krimmer (Bündnis für Versammlungsfreiheit Bayern)
2008 Jutta Speidel
2007 Marianne Koch
2006 Ruth Drexel
2004 Elisabeth und Günther Hölzl
2003 Miroslav Nemec
2002 Doris Gronegger (Verein für selbständiges Leben)
2001 Klasse 6d des Luise-Schroeder-Gymnasiums.
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