"Es geht auch ohne"
Bürger organisieren sich gegen weitere Wohntürme
"Wir glauben nicht, dass echte Lebensqualität und soziales Miteinander in anonymen Wohntürmen möglich sind, die auf engem Raum gebaut werden", sagen Carmen Pasedag, Isolde Matt und Michael Weinzierl. Sie sind die Sprecher der neuen "Bürgerinitiative gegen Wohntürme Campus Süd".
Sie ist ein Zusammenschluss von Bürgern aus dem Umkreis des ehemaligen Siemensgeländes in Obersendling, die den geplanten Neubau von sieben dreizehnstöckigen Wohnhäusern verhindern wollen. "Wir möchten in unserem Viertel lebenswerten und humanen Wohnraum statt anonymer Hochhauskomplexe", betont die Initiative und bittet um Unterstützung für ihre Unterschriftenaktion.
1.000 neue Wohnungen am Campus Süd
Auf dem ehemaligen Siemensgelände zwischen Baierbrunner Straße, Hofmannstraße und Siemensallee möchte die Patrizia Deutschland GmbH ca. 1.000 neue Wohnungen bauen. Ende 2013 hatte der Stadtrat für dieses Bauprojekt eine erweiterte Bürgerbeteiligung beschlossen. Im Februar 2014 fand ein Bürgerworkshop mit ca. 100 interessierten Bürgern statt. Die Bürgerinitiative (BI) beruft sich auf deren Vorschläge: "Die Ergebnisse zeigen, dass von den Bürgern keine Fortsetzung der Hochpunkte der nahegelegenen Südseite gewünscht wird. Die Höhenentwicklung im neuen Quartier soll sich nach Wunsch der Teilnehmer differenziert zwischen vier bis höchstens acht Geschossen (Eckpunkte) bewegen", fasst die BI zusammen. Mit diesen Vorstellungen der Bürger würden sich die Neubauten gut in das bestehende Umfeld einfügen.
Bürger-Wünsche nicht berücksichtigt?
In dem im Mai 2015 gewählten Siegerkonzept von Rapp + Rapp als Grundlage der weiteren städtebaulichen Planung sieht die BI hingegen die Bürger-Wünsche nicht berücksichtigt, denn es würden nun sieben 13-stöckige Wohntürme vorgesehen, die sich über fünfgeschossige Häuserzeilen erheben.
"Wir sind nicht gegen eine Bebauung des Geländes, sondern fordern geringere Bauhöhen", erklärt Carmen Pasedag. Die geplanten 13-stöckigen Wohntürme fügen sich nicht in die bisherige gewachsene Bebauung von Einfamilienhäusern und Wohnhäusern von vier bis acht Geschossen ein. Sie seien so nahe an den bestehenden Wohnanlagen geplant, dass sie den Anwohnern das Licht und die Sicht nehmen.
"Fehler werden wiederholt"
Die Kritik der BI: "Hier werden städtebauliche Fehler wie z.B. in Neuperlach wiederholt." Die oberen Geschosse von Wohntürmen dienen hauptsächlich der Rendite des Investors. Rund 500 Anwohnern haben die Petition der BI nach deren Angaben schon unterschrieben. "Dass es ohne Hochtürme geht, haben zahlreiche andere Architekturentwürfe gezeigt, die zu diesem Wettbewerb eingereicht wurden. Auch hier war die geforderte Anzahl von 1.000 Wohnungen kein Problem", so die BI.
"Höchstens acht Geschosse"
Sie fordert von der Landeshauptstadt München:
Die Umsetzung der Ergebnisse der Bürgerwerkstatt zum Bauprojekt „Campus Süd“ mit einer Höhe der neuen Gebäude von vier bis höchstens acht Geschossen.
Keine Wohntürme in unmittelbarer Nachbarschaft der bestehenden umliegenden Wohnanlagen.
Kontakt zur BI: bi_gegen_wohntuerme_campus_sued@web.de.
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