„Eine großartige Chance“
Bezirksausschuss unterstützt die Planungen für einen Konzertsaal
Eine Musikstadt im Münchner Westen? Geht es nach den Verantwortlichen für das Projekt „Die Resonanz“, dann könnte dies bereits bis Ende 2020 Realität sein. Die Pläne hierzu hat Andrea Gebhard unter anderem zusammen Josef Nachmann, Konstantin Wettig und Florian Jürke dem Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg (BA 9) in seiner jüngsten Sitzung vorgestellt. Entstehen sollen die neuen Konzertsäle auf dem Gelände der Post AG an der Friedenheimer Brücke. „Viele Kulturschaffende stehen bereits hinter dem Projekt“, betonte die Architektin. Ein neuer Konzertsaal für München sei notwendig und politisch gewollt. „Bis 2020 könnte dieses spannende Projekt abgeschlossen sein, das das Symphonieorchester des BR fortan als eigene Spielstätte nutzen könnte.“ Zusätzlich stelle „Die Resonanz“ eine Ausweichmöglichkeit für den Gasteig dar, der voraussichtlich ab 2020 grundsaniert wird.
Die Finanzierung sei gesichert und die Planung bereits weit fortgeschritten. Durch die Beteiligung eines Investors würden die Konzertsäle die öffentliche Hand finanziell wesentlich geringer belasten als bei einer alleinigen Umsetzung durch den Freistaat Bayern. Das Grundstück an der Arnulfstraße, welches sich aktuell noch im Eigentum der Post AG befindet, würde durch einen Privatinvestor erworben. Die Post AG habe bereits zugesagt, für das Projekt „Die Resonanz“ das gesamte Grundstück zu verkaufen, erläuterte Rechtsanwalt Josef Nachmann den BA-Mitgliedern. Aktuell führe die Post AG Gespräche mit Anbietern alternativer Grundstücke mit dem Ziel einer zeitnahen Verlegung ihres Brief-Verteiler-Zentrums. „Die Resonanz“ stelle eine einmalige Chance dar, das Areal sowie die denkmalgeschützte Halle der Öffentlichkeit frei zugänglich zu machen und dauerhaft zu erhalten.
Auf dem Areal müsste keine neue Halle für Konzertsäle gebaut werden, es würde vielmehr nutzbar und zugänglich gemacht werden, was bereits existiert: der denkmalgeschützte und architektonisch einzigartige Hallenbogen könnte als Dach für die Konzertsäle fungieren, erklärte Architekt Florian Jürke. Das Grundstück vor dem Hallenbogen transportiere eine einmalige Atmosphäre, in die die Besucher unmittelbar eintauchen. Insgesamt sind ein großer Konzertsaal mit mindestens 1900 Sitzplätzen sowie kleinere Säle angedacht. „Die Umsetzung der Konzertsäle unter dem bestehenden Hallenbogen wäre ein Chance für München von innen heraus zu wachsen, architektonisch im Einklang mit den Werten der Stadt und deren Orchestern“, so Florian Jürke weiter.
Mehr als nur ein Konzertsaal
Doch das Ganze soll mehr sein als nur ein Konzertsaal. Rund um „Die Resonanz“ soll ein Ort der Begegnung entstehen, ein öffentlicher Stadtraum, der für jedermann und jederzeit zugänglich ist. „Das Ganze wäre ein Leuchtturmprojekt für München“, sagte Josef Nachmann. „Wir wollen alle mitnehmen und einen Platz schaffen, wo man sich treffen und begegnen kann.“ Rund um die Konzertsäle würde ein urbanes Areal in Form einer Musikstadt mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten – Musikhochschule, Gastronomie, Hotel, Kongresse, Ausstellungen – entstehen. Dies wäre nach Ansicht der Projektverantwortlichen „eine einmalige Möglichkeit für die städtebauliche Entwicklung des Stadtteils“ und stelle zudem eine große kulturelle Bereicherung für den Westen Münchens dar, denn das kulturelle Leben spiele sich bisher primär im Zentrum und Osten der Stadt ab. Der Standort für „Die Resonanz“ füge sich zudem gut in aktuelle Pläne zur Stadtentwicklung ein: Das Areal der Musikstadt rund um die Konzertsäle liege auf einer Achse mit dem Hauptbahnhof und seinem künftig aufgewerteten Areal, dem zentralen Omnibus Bahnhof sowie dem Stadtentwicklungsgebiet entlang der zentralen Bahnfläche. Der Standort sei zudem verkehrstechnisch optimal angebunden, sowohl für ÖPNV wie auch PKWs, erklärte Angelika Gebhard. Der nahegelegene Hauptbahnhof sei ein Dreh- und Angelpunkt für den Schienenverkehr in Bayern, die S-Bahn Stammstrecke führe an dem Areal vorbei, diverse Bus- und Tramanbindungen seien fußläufig erreichbar.
„Einzigartige Situation“
Der BA 9 begrüßt die Idee, „in der Paketposthalle den Konzertsaal zu bauen“, heißt es in einem Schreiben des Gremiums an Kultusminister Ludwig Spaenle. Die Halle und ihre imposante Tragwerkskonstellation mit dieser neuen Nutzung für alle zu öffnen, schaffe architektonisch und städtebaulich eine einzigartige Situation. Mit dem Backstage sei zudem eine „spannende Ergänzung“ für die neue Musikstadt vor Ort. „Hier bietet sich eine großartige Chance für die Stadt und den Stadtbezirk. Die Konzerthalle und das Backstage bilden einen kulturellen Kontrapunkt zum Kreativquartier, beide Orte wären ein großartiger kultureller Rahmen für das Viertel.“ Der BA 9 bittet den Freistaat daher „sich die Zeit zu nehmen die Vor- und Nachteile der einzelnen Standorte abzuwägen und dem Projekt eine Chance zu geben.“
Hintergrund zum Projekt
Initiator und Investor des Projektes ist die Bayerische Projekt Beteiligung GmbH (BPB), an der zu jeweils 50 Prozent die „Mathias Niemeier Property Makers“ und die „Michael Dankerl Bau GmbH“ beteiligt sind. Die BPB wird durch den Gesellschafter Mathias Niemeier repräsentiert. Als fachliche Berater und Initiatoren sind die Landschaftsarchitektin und Stadtplanerin Andrea Gebhard (Büro Mahl-Gebhard-Konzepte Landschaftsarchitekten), der Architekt Joachim Jürke (Juerke Architekten BDA), der Rechtsanwalt Josef Nachmann (Nachmann Rechtsanwälte), und der Immobilienexperte Konstantin Wettig (KW Real Estate) in das Projekt involviert.
Das Konzept sieht vor, dass der Investor die Konzertsäle baut und eine vom Investor initiierte und geführte Betreibergesellschaft das Nutzungskonzept operativ umsetzt. Die BPB würde das Grundstück „Sondergebiet Post“, auf dem die denkmalgeschützte Halle steht, sowie die angrenzende Flächen von der Deutschen Post AG, respektive dem Pensionsfond der Deutschen Post AG (Eigentümer laut Grundbuch) kaufen. Mit dem Erwerb durch die BPB würde für das Grundstück „Sondergebiet Post“ ein Bebauungsplan-Verfahren eingeleitet.
Das Grundstück würde langfristig in das Eigentum des Freistaates Bayern übergehen, der mit der Betreibergesellschaft einen Pachtvertrag mit 50-jähriger Laufzeit für die Konzertsäle abschließen würde (Public-Private-Partnership). Sollten der Landtag und der Ministerpräsident das Projekt „Die Resonanz“ nach der letzten Fraktionssitzung vor der Sommerpause favorisieren, werde eine ausführliche Machbarkeitsstudie durchgeführt, die spätestens bis November 2015 abgeschlossen sein wird. Anschließend könnte das Grundstück unmittelbar erworben werden, so dass „Die Resonanz“ bis voraussichtlich Ende 2020 fertiggestellt sein würde.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH