Von Asyl bis Zauberwald
Bürgerversammlung in Neuried: Gemeinde nimmt erstmals einen Kredit auf
Die Mehrzweckhalle, der Neubau der Kinderkrippe und das Thema Asyl standen unter anderem auf der Tagesordnung der Bürgerversammlung in Neuried. In der voll besetzten Aula der Grundschule lauschten die Besucher zunächst dem Bericht des 1. Bürgermeisters Harald Zipfel.
Mehrzweckhalle verzögert sich
"Die Mehrzweckhalle nimmt Gestalt an", sagte Zipfel. "Es gibt allerdings ein kleines Problem. Der Bau verzögert sich, weil der erste Anbieter, der die Bodenhülsen für die Sportgeräte installieren sollte, insolvent ist", so der Bürgermeister. Auf den zweiten Anbieter habe man nicht zurückgreifen dürfen, eine neue Ausschreibung sei nötig gewesen. "Wir haben die Angebote verglichen. Es gibt einen Anbieter, der die Hülsen hat." Nun müsse noch geklärt werden, wie schnell er liefern könne. "Mit Glück werden wir Ende März fertig, mit Pech Mitte Mai", so Zipfels Prognose.
Auf dem alten Sportplatz sei die Kinderkrippe "Zauberwald" in Modulbauweise entstanden. "Der Planungsauftrag erfolgte am 15. April dieses Jahres, Baubeginn war am 25. August und die Fertigstellung am 30. September", zeigte sich der Bürgermeister zufrieden. "Die Gemeinde hat erstmals einen Kredit aufgenommen und zwar in Höhe von 1,8 Millionen Euro." Dieser sei unter anderem für die Mehrzweckhalle und die Kinderkrippe nötig gewesen.
"Wir wissen nicht, wer kommt"
Mit Blick auf die Flüchtlingssituation sagte Zipfel, dass zurzeit 15 Asylsuchende in der Gemeinde lebten. Bis September kommenden Jahres müsse die Gemeinde über 200 Flüchtlinge unterbringen. "Wir haben wenige freie Flächen in Neuried. Es gibt ein Grundstück mit rund 3000 Quadratmetern Fläche im Maxhofweg", so Zipfel. Nun gelte es, verschiedene Konzepte zu prüfen. So könnten beispielsweise Doppelhäuser bestehend aus vier Appartments errichtet werden. Pro Appartment könnten acht Personen in zwei getrennten Schlafzimmern untergebracht werden. "Ein anderes Konzept sieht einen Mix aus großen und kleinen Räumen vor. Das ist sicherlich für Einzelpersonen sinnvoller", betonte Zipfel. "Wir wissen nicht, wer kommt, und können uns darauf nicht vorbereiten." In einem nächsten Schritt müssten nun Verträge geschlossen und das Gelände erschlossen werden. Danach folgten die Baugenehmigung sowie der Bau der Unterkünfte. "Es dauert etwa vier Monate bis das umgesetzt ist", schätzte der Bürgermeister. Wer sich im Helferkreis Asyl engagieren wolle, könne Kontakt über die Nachbarschaftshilfe unter asyl@nachbarschaftshilfe-neuried.de aufnehmen.
Zweite Buslinie in der Ammerseestraße
Stellvertretender Landrat Jörg Scholler sprach in seiner anschließenden Rede von 216 Flüchtlingen, die bis nächstes Jahr in Neuried aufgenommen werden müssten. Er appellierte an alle Bürger, dem Landratsamt leerstehende Häuser und Wohnungen sowie Grundstücke zu melden, damit die Asylsuchenden untergebracht werden können. Gleichzeitig dankte Scholler dem Helferkreis Asyl, ohne dessen Hilfe die Arbeit nicht zu bewältigen sei. Für Freude unter den Gästen sorgte der stellvertretende Landrat mit der Information, dass in der Ammerseestraße künftig wieder eine zweite Buslinie (Nummer 267) fahren werde.
Im Anschluss daran stellte Erich Greiner, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Planegg, die Kriminalstatistik vor. "In den ersten zehn Monaten dieses Jahres hat es in Neuried noch keinen Hauseinbruch gegeben", sagte er, bezeichnete diese Tatsache aber als "reinen Zufall". "Bei den Einbrechern handelt es sich oft um reisende Täter." Aus diesem Grund sei die Gemeinde bisher wohl verschont geblieben. Bisher seien insgesamt 149 Delikte registriert worden. Dabei habe es einen Fall von gefährlicher Körperverletzung gegeben. "Es handelte sich um eine Prügel-Attacke mit einem Baseballschläger", so Greiner. Angestiegen seien die Fälle von einfacher Körperverletzung. "Das waren nahezu nur Fälle von häuslicher Gewalt."
Täter suchen "alte Namen"
Eindringlich warnte Greiner vor dem so genannten Enkeltrickbetrug. Die Betrüger rufen in der Regel bei älteren Personen an und geben sich als Verwandte aus. Unter Vorspiegelung falscher Tatsachen versuchen sie schließlich an Geld zu kommen. "Die Trickbetrüger suchen sich im Telefonbuch ganz gezielt Einträge mit alt klingenden Namen wie ,Adolf' aus", warnte Greiner. Das wirksamste Mittel, sich gegen diese Art von Betrug zu wehren, sei, den Eintrag aus dem Telefonbuch zu streichen oder zumindest den Vornamen auf den Anfangsbuchstaben zu beschränken.
Grundsätzlich aber gebe die Sicherheitslage in der Gemeinde Neuried keinen Grund zu großer Sorge.
Nach den Berichten kamen die Neurieder zu Wort. Ein Bürger erkundigte sich nach dem Sachstand des Hettlage-Geländes. "Das ist totes Kapital. Warum geht da nichts vorwärts?", fragte er. Bürgermeister Harald Zipfel dazu: "Der Eigentümer und der zukünftige Mieter sind sich einig, aber der Projektant reagiert nicht."
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