"Für mich war es nie nur ein Beruf"
Sandra Lavs ist seit 40 Jahren Leiterin im Seniorenwohnheim Nymphenburg
Gerade einmal 23 Jahre war Sandra Lavs alt, als der gelernten Hotelkauffrau von ihrem Chef 1974 die kommissarische Leitung des privaten Seniorenwohnheims Nymphenburg in der Menzinger Straße 1 übertragen wurde. Was als Interimslösung gedacht war, wurde für die Quereinsteigerin zum Lebensinhalt. Heute – 40 Jahre später – blickt sie zurück und resümiert: "Für mich war es nie nur ein Beruf. Es war eine Berufung. Ich mache ihn heute noch gern, auch wenn ich damals vielleicht anders geplant hatte."
Dass Sandra Lavs im Seniorenwohnheim Nymphenburg blieb, lag auch und vor allem an den damaligen Bewohnern. Sie hatten die junge Frau wohl gleich ins Herz geschlossen und eine Unterschriftenaktion initiiert, mit der sie durchsetzten, dass Sandra Lavs einen Festvertrag erhielt. Man könnte sagen, dass die engagierte Nymphenburgerin in diesem Vertrauenbeweis so etwas wie einen Auftrag sah – den Auftrag "ihren" Senioren eine gute, erfüllte, lebenswerte Zeit zu schenken. Und so sind es folgerichtig auch jetzt die Bewohner und ihre Mitarbeiter, mit denen sie Ende November ihr großes, rundes Jubiläum feiern wird.
Pionierin des Betreuten Wohnens
In der langen Zeit, die sie ihren Beruf ausübt, hat sich Sandra Lavs mit vielen Veränderungen auseinandersetzen müssen, teilweise hat sie diese auch selbst vorangetrieben. So kann sie sich mit Recht eine Pionierin auf dem Gebiet des Betreuten Wohnens und der pflegerischen Versorgung für Senioren nennen.
Gemeinsam mit ihrem Mann und mancherlei Hindernissen zum Trotz gründete Sandra Lavs 1982 die Seniorenwohnheim Nymphenburg GmbH, die sie seither selbständig führt. Bald schon erkannte sie, dass es für die alten Menschen eine große Erleichterung und ein Gewinn an Lebensqualität wäre, wenn sie bei Beginn einer Pflegebedürftigkeit nicht in ein Pflegeheim umziehen müssten, sondern die Pflege in den vertrauten vier Wänden stattfinden könnte. Die Heimleiterin reagierte umgehend und das Seniorenwohnheim Nymphenburg richtete als eine der ersten Einrichtungen eine pflegerische Versorgung für die Bewohner ein. Gerade dieser Umstand führte 1996 paradoxerweise dann aber fast zur Schließung des Hauses, denn um Pflege in einem Wohnheim anzubieten, hätte es einer Genehmigung bedurft. Und diese fehlte.
Viele langjährige Mitarbeiter
Sandra Lavs, die genau in dieser Zeit mit dem Tod ihres Mannes ein schwerer Schicksalschlag getroffen hatte, offenbarte einmal mehr ihre Kämpfernatur. Aufgeben kam für sie nicht in Frage. Sie ließ sich beraten und sorgte dafür, dass alle an die Einrichtung gestellten Bedingungen erfüllt wurden. Das erste Betreute Wohnen mit ambulantem Pflegedienst für Münchner Senioren war geboren.
Als Sandra Lavs die Leitung des Seniorenwohnheims Nymphenburg übernahm, war die Zahl der Mitarbeiter noch einstellig, heute werden die Bewohner von über 40 Mitarbeitern versorgt und betreut. Viele davon gehören schon seit Jahren zum Team. Sie habe immer Menschen um sich gehabt, die sie unterstützt hätten, sagt Sandra Lavs. "Mein Mann, viele langjährige Mitarbeiter." Ihr Beruf habe sie zwar Kraft gekostet, ihr aber auch Kraft gegeben. "Im Nachhinein betrachtet, möchte ich nichts anderes gemacht haben."
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