„Etwas Bleibendes schaffen“
Jugendliche Künstler gestalten die Unterführung in der Schlörstraße
Unter der Anleitung des Künstlers Michael Rösch (2. Reihe Mitte) sowie der IMAL-Projektleiterin Kristin Weber (vordere Reihe Mitte) gestalten junge Künstler die Unterführung in der Schlörstraße neu. Auch Willi Wermelt (2. Reihe l.) vom Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg schaut regelmäßig vorbei. (Foto: sb)
Trist, dunkel und manchmal auch unheimlich kommt die Unterführung in der Schlörstraße vielen Bürgern vor. Das wird sich allerdings bald ändern, denn mit Unterstützung des Bezirksausschusses Neuhausen-Nymphenburg (BA 9) und des Kulturreferats gestalten Jugendliche des IMAL (International Munich Art Lab) unter Anleitung des Künstlers Michael Rösch sowie des Dozententeams des IMAL den Tunnel.
„Das Thema, das wir uns ausgesucht haben, lautet Wildwechsel“, erzählt Michael Rösch. „Das Ganze ist dabei gar nicht begrifflich gemeint. Mir gefällt vielmehr, dass Wildwechsel eine gewisse Dynamik widerspiegelt.“ Jede Unterführung ermöglicht es den Menschen auf bequeme und unkomplizierte Weise von einer auf die andere Seite zu gelangen. Notwendig wird dies in der Regel vor allem dann, wenn – wie im Falle der Landshuter Allee – eine viel befahrene Verkehrsader das Stadtviertel durchtrennt. „Diese Transitwelt so zu gestalten, dass das Durchlaufen der Strecke kein notwendiges Übel ist, sondern im besten Fall zum erfrischenden, lehrreichen und spannenden ‚Lustwandeln‘ wird, ist Ziel des Projektes“, betont Kristin Weber, Projektleiterin von IMAL. „Entstehen soll praktisch ein heller, atmosphärisch heiterer Parcours, der es schafft, dass Menschen entspannt die Seite wechseln können.“
"Freier kreativer Prozess"
Insgesamt arbeiten 50 bis 60 Jugendliche an der Gestaltung der Unterführung mit. „Jeder bringt seine eigene Energie ein und hinterlässt so seine Spuren“, sagt Michael Rösch. „Für die Jugendlichen ist es toll, dass sie hier im Stadtviertel gestalterisch mitwirken können. Diese Dynamik wollen wir in einem freien kreativen Prozess mitnehmen. Damit verändern wir den Tunnel natürlich. Nichts desto trotz werden wir einige Dinge, die in den letzten Jahren abgebildet wurden und die uns reizvoll erscheinen, in die Gestaltung mit einbauen.“
Im Vorfeld haben sich die jungen Künstler zusammen mit dem IMAL-Dozententeam verschiedene Unterführungen angesehen. „Für die Jugendlichen ist es wichtig, dass sie das Gefühl haben, selbst mit ihrer Sache vor Ort zu sein“, erklärt Michael Rösch. Und Kristin Weber ergänzt: „Für unsere Jugendlichen ist es schön, dass sie in dem Stadtviertel, in dem sie sich viel bewegen, etwas gestalten können. Etwas Bleibendes zu schaffen ist eine tolle Erfahrung für sie.“ Die jungen Künstler hätten so die Möglichkeit sich vorzustellen, auf Besonderheiten hinzuweisen und die Geschichten der Gegend und ihrer Menschen zu erzählen. „So kann dieser geschützte Übergang zu einem Ort des Austauschs von Geschichten, Historien und neuen Impulsen werden“, ist sich Kristin Weber sicher.
"Wir haben viel Freiraum"
Und auch den jungen Künstler, die zwischen 16 und 24 Jahre alt sind, macht die Gestaltung der Unterführung in der Schlörstraße Freude. „Wir haben künstlerisch ganz viel Freiraum, können quasi einfach drauf losarbeiten“, sagt etwa die 20-jährige Lioba. „Wir sind ganz unterschiedliche Leute. Das macht es richtig spannend.“ Und Sebastian ergänzt: „Mir macht die Arbeit hier großen Spaß. Und auch die meisten Passanten sind begeistert, bleiben stehen und lassen sich erklären, was wir hier machen.“
IMAL hat seinen Sitz im Kreativquartier an der Dachauer Straße und bietet Jugendlichen berufliche Qualifizierung und künstlerische Produktionen in den Fachbereichen Bildende Kunst und Medien sowie Darstellende Kunst und Musik. Seit 1996 wird das Ganze im Dialog mit verschiedenen Künstlern verwirklicht. IMAL ist das einzige Projekt in München, das Jugendlichen Zugang zu professionellen Produktionen bietet. Dabei nehmen die jungen Künstler am gesamten Produktionsprozess aktiv teil – von der ersten Ideenskizze über die Realisierung bis zur professionellen Präsentation. Die Kurse und Workshops finden in kleinen Gruppen von fünf bis sieben Teilnehmern statt und garantieren eine individuelle Förderung. Praktika in Betrieben und Firmen dienen ebenso der Praxiserfahrung, wie auch die konkrete Arbeit an künstlerischen Projekten. Die Teilnahme ist kostenfrei. Die individuelle Teilnahmedauer hängt von dem gewählten Fachbereich ab, in der Bildenden Kunst meist zwölf Monate, in der Darstellenden Kunst zwölf bis 18 Monate.
Weitere Informationen können im Internet unter www.imal.info abgerufen werden.
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