Über Heimat, Fremde und Mut
Die Rumänin Edith Alibec startet ihr Theater-Integrationsprojekt
Mit ihrem Projekt durch die Welt zu ziehen und anderen künstlerisch nahezubringen, wie es Migranten in der Fremde geht, das ist der Traum von Edith Alibec. Die in Deutschland lebende Rumänin weiß aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, die Heimat zu verlassen und Mut für Neues zu finden. Am Mittwoch, 9. März, findet im MUCCA (Munich Center of Community Arts) im Kreativquartier München (Schwere-Reiter-Str. 2) die Premiere ihres Theater-Integrationsprojekts „Warum das Kind in der Polenta kocht“ statt, ein eigens von Edith Alibec konzipiertes und nur von ihr gespieltes Theaterstück, das die Realität zwischen Heimat und Fremde ebenso schillernd wie beängstigend zeigt. Eine weitere Aufführung folgt am Donnerstag, 10. März.
„Warum das Kind in der Polenta kocht“
Was geht in dem Kopf jener vor, die zwischen zwei Welten stehen, die ihrer Heimat den Rücken kehren und doch an ihr hängen? Die voller Erwartungen an ein neues Land sind und dann mit der Realität konfrontiert werden? Und was passiert mit jenen, die gar nicht gefragt, sondern einfach mitgenommen werden?
Die Schauspielerin Edith Alibec ist ein Kind ihrer Zeit. Sie verfolgt die aktuellen Entwicklungen und erlebt als in Deutschland lebende Rumänin all das Schwierige, aber auch Positive, das einem als Neuling in einem fremdem Land widerfährt. Bereits mit ihrem aktuellen Kurzfilm „Wie riecht das Ausland“ hat sie jüngst ihre eigenen Erfahrungen aufgegriffen, die sie nun mit ihrem Theater-Integrationsprojekt „Wenn das Kind in der Polenta kocht“ auf die Bühne bringt. Zur Vorlage ihres Projekts, dem gleichnamigen Roman von Aglaja Veteranyi, der sich im Kern um ein heimatloses Mädchen dreht, sagt sie: „Als ich in Deutschland war, las ich das Buch plötzlich anders. Ich fing an, die Figur zu fühlen. Das Gefühl nicht verstanden zu werden, Einsamkeit, Skepsis, mangelnde Wertschätzung anderer und fehlendes Vertrauen – all das spürte ich in einer mir unbekannten Intensität.“
Herzensprojekt
Ein besonderer Reiz geht für Edith Alibec auch von der Zirkus- und Artistenwelt des Romans aus, die sie in ihr Projekt integriert hat und die sich auch in der Inszenierung spiegelt. „Die surrealistische Welt, zunächst auch aus Perspektive der kindlichen Figur, ist eine Herausforderung und es macht Spaß, sie zu entdecken“, erklärt die 27-Jährige. Neben der Konzeption und ihrem Solo-Schauspiel leitet Edith Alibec das Theater-Integrationsprojekt „Warum das Kind in der Polenta kocht“ auch und kümmert sich um dessen Finanzierung, die im Rahmen der Balkantage von „Hilfe von Mensch zu Mensch e.V.“ mit Unterstützung des Kulturreferates München gesichert ist. Inszeniert wird ihr Bühnenwerk von der Regisseurin Dana Paraschiv, die dafür eigens aus Rumänien angereist ist.
Nach der Premiere in München plant Edith Alibic weitere Aufführungen in Berlin und Wien. Ihr Traum: Mit ihrem „Herzensprojekt“ durch die Welt zu ziehen und anderen Menschen künstlerisch nahezubringen, wie es Migranten in der Fremde geht, wie sich Einheimische und Migranten einandern nähern können. „Träume und Neues,“ so sagt Edith Alibec, „gehören zur Ablösung von der Heimat und zum Leben in einem neuen Land dazu. Auch wenn ich jederzeit wieder zurück kann: Durch das Verlassen meiner Heimat habe ich Identitätsbarrieren überwunden, ich entdecke mich selbst unaufhörlich neu und habe mehr Mut entwickelt.“
Karten können im Internet unter www.balkantage.org bestellt werden.
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