"Ein bisschen Glück zurückgeben"
FrühStart ins Leben e.V. unterstützt seit zehn Jahren Frühgeborene und Familien
Seit zehn Jahren gibt es am Klinikum Großhadern den Verein FrühStart ins Leben e.V. als Netzwerk für Familien mit frühgeborenen Kindern. Mittlerweile wird der Verein von über 100 Mitgliedern unterstützt, darunter von vielen Eltern, die selbst vor Jahren einen schwierigen Lebensstart ihrer Frühchen durchlebt haben. Eine dieser Aktiven ist Sigrid Seemüller. Sie gehört zu den Gründungsmitgliedern und stand dem Verein zehn Jahre lang vor.
„Mein Engagement für den Verein war damals und ist heute immer noch selbstverständlich. Es ist meine Art, Danke zu sagen, dass ich nach vielen schwierigen Wochen mit einem gesunden Kind nach Hause gehen konnte. Hier kann ich ein bisschen von meinem Glück zurückgeben. Ich will allen, die in ähnlichen, wirklich entmutigenden Situationen stecken, Mut machen und ihnen sagen: Das wird schon, wir helfen euch.“ Ihr Sohn ist nun zwölf Jahre alt und entwickelt sich „prächtig. Vom schwierigen Anfang ist jetzt nichts mehr zu spüren“, sagt Seemüller.
Jährlich bis zu 90 Frühchen
Die Neonatologie im Klinikum ist die größte Station dieser Art in Bayern. Hier werden jährlich zwischen 70 und 90 Frühchen unter 1.000 Gramm geboren. Die heutige Medizin ermögliche Kindern mit einem Geburtsgewicht zwischen 500 und 750 Gramm eine 80-prozentige Überlebenschance, erklärt Prof. Andreas Flemmer, Leiter der Großhaderner Neonatologie. 28 Betten stehen auf seiner Station, davon sind 16 Intensivbetten. In seinem Team arbeiten zwölf Ärzte und 45 bis 50 Schwestern.
Flemmer hat die Anfänge des Vereins begleitet und ist auch heute noch im Vorstand. „Die meisten Frühchen-Eltern sind wahnsinnig engagiert und hilfsbereit. Unseren Verein haben wir alle zusammen aus der Taufe gehoben: Eltern und Mediziner gleichermaßen. Ich bin stolz darauf, dass wir jetzt auf eine zehnjährige Erfolgsgeschichte zurückblicken können.“ Der Zusammenhalt bestehe weit über den Klinikaufenthalt hinaus. „Unsere Jahresfeste sind für mich die schönsten Veranstaltungen, weil ich viele Kinder wiedersehe, um deren Leben wir so sehr gekämpft haben und die jetzt ganz toll entwickelt ihren Weg gehen.“
„Unser Verein ist etwas ganz Besonderes“
Für die Eltern ist der enge Kontakt über viele Jahre ebenfalls Bestätigung. „Uns haben die Gespräche mit betroffenen Familien sehr über viele Krisen hinweg geholfen“, so die Eltern der heute acht Jahre alten Zwillinge Michael und Christoph. „Wir waren einfach nicht allein damit. Die schwere erste Zeit mit den Frühchen verbindet uns alle. Das bleibt.“ Auch Diana Schwilling ist Gründungs- und Vorstandsmitglied und hat mittlerweile elfjährige Drillinge. „Unser Verein ist etwas ganz Besonderes. Hier steckt soviel Herzblut und auch Hartnäckigkeit drin.“ Der Kampf der Eltern und Ärzte um die Frühchen übertrage sich vielleicht auch auf das „FrühStart“-Netzwerk.
Mit Hilfe von Sponsoren und Spendengeldern konnte der Verein Stillstühle und ein Lungenfunktionsmessgerät für die Station kaufen, hat eine Blutzuckerstudie für Neugeborene finanziert und die erste Muttermilchbank in Westdeutschland mitfinanziert. „Darauf sind wir unheimlich stolz. Und wir haben uns noch einige Projekte vorgenommen, deshalb bleiben Spenden wichtig. Und es ist wichtig, dass wir uns nach außen öffnen und vernetzen. Alle Aktionen, wie das Benefizkonzert im Cuvillies-Theater 2011, die Teilnahme an Podiumsveranstaltungen, Aktionen mit Promis wie Ursula Prinzessin von Bayern oder Monika Gruber oder auch unsere Internetseite www.fruehstartinsleben.de helfen uns dabei“, erläutert Schwilling.
„Spenden sind wichtig“
Eines der neuen Projekte umfasst die erste feste Angestellte des Vereins: Anja Seitz ist seit einem halben Jahr Elternbetreuerin auf der Station. „Ich sehe mich als Bindeglied“, sagt die Heilpraktikerin, die selbst Mutter eines Frühchens ist. „Alle meine Tätigkeiten sind harmonisch in den Stationsalltag eingebaut. Die reichen von dem wöchentlichen Eltern-Kaffee zum Austauschen und Entspannen über Fußreflexzonenmassagen für die Mamas und dem Trainingsprogramm MamaFit bis hin zum Dasein und Zuhören.“
„Anja war uns eine wahnsinnige Stütze, unser Rettungsanker!“, betonen die Eltern der Babys Elias und Joel. „14 Wochen waren wir auf der Station. Da gab es oft Momente, wo wir der Verzweiflung sehr nahe waren. Anja hat uns zugehört und uns Mut gemacht, dass alles gut wird. Und jetzt sind wir als Familie zu Hause und es ist tatsächlich super schön. Das hätten wir nie gedacht!“
Weitere Informationen zum Verein und zu Projekten, die regelmäßigen Newsletter und Unterstützungsmöglichkeiten sind unter www.fruehstartinsleben.de zu finden.
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