Was kommt nach dem XXXLutz?
Investoren stellen sich den Fragen der Bürger
`Konkurrenz belebt das Geschäft´, heißt es. Getreu dem Motto soll an der Theresienwiese ein neues Einkaufszentrum entstehen, das mehr Käufer anlocken und damit „Lebens ins ganze Viertel“ bringen soll – so das Versprechen der Investoren. Am vergangenen Montag, 2. März, bot ein Infoabend, der vom gemeinnützigen Verein „Münchner Forum“ organisiert wurde, den Stadtteilbewohnern der Schwanthalerhöhe die Gelegenheit, mit den Investoren ins Gespräch zu kommen. Und der Gesprächsbedarf ist groß, schließlich beschäftigt das Thema „Was kommt nach dem XXXLutz?“ das Stadtviertel seit vielen Monaten. Ein ganzes Quartier soll hier umgestaltet werden, was maßgebliche Veränderungen für den ganzen Stadtbezirk mit sich bringen wird. Viel Neues über die konkrete Planung konnten die Investoren, die Hanseatische Betreuungs- und Beteiligungsgesellschaft mbH (HBB) und die Bayerische Hausbau GmbH, zu einem so frühen Planungszeitpunkt jedoch nicht anbieten.
Einzelhandel auf 35.000 Quadratmetern
Die Planung für das innerstädtische Quartier rund um die Theresienhöhe 5, wo bis Ende 2013 noch das Möbelhaus XXXLutz beheimatet war, wolle man im „guten Einvernehmen“ mit dem Bezirksausschuss (BA), dem Planungsreferat und auch den Stadtteilbewohnern machen, erklärte Harald Ortner, Geschäftsführer der HBB. Daher stellten sich die Investoren den Sorgen, Fragen und Wünschen der Bürger und Lokalpolitiker, obwohl die Detailplanung noch nicht ausgearbeitet ist. Fest steht, dass die HBB wie auch die Bayerische Hausbau, die ein Unternehmen der Schörghuber-Gruppe ist, jeweils Eigentümer verschiedener Flächen im großen Gebäudekomplex zwischen Schießstätt-, Gollier-, Schwanthalerstraße und Theresienhöhe sind. Was nicht im Eigentum der HBB und der Bayerischen Hausbau steht, sind die Teilkomplexe, die als Wohneigentum (rund 300 – 400 Wohnungen) genutzt werden. Die beiden Investoren wollen nun zusammen arbeiten und einen „ganzheitlichen Ansatz anbieten“, erklärte Jürgen Büllesbach, Vorsitzender der Geschäftsführung der Bayerischen Hausbau. Vorgesehen ist bislang, dass auf 35.000 Quadratmetern Fläche Einzelhandel einziehen soll. Rund 10.000 Quadratmeter werden bereits vom Elektromarkt „Saturn“ genutzt. Neue Läden sollen hinzukommen, darunter ein Lebensmittelmarkt mit über 6.000 Quadratmetern Fläche. Welche Einzelhändler, Märkte oder Ketten konkret Verkaufsflächen mieten werden, stehe aber noch nicht fest.
Geteilte Meinung
„Momentan steht da eine Betonburg wie sie heute nicht mehr gebaut würde“, meint Sibylle Stöhr, Vorsitzende des BA Schwanthalerhöhe. Der Stadtbezirk brauche einen „Magneten“ sowie ein breites Warenangebot, zugleich aber sollten die umliegenden Einzelhändler und Gastronomen nicht unter dem neu entstehenden Quartierszentrum leiden, so Stöhr. Der BA 8 befürwortet mehrheitlich das Projekt, sieht darin „eine große Chance“, nicht zuletzt, um Einfluss auf die Planungen der öffentlichen Räume wie etwa an der Schießstättstraße zu nehmen. Doch eben was die „Magnetwirkung“ des neuen Einkaufszentrums betrifft, scheiden sich die Geister im Stadtbezirk. Einerseits besteht Sorge, dass die ohnehin an Kaufkraft leidenden kleinen Geschäfte im Viertel durch ein neues Ladenzentrum gänzlich verdrängt würden. „Warum will man noch ein Einkaufszentrum?“, fragte eine Bürgerin. Schließlich gäbe es bereits den Komplex an der Theresienhöhe mit genug Läden. Auch bestehen auf Bürgerseite Bedenken, dass das neue Zentrum eine Aufwertung fürs ganze Viertel mit sich bringe, infolge dessen weitere Gentrifizierung zu befürchten sei. Das Gegenargument ist, dass das Einkaufquartier neue Waren und somit neue Kunden ins Viertel bringen könnte. Textilien, Schuhe und Sportartikel fehlten laut Stöhr bislang vor Ort. Geäußert wurde von Bürgerseite jedoch auch der Wunsch nach kulturellen Angeboten, Dienstleitungen wie auch Raum für Kinder und Jugendliche. „Vielfalt“ und eine „gute Mischung“ verspricht Ortner von der HBB, die Bürgerwünsche sollen berücksichtigt werden.
Weiterer Infoabend geplant
Uneinigkeit herrscht des Weiteren beim Thema Verkehr. Einige Bewohner gehen davon aus, dass der zusätzlich zu erwartende Verkehr zu stemmen sei – schließlich waren früher Karstadt und später XXXLutz hier vertreten und per PKW erreichbar. Andere sind gegen eine von den Investoren geplante Tiefgaragenzufahrt Richtung Bavariaring. Nicht nur der Eingriff in die Grünstruktur sondern auch die Öffnung für den Verkehr, der ins Viertel dringen werde, wird hier kritisiert.
Sobald der Antrag auf Vorbescheid durch ist und die Detailplanung vorangehen kann, wollen HBB und Bayerische Hausbau einen neuen Infotag organisieren. Hier sollen dann auch Experten wie etwa Verkehrs-, Lärm- und Einzelhandelsgutachter den Bürgern Auskunft geben. Sobald die Baugenehmigung erteilt ist, könnte das neue Zentrum binnen 15 bis 18 Monate fertiggestellt sein.
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