Mit oder ohne Mauer?
Altes Bauwerk entlang des Diamaltgeländes soll erhalten bleiben
Das Diamaltgelände wird neu überplant, es sollen Wohnungen und eine Grünanlage entstehen. Dies findet grundsätzlich auch die Zustimmung des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing (BA 23). In einem Punkt waren sich die Gremiumsmitglieder in ihrer jüngsten Sitzung jedoch mehr oder weniger uneinig: Soll die Mauer entlang der Georg-Reismüller-Straße, die das Gelände einfriedet, erhalten bleiben oder nicht? Falk Lamkewitz appellierte an seine BA-Kollegen, dass die denkmalgeschützte Mauer, die das Diamaltgelände zum großen Teil entlang der Georg-Reismüller-Straße umgibt, erhalten bleiben solle. „Die grüne Fraktion fordert, dass der Passus, nachdem die Mauer abgerissen werden soll, aus der Beschlussvorlage gestrichen wird. Die alte, historische Mauer ist prägend für die Straße.“ Zudem sei am Anfang der Mauer an der Kreuzung zur Ludwigsfelder Straße ein Brunnen eingelassen.
Mit seinem Vorschlag stieß Lamkewitz im Lokalparlament zunächst allerdings auf wenig Unterstützung. „Ich begrüße es, dass sich auf der Fläche etwas tut“, sagte Manfred Gürich, „bei der Mauer bin ich aber anderer Meinung. Die Grünfläche wertet die Georg-Reismüller-Straße auf, während die Mauer momentan nur vor sich hin rottet.“ Auch Henning Clewing (FDP) hält die Mauer nicht für ein „herausragendes Denkmal, das geschützt werden müsste. Die Grünanlage soll doch auch gut zugänglich sein.“ Und Fritz Schneller (FDP) erklärte: „Die Mauer kann man nicht mal mehr retten. Sie ist in einem maroden Zustand und scheußlich. Die Grünanlage soll offen gestaltet werden.“ In einem waren sich alle jedoch einig, nämlich dass man den Brunnen erhalten müsse. „Der Wettbewerb wird weisen, ob es mit oder ohne Mauer geht“, meinte Ingrid Haussmann (parteilos).
Dass die Mauer in keinem guten Zustand ist, sah auch Falk Lamkewitz ein. „Sie sieht deshalb schlimm aus, weil jahrzehntelang nichts gemacht worden ist.“ Und seine Frau Christine betonte: „Das ist keine 08/15-Mauer, sondern eine tolle Geschichte. Sie würde sich sicherlich günstig restaurieren lassen.“ Und CSU-Stadträtin Heike Kainz betonte: „Ich bin eigentlich auch dafür, dass die Mauer nicht da bleibt. Aber wir sollten eine Lösung finden und den Erhalt der Mauer prüfen“, so die BA-Vorsitzende. „Ihr Wert als Denkmal soll nochmal kritisch von Fachleuten beleuchtet werden.“
Wechselspiel zwischen alter Mauer und Grünanlage
Schlussendlich einigte sich das Gremium darauf, dass von Seiten des Referats für Stadtplanung und Bauordnung Argumente für und gegen den Erhalt der denkmalgeschützten Mauer im weiteren Verfahren überprüft werden sollen. Denn aus Sicht des BA 23 spricht für den Erhalt der historischen Mauer, dass sie seit vielen Jahrzehnten ein wesentliches, identitätsstiftendes Merkmal der Georg-Reismüller-Straße ist. „Ihr Abriss würde den betreffenden Straßenabschnitt zu einer x-beliebigen Straße herabsetzen“, erklären die Lokalpolitiker in ihrem Schreiben an das Planungsreferat. Offene Grünanlagen, so wie für das Diamalgelände entlang der Georg-Reismüller-Straße geplant, gebe es überall. Gerade das Wechselspiel zwischen alter Mauer und Grünanlage stelle einen besonderen optischen Reiz dar.
Sollte die Mauer erhalten bleiben, dann fordert der BA 23, dass die Grünanlage von der Georg-Reismüller-Straße aus an mindestens drei Stellen, an denen die Mauer bereits zerstört ist, problemlos zugänglich gemacht wird. Allein im Bereich des Rondells fehle die Mauer heute schon komplett, so dass eine großzügige Sicht auf Grünanlage und Bebauung möglich ist. Auch stelle die Mauer den historischen, städtebaulichen Zusammenhang der verbliebenen denkmalgeschützten Gebäude mit dem Mauer-Brunnen im ehemaligen Diamaltgelände her. Sie deute den ehemaligen Umfang und die Größe des Betriebsgeländes an. „Die vorhandenen drei Unterbrechungen in der Mauer eröffnen reizvolle Sichtachsen sowohl zur modernen wie denkmalgeschützten Bebauung, wie zum Beispiel das Kesselhaus und die Suppenwürde, des Gebietes“, meinen die Gremiumsmitglieder. Die Grünanlage müsse außerdem nicht auf ihrer Gesamtlänge unbeschränkt begehbar sein, zumal straßenseitig eine Böschung vorgesehen ist.
Mauer hat keinerlei Funktion mehr
Soviel zu den Argumenten für den Erhalt der Mauer. Im Laufe der Diskussion hatten sich auf der jüngsten Sitzung aber auch Argumente gegen einen Erhalt gefunden. „Die wirklich prägenden Baudenkmäler wie das Kesselhaus und die alte Suppenwürzefabrik erhalten durch die neue Planung eine hervorgehobene Stellung", erklären die Lokalpolitiker in ihrem Schreiben weiter. Deshalb sei die Sichtbeziehung auf der gesamten Länge wichtig. Sie betonen auch, dass die Mauer keinerlei Funktion mehr habe und kein herausragendes Denkmal darstelle, da sie bereits zwischen der Georg-Reismüller-Straße 38 bis 42 abgerissen und ab Hausnummer 42 in sehr maroden Zustand sei. Ebenfalls aus Sicht des BA 23 ein Argument gegen den Erhalt: Die Mauer schotte nur gegen das angrenzende Wohngebiet ab. Es müsse eine Verbindung zwischen dem westlich gelegenen und dem neuen Wohngebiet geschaffen werden. Zudem müsse der ÖPNV gut erreichbar sein, was durch die Mauer aber verhindert werde. Und letztlich soll die Grünanlage gut erreichbar und einsehbar sein, damit die positive Wirkung bestmöglich auf die Umgebung ausstrahlen könne.
Nun ist also das Referat für Stadtplanung und Bauordnung am Zug. Sie sollen jetzt prüfen, ob es sinnvoll ist, die Mauer zu erhalten oder nicht. Dies hat der BA 23 einstimmig so beschlossen.
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