Man wächst zusammen
Der interkulturelle Garten an der IG Feuerwache blüht auf
Im Hintergrund rauscht der Autoverkehr, nebenan auf dem Fußballplatz von "buntkicktgut" geht es hoch her, eine Amsel hüpft über die Erde. Auf einem Klappstuhl in der Abendsonne sitzt Sabine Knop und sagt: "Ich könnte mir ein Leben ohne dieses Beet nicht mehr vorstellen." Seit fünf Jahren bepflanzt sie ihr 15 Quadratmeter großes Beet im interkulturellen Garten an der IG Feuerwache (Ganghoferstraße 41). Fast genauso lange pflegt Angela Danquah schon ihr Stück Natur mitten in der Stadt.
Zwölf Beete sind es, die von Einzelpersonen, Paaren oder Familien bewirtschaftet werden. Die Menschen stammen aus sieben verschiedenen Nationen und vertreten sind alle Altersstufen vom Kind bis zur Großmutter. Bei allen Unterschieden eint sie die Freude am Säen, Pflanzen und Ernten. "Die Gartenarbeit ist total entspannend und es ist schön, die Leute zu treffen. Wir sind schon eine richtige kleine Gemeinschaft geworden", freut sich Angela Danquah. Alle wohnen in Fahrrad-Nähe im Westend oder im angrenzenden Sendling.
Fast täglich da
"Ein Beet von dieser Größe ist auch für einen beschäftigten Stadtmenschen zu schaffen", meint Sabine Knop. "Im Sommer sind wir fast täglich da, um zu gießen, herumzuzupfen und, vor allem, abends gemütlich zusammenzusitzen." Und wenn man mal im Urlaub ist, findet sich immer jemand, der das Gießen übernimmt. Man tauscht sich aus über die Erfahrungen mit den Pflanzen nach dem Motto "warum wächst das bei dir und bei mir nicht?", und gibt sich gegenseitig Tipps. "Es gibt kein Wetteifern: wer hat das schönste Beet. Wenn jemand Hilfe braucht, kann man sich absprechen und zusammentun," berichten die beiden Frauen, die seit diesem Jahr die Projektleitung für den Garten übernommen haben. Sie koordinieren und organisieren die gemeinsamen Feste und Projekte.
Geschützt im Hochbeet
Das Projekt des vorigen Jahres war der Bau von Hochbeeten. Diese haben den Vorteil, dass man sich nicht bücken muss, und vor allem sind die Pflanzen dort besser geschützt als am Boden: "Wir haben hier nämlich einen Hasen". Das sieht man an den herumliegenden Hasen-Kötteln und den abgeknabberten Pflänzchen. "Wir haben noch keine Idee, wie wir den Hasen fangen könnten..." Auch Schnecken gefährden die Ernte, und hin und wieder kommt es auch vor, dass reifes Gemüse von "Unbekannt" geerntet wird. Wenn es überhaupt so weit gekommen ist, denn nicht immer gedeihen die Pflanzen und tragen Früchte. "Man braucht schon Frustrationstoleranz, und wenn man hier auf Selbstversorger machen wollte, wird man nicht glücklich – dafür reicht es nicht", erzählt Sabine Knop.
Doch der Spaß am Garteln bleibt ungebrochen – das Erleben der Natur mitten in der Stadt. Das Wachsen und Blühen, die Vielfalt der Tiere wie Schmetterlinge, Vögel, Igel... Seit zwei Jahren stehen auch Bienenstöcke im Garten. Es war Angela Danquahs Idee einen Stadt-Imker zu suchen: "Wir haben hier viele Pflänzchen, und die müssen bestäubt werden. Es gibt auch keine Probleme mit den Bienen, es ist noch niemand gestochen worden. Und es ist einfach der Wahnsinn, wenn man dann beim Frühstück sitzt und Westend-Honig isst, aus dem eigenen Garten."
Große Nachfrage
Seit 2009 besteht der interkulturelle Garten an der IG Feuerwache. Eines der Beete wird von den Kindern und Jugendlichen der städtischen Freizeitstätte bepflanzt. Unterstützt wird das Projekt neben der IG Feuerwache unter anderem auch vom Verein "Urbanes Wohnen" und dem Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe. "Wir bekommen viele Anfragen, aber leider ist zur Zeit kein Beet frei", bedauern Sabine Knop und Angela Danquah. In München gibt es mittlerweile 20 Gemeinschaftsgärten, vier sind in Planung – nähere Informationen unter http://anstiftung.de im Internet.
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