Es sieht gut aus
Allach-Untermenzing bekommt wohl endlich ein Kulturbürgerhaus
Langsam nimmt es Formen an: ein mögliches Stadtteilkulturzentrum für den 23. Stadtbezirk. Lange hatte vor allem der Bezirksausschuss Allach-Untermenzing (BA 23), unter anderem in Zusammenarbeit mit der Interessengemeinschaft der Vereine Allach-Untermenzing e.V, dafür gekämpft, nun scheint es Wirklichkeit zu werden. Denn nach Auswertung einer Stellungnahme des BA 23 mit der Auflistung einer Vielzahl potenzieller Nutzer und Veranstaltungen im geforderten kulturellen Bürgerzentrum für Allach-Untermenzing, die das Gremium Ende letzten Jahres abgegeben hatte, ist nun auch aus Sicht des Kulturreferats erstmals ein begründeter Bedarf für ein Kulturbürgerhaus gegeben.
„Ich habe mich natürlich riesig gefreut, dass das Kulturreferat aufgrund der vom Unterausschuss Kultur vorgeschlagenen Stellungnahme des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing vom 10. November 2014 und sicher vor allem auch wegen der dieser Stellungnahme beigefügten Bedarfeermittlungsliste, die wirklich sehr umfangreich war, nunmehr endlich die Notwendigkeit eines Kulturbürgerhauses beziehungsweise eines Stadteilkulturzentrums für den Stadtbezirk Allach-Untermenzing anerkennt“, betont Ingrid Haussmann (parteilos), die Vorsitzende des Unterausschusses (UA) Kultur im BA 23. „Ich sehe das auch als persönlichen Erfolg, nachdem ich unmittelbar nach meiner Wahl zur Vorsitzenden des Kulturausschusses im Juni 2014 die Bedarfesammlung neu konzipiert und dabei dann insbesondere auch die nicht vereinsgebundenen Aktiven einbezogen habe.“
Ertüchtigung plus Neubau
Ursprünglich war gedacht, in einem Neubau einen größeren Saal mit zirka 350 Quadratmeter einzurichten, der je nach Veranstaltung geteilt werden könne, heißt es von Seiten des Kulturreferats. Da eine gleichzeitige Bespielung beider Saalteile jedoch aufgrund der Schallentwicklung nicht möglich wäre und zudem erhebliche Mehrkosten verursachen würde, schlägt das Kulturreferat vor, den vorhandenen Saal im bestehenden Vereinsheim in der Eversbuschstraße 161, insbesondere hinsichtlich der Barrierefreiheit, zu ertüchtigen und einen Saal für zirka 200 Personen in einem Neubau zu errichten, dem das Foyer zugeschaltet werden könne. Im Nutzerbedarfsprogramm für den Neubau des Statteilkulturzentrums seien außerdem drei Gruppenräume, ein Musikübungsraum, ein Gymnastikraum sowie entsprechende Nebenräume vorgesehen.
„Es ist wirklich eine große Freude, dass das Kulturreferat jetzt dem Kulturausschuss des Stadtrats den Neubau eines Stadtteilkulturzentrums und die Ertüchtigung des bereits vorhandenen Vereinsheims vorschlagen möchte“, erklärt Ingrid Haussmann. „Allerdings soll die Behandlung der Beschlussvorlage, ursprünglich beabsichtigt für Oktober 2015, jetzt erst im Dezember 2015 erfolgen, anscheinend haben weitere Referate, die im Rahmen des Verfahrens zu hören waren, Änderungs- oder Ergänzungswünsche angemeldet. Wollen wir hoffen, dass die Beschlussvorlage des Kulturreferats dadurch nicht in den Hauptpunkten geändert wird.“
„Historisches Stück Allach“
Die Situierung des Stadtteilkulturzentrums an der Eversbuschstraße in unmittelbarer Nähe zum bereits bestehenden Vereinsheim erscheine nicht nur unter Synergie-Aspekten sehr sinnvoll, konstatiert Ingrid Haussmann, sondern auch deswegen, weil das gesamte Areal bereits im Eigentum der Landeshauptstadt München stehe und für das Grundstück Eversbuschstraße 159 ohnehin im Flächennutzungsplan bereits Gemeinbedarf Kultur eingetragen sei. „Auch verkehrlich ist das Areal bereits seit langem erschlossen“, so die Vorsitzende des UA Kultur weiter. „Der Vorschlag des Kulturreferats in der Beschlussvorlage, den bestehenden Saal und die beiden Gruppenräume im Vereinsheim zu ertüchtigen, vor allem auch den Saal endlich barrierefrei zu gestalten und die Räumlichkeiten im Rahmen eines Gesamtkonzepts weiter zu nutzen, erscheint mir sehr sinnvoll, da diese Räume dann insbesondere auch während der Bauarbeiten zur Errichtung des Stadtteilkulturzentrums genutzt werden können“, sagt Ingrid Haussmann. „Hierdurch wäre auch gewährleistet, dass das Vereinsheim als ein historisches Stück Allach im Ortskern, an der Mariensäule, erhalten bleibt.“
Die Vorsitzende des UA Kultur im BA 23 schlägt zudem vor, dass „den besonderen, wunderschönen örtlichen Gegebenheiten im rückwärtigen Teil des Areals durch Öffnung des neuen Stadtteilkulturzentrums auf eine Terrasse zur Würm hin Rechnung getragen werden sollte“. Aus ihrer Sicht müsse zudem auch für die Traditionsveranstaltungen weiterhin genug Platz für ein Festzelt sein. „Ich bin überzeugt, dass wir ein gedeihliches Miteinander von ‚alter‘ und ‚neuer‘ kultureller Nutzung hinbekommen werden, in einem besonders schönen Rahmen.“
Dynamische Entwicklung
Sie betont allerdings auch, dass der Verkauf der beiden Grundstücke Eversbuschstraße 155 und 157 weiterhin abzulehnen sei. Vielmehr fordert Ingrid Haussmann für die städtischen Flächen im Bereich der Eversbuschstraße 155 mit 161 ein Gesamtkonzept, unter Berücksichtigung des kulturellen Nutzerbedarfs und der Belange des Gemeinwohls beziehungsweise der Bildung, beispielsweise in Form der Errichtung einer städtischen Kindertagesstätte oder ähnlichem. „Da sich unser Stadtbezirk auch in Zukunft dynamisch entwickeln wird und in den nächsten Jahren weiterhin mit starker Wohnbautätigkeit auf den vielen freien Grundstücken im Stadtbezirk zu rechnen ist, einhergehend mit einem entsprechenden Anstieg der Bevölkerungszahlen, sollte das Stadtteilkulturzentrum unbedingt vorausschauend und nicht zu klein geplant werden, damit die Räumlichkeiten auch in den kommenden Jahren ausreichen“, betont Ingrid Haussmann und regt gleichzeitig an, dass der große Saal des neuen Kulturzentrums auch für Filmvorführungen im Stil eines „Stadtbezirk-Filmclubs“ genutzt werden könnte. „Der von Frau Roters, Frau Hartdegen und mir gegründete Verein ‚Bühne 23‘ könnte sich perspektivisch durchaus auch Filmvorführungen vorstellen“, sagt Ingrid Haussmann. Im Moment beschränke man sich aber auf die Konzertreihe.
„Ich wünsche mir, dass das Projekt Kulturbürgerhaus Allach-Untermenzing jetzt möglichst bald in Angriff genommen und umgesetzt wird. Ich hoffe, dass im Dezember 2015 ein entsprechender Grundsatzbeschluss ergehen wird und dann möglichst zeitnah mit der eigentlichen Planungsarbeit begonnen werden kann“, erklärt die Vorsitzende des UA Kultur im BA 23. „Klar ist aber auch, dass ein solches Projekt nicht von heute auf morgen umgesetzt werden kann.“ Man könne jedoch gar nicht genug betonen, „dass Kunst und Kultur es auf wunderbare Weise schaffen, eine Verbindung zwischen Menschen – auch über Kulturkreise hinaus – herzustellen. Auch deswegen hoffe ich, dass wir nicht mehr allzu lange auf ein Kulturbürgerhaus in unserem Stadtbezirk warten müssen.“
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