Bürger lassen nicht locker
Wiedereröffnung des Allacher Sommerbades ausgeschlossen
Ganz verheilt sind die Wunden immer noch nicht: Dass das Allacher Sommerbad vor sieben Jahren geschlossen wurde, haben viele Stadtteilbewohner immer noch nicht überwunden. Nun hat ein Bürger einen neuen Vorstoß unternommen und fordert die sofortige Wiedereröffnung. „Es ist einem mündigen Bürger schwer zu erklären, dass das Sommerbad wegen fehlender Rendite der Stadtwerke München geschlossen wurde“, schreibt der Mann in einem Brief an Oberbürgermeister Dieter Reiter. Im Einzugsgebiet für das Sommerbad Allach würden 60.000 Menschen leben und der Zuzug lasse nicht nach.
Von den Sommerbädern hätten sich die Badebetriebe nur mit der Schließung des Allacher Sommerbades durchsetzen können. „Die weiter versuchte Schließung des Georgenbades scheiterte an Bürgerprotesten und Widerstand des zuständigen Bezirksausschusses.“ Die Schließung des einzigen und letzten Sommerbades im Einzugsbereich von Allach, Untermenzing, Obermenzing und Karlsfeld mangels Rendite oder anfallender Reparaturarbeiten sei nicht zu vertreten. „Mit der zum Teil sehr teuren zusätzlichen Ausstattung der Münchner Hallenbäder mit Wellnessbereichen waren Geldmittel vorhanden“, klagt der Bürger.
2009 vorbei
Die Landeshauptstadt München schließt dagegen eine etwaige Wiedereröffnung des Allacher Sommerbades kategorisch aus. Die Stadt hatte sich in den 90er Jahren entschieden, die Bäder baulich und konzeptionell zu modernisieren, heißt es von Seiten des Referats für Arbeit und Wirtschaft. Seit 1996 wurden demnach mehr als 150 Millionen Euro in die Modernisierung und zeitgemäße Umgestaltung der Bäder investiert. „Der Stadtrat hat im Rahmen dieses Konzepts beschlossen, das unwirtschaftliche und besucherschwache Sommerbad Allach zu schließen und die Sommerbäder Georgenschwaige und Maria Einsiedel weiter zu betreiben.“ Die Bestrebung, das Allacher Sommerbad aus Kostenersparnisgründen zu schließen, habe schon 1993 bestanden. Die geplante Schließung sei am Engagement der Bürger für ihr Bad, dem örtlichen Bezirksausschuss und einiger politischer Mandatsträger im Münchner Westen gescheitert. 2003 wurde das Bad von den Stadtwerken geschlossen. Danach habe es zunächst eine private Bürgerinitiative weiterbetrieben bis die Firma Bad Allach gemeinnützige AG gegründet worden sei, die das Bad bis 2008 betrieben habe. „Schließlich und endlich wurde das Sommerbad 2009 abgerissen, nachdem der Pachtvertrag der Bad Allach AG mit den Stadtwerken München ausgelaufen war. Auf dem Gelände befindet sich nun ein öffentlich zugängliches Freizeitgelände.“
Gründe für Schließung
Als Begründung für die Schließung wurde das Sinken der Anzahl der Besucher im Zeitraum von 1992 bis 2002 um 52 Prozent, gleichzeitig das Steigen der Kosten im gleichen Zeitraum um 93 Prozent, angegeben. Dies habe nach Angaben des Referats für Arbeit und Wirtschaft dazu geführt, „dass ein wirtschaftlicher Betrieb aus Sicht der Stadt nicht mehr möglich war. Eine für den weiteren Betrieb dringend notwendige Sanierung des Bades hätte erhebliche Kosten verursacht und wurde deswegen abgelehnt.“ Als weiteren Grund für eine Schließung gaben die Stadtwerke an, dass sich im näheren Umfeld des Allacher Sommerbades ein großes Naherholungsgebiet mit dem Langwieder See sowie dem Luß- und Birkensee befindet. Dieses Angebot hatte demnach einen direkten Einfluss auf die sinkenden Besucherzahlen und den abnehmenden Kostendeckungsgrad des Allacher Sommerbades.
„Das Gelände des ehemaligen Allacher Sommerbades wurde mittlerweile vom Baureferat unter Einsatz erheblicher finanzieller Mittel umgestaltet“, heißt es von Seiten der Stadtwerke. „Somit wäre ein Freibad komplett neu zu errichten.“ Hier sei mit Investitionskosten von mindestens fünf bis sechs Millionen Euro zu rechnen. Zu diesen Investitionskosten müsse man jährlich die laufenden Betriebskosten im mittleren sechsstelligen Bereich hinzurechnen. Im Freibadbereich liege der Kostendeckungsgrad im Durchschnitt nur bei rund 30 Prozent. „Das Defizit aus dem Betrieb eines Freibads führt zu erheblichen, Jahr für Jahr wiederkehrenden finanziellen Belastungen.“ Die Kosten für einen Neubau und das laufende Defizit eines Badebetriebs seien angesichts der geringen Besucherzahlen nicht zu rechtfertigen. „Vor diesem Hintergrund erscheint der Bau eines neuen Sommerbades in Allach durch die Stadtwerke München GmbH nicht realisierbar.“ Eine Wiedereröffnung ist daher derzeit nicht im Bäderkonzept der Landeshauptstadt München vorgesehen.
„Der Zug ist abgefahren“
„Viele Allacher und Untermenzinger bedauern heute noch, dass es das Sommerbad nicht mehr gibt“, betonte auch die Vorsitzende des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing (BA 23) auf der jüngsten Sitzung des Gremiums. „Wir waren alle sehr traurig. Aber es ist jetzt nicht unbedingt gerechtfertigt, dieses Thema zu besprechen, denn es gibt wichtigere Themen, denen wir uns stellen müssen.“ Man könne das Rad nicht mehr zurückdrehen, erklärte die CSU-Stadträtin weiter. „Ich sehe im Moment keinen Weg, das Allacher Sommerbad wieder zu errichten.“ Und Henning Clewing (FDP) ergänzte: „Alles was mit der Schließung des Allacher Sommerbades zu tun hatte, war eine Geschichte von Lug und Trug. Das muss man schon sagen. Allerdings ist der Zug mittlerweile einfach abgefahren.“
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