„Die Straße gehört uns“
Pilotprojekt in Laim zur Förderung der Gemeinschaft
Zunächst als Pilotprojekt angelegt, soll in Laim alsbald die Nachbarschaft näher zusammenrücken. Dies entschied der Münchner Stadtrat, der Laim als Modell-Stadtteil aussuchte, in dem das Projekt „Die Straße gehört uns“ erprobt werden soll. In Berlin und Frankfurt am Main wurde das Projekt, das vom „Europäischen Zentrum zur Förderung einer sozialen Gesellschaft“ (EZFG) initiiert wurde, bereits erfolgreich durchgeführt und habe „nachhaltig positive Wirkung auf das gesellschaftliche Miteinander“ gezeigt, wie das EZFG erklärt. Nun soll auch in München ein Testlauf erfolgen, bei dem sich die Großstadtbewohner die Straßen zu eigen machen sollen. Konkret bedeutet dies, dass an drei ausgesuchten Terminen (im April, Juni und August) die Fürstenrieder Straße im Abschnitt zwischen Laimer Platz und Agnes-Bernauer-Straße komplett für den Verkehr gesperrt werden soll. Die Stadtteilbewohner sollen so die Möglichkeit bekommen, das eigene Wohnzimmer auf die Straße zu verlagern, gemeinsam ins Gespräch zu kommen und Beziehungen zu knüpfen.
Freifläche für nachbarschaftliches Miteinander
Dem Projekt zugrunde liegen Untersuchungen des EZFG, demzufolge vor allem in Großstädten sowohl das nachbarschaftliche Gefüge als auch das zwischenmenschliche Miteinander zunehmend verschwinden. Nicht zuletzt sei dies dem Mangel an öffentlichen Freiflächen geschuldet, wo Zusammenkünfte ermöglicht werden könnten. Um die Gemeinschaft zu stärken sowie die Großstadtbewohner zu mehr Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu animieren, schlägt das EZFG die Schaffung „gemeinschaftlicher Gestaltungsflächen“ vor. Gemeinsam Kuchen essen, Karten spielen, die Wohnzimmercouch auf die Straße oder sogar das Klavier mitten auf die Fahrbahn stellen und ein kostenloses Konzert für alle geben – alles soll erlaubt sein, wenn es am Sonntag, 12. April, heißt „Die Straße gehört uns“. Weder wird das Projekt durch die Stadt noch durch kirchliche oder soziale Träger organisiert oder finanziert. Gefragt sind die Bürger selbst – und dem Gestaltungsraum sind keine Grenzen gesetzt. Dass Großstadtbewohner die ihnen zur Verfügung gestellten Freiräume zu nutzen wissen, bewiesen die Berliner bereits, die im vergangenen Jahr am Projekt „Die Straße gehört uns“ teilnahmen.
Projektstart im April trotz negativem Testlauf
Anwohner der Bergmannstraße im Stadtteil Kreuzberg nutzen die Sperrung der sonst vielbefahrenen Straße voll aus. Ähnlich wie in der Fürstenrieder Straße in Laim verfügen die dortigen Wohnhäuser kaum über Balkone oder Gärten. Daher ergriffen die Berliner an einem Sommertag im vergangenen Jahr die Gelegenheit, um Wäscheleinen über die gesamte Straße zu spannen und ihre Wäsche im Freien aufzuhängen. In Frankfurt am Main trugen die Anwohner ihre Grills auf die Straße und veranstalteten ein großes Straßenfest.
Das Pilotprojekt nun auch in Laim stattfinden zu lassen, stieß zunächst auf kritische Stimmen im Stadtbezirk. Schließlich gehört die „Laimer Autobahn“, die Fürstenrieder Straße, die zugleich mehrere Stadtteile miteinander verbindet, zu den großen Verkehrsadern im Stadtgebiet. Um zu testen welche Auswirkungen eine mögliche Straßensperre mit sich bringen könnte, wurden – ohne Ankündigung – in der vergangenen Woche die Ampeln an der Kreuzung Landsberger Straße/ Fürstenrieder Straße auf Höhe des Laimer S-Bahnhofes abgestellt. Das Ergebnis fiel jedoch negativ aus: Die Stadtteilbewohner wie auch die vielen Pendler reagierten verunsichert, vor allem für Fußgänger ergaben sich an der ungesicherten Straßenkreuzung Gefahrensituationen. Daher entschied die Stadt nun die Aktionstage jeweils auf Sonntag zu legen, um so den Berufs- und Alltagsverkehr nicht zu behindern. Am Sonntag, 12. April, wird nun der Laimer Abschnitt der Fürstenrieder Straße erstmals zwischen Laimer Platz (Gotthardstraße) und Agnes-Bernauer-Straße gesperrt. Die Anwohner sind aufgerufen an der Aktion „Die Straße gehört uns“ teilzunehmen und ihren Ideen für mehr Gemeinschaft im Viertel freien Lauf zu lassen.
April, April! Dieser Beitrag erschien zum 1. April.
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