„Das ist menschenverachtend“
Wohngebiet Hirmerei: Geplante Baudichte stört die Anwohner
260 Wohnungen für zirka 600 neue Einwohner: Das sind die Pläne für das Baugebiet „Hirmerei“ auf der Fläche zwischen der Otto-Warburg- und der Eversbuschstraße sowie dem S-Bahnhof Karlsfeld. „Dass in München Wohnraum nötig ist, ist allgemein bekannt“, erklärte Bernd Willer vom Referat für Stadtplanung und Bauordnung auf der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing (BA 23), in der er die aktuellen Planungen vorgestellt hat. Die Firma Hieber möchte auf der Fläche, die aktuell noch landwirtschaftlich genutzt wird, eine Art „Borstei“ schaffen. Neben Wohnungen ist auch eine Kindertagesstätte geplant.
Bereits vor gut eineinhalb Jahren hat Hirmer die Pläne in einer BA-Sitzung vorgestellt. Sie stießen bei den Lokalpolitikern auf wenig Gegenliebe. „Das Ganze war auch mit uns nicht abgestimmt“, sagt Bernd Willer. „Jetzt gibt es eine neue Planung, die von der Dimension deutlich abgespeckter daherkommt.“
Bebauung soll Lärm abschirmen
Demnach sollen entlang der Bahnlinie fünf- bis sechsgeschossige Gebäude entstehen. „Diese Bebauung soll den Lärm abschirmen“, so der Stadtplaner weiter. „Auch an der Otto-Warburg-Straße sind höhere Häuser geplant.“ An der Eversbuschstraße sollen einzeln stehende dreigeschossige Wohnhäuser entstehen, die in Richtung Süden auf vier Stockwerke ansteigen. In der Mitte der Wohnanlage ist eine Grünfläche geplant. Insgesamt ist eine Wohn-Geschossfläche von zirka 22.500 Quadratmeter angedacht. Die Gesamt-Geschossfläche soll bei rund 25.000 Quadratmetern liegen.
Beim BA 23 stießen die Planungen nur bedingt auf Zustimmung. Die Gremiumsmitglieder monierten vor allem die verkehrliche Erschließung des Gebiets. „Wir hatten bei der letzten Präsentation eine Straße entlang der Bahnlinie vorgeschlagen, um die Eversbuschstraße zu entlasten“, sagte Josef Feig. „Auf diese Straße sollten wir bestehen. Am besten wäre es, sie vom Karlsfelder S-Bahnhof entlang der Bahnlinie über die Pasteur- bis in die Ludwigsfelder Straße zu führen“, schlug der CSU-Politiker vor.
Dies sei grundsätzlich möglich, betonte Bernd Willer. „Allerdings ist das eine Frage des Geldes“, so der Stadtplaner. Dies wollte Josef Feig so nicht stehen lassen: „Wenn die Stadt Wohnraum ausweisen will, muss sie auch eine Straße entwickeln.“ Die Vorsitzende des BA 23, Heike Kainz, erklärte, dass man das Ganze noch einmal aufnehmen werde. „Der Vorschlag muss noch einmal gründlich geprüft werden – und zwar bevor das Gebiet überplant wird“, erklärte die CSU-Stadträtin. Als Bezirksausschuss fordere man diese Straße ausdrücklich.
"Wir machen das nicht aus Jux und Tollerei"
Grundsätzlich, betonte Heike Kainz weiter, sei die Bebauung notwendig, „auch wenn die Anwohner dies vielleicht nicht so sehen.“ Denn die in der BA-Sitzung anwesenden Anrainer waren mit der vorgestellten Planung keineswegs einverstanden. Die Bürger wehren sich vor allem gegen die Höhe und die Dichte der Bebauung. „Das ist völlig abstrakt“, erklärte etwa ein Mann. Und eine Anwohnerin ergänzte: „Bauen Sie doch kleine Häuser mit Gärten. Dann haben alle ihren Frieden.“ Die geplante Bebauung sei dreimal so dicht wie auf der umliegenden Fläche, rechnete ein anderer Bürger vor. „Da werden Wohnungen hingeknallt mit einer Dichte, die menschenverachtend ist“, klagte der Mann. Dem widersprach Bernd Willer grundsätzlich: „Mit zweigeschossigen Reihenhäusern werden wir das Problem nicht lösen. Wir machen das hier nicht aus Jux und Tollerei. Die Stadt München ist froh, wenn jemand Wohnungen baut.“
Aktuell soll der Eckdatenbeschluss nun dem Stadtrat vorgelegt werden. Wenn dieser zustimmt, gibt es einen Realisierungswettbewerb. Im Anschluss folgt der Aufstellungsbeschluss, das ist der Beschluss über die Einleitung eines Vorhaben- und Erschließungsplanes. Sofern der Stadtrat auch hier zustimmt, könnte danach ein Bebauungsplanverfahren eingeleitet werden.
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