"Nur eine Impfung kann helfen!"
Tierschutzverein warnt vor der Kaninchenpest
Entzündete, geschwollene, später sogar eitrige Augenlider, Schwellungen an Nase, Mund, Ohren und Genitalien, deutlich knotige Veränderungen der Haut und Unterhaut: "Die aggressive Form der Myxomatose - im Volksmund auch Kaninchenseuche oder Kaninchenpest genannt - führt bei etwa 80 bis 90 Prozent der erkrankten Tiere zum Tode", weiß Judith Brettmeister, Sprecherin des Tierschutzvereins München. Beim Erreger handelt es sich um einen wirtsspezifischen Pockenvirus: "Das bedeutet, dass sich nur Kaninchen anstecken können - entweder indirekt über den Kontakt mit infizierten Artgenossen bzw. die Aufnahme von verunreinigtem Futter oder direkt durch Bisse von Kaninchenflöhen oder Mückenstiche." Vereinzelte Krankheitsfälle kämen Ende April bis Anfang Juni vor, der Gipfel werde in den Monaten Juli und August erreicht und flaue zum Winter hin wieder ab. "Aber aktuell werden zwei bis drei erkrankte Wildkaninchen wöchentlich im Tierheim abgegeben. Das ist eine ungewöhnlich hohe Zahl für diese Jahreszeit", so Brettmeister. Da auch Zucht- und Zierkaninchen sehr anfällig für diesen Virus sind, rät der Tierschutzverein allen Kaninchenbesitzern, ihre Langohren im Herbst nochmals gegen Myxomatose impfen zu lassen - ganz gleich, ob diese in der Wohnung oder draußen gehalten werden. Bei Wohnungskaninchen sei eine Impfung besonders dann wichtig, wenn die Tiere im Herbst und Winter noch mit Wiese, Zweigen und Ästen von draußen gefüttert werden.
Welche Form ist es?
Die Inkubationszeit beträgt nur drei bis zehn Tage. "Die Myxomatose ist leider nicht behandelbar. Man kann nur den Verlauf abwarten und hoffen, dass es sich um eine abgeschwächte Form handelt", erklärt Judith Brettmeister. "Wildkaninchen, bei denen die Krankheit schon stark fortgeschritten ist, können wir oft nur von ihrem Leid erlösen. Bei Hauskaninchen haben wir aber festgestellt, dass geimpfte Tiere definitiv bessere Überlebenschancen haben als ungeimpfte", versichert die Tierheim-Sprecherin. "Denn eine Impfung bewirkt im Körper der Kaninchen die Bereitstellung von Abwehrzellen gegen den Myxomatosevirus. Bei einem schwachem Krankheitsverlauf erfolgt eine Behandlung mit Antibiotika und unterstützenden Präparaten." Doch auch nach der Genesung sei höchste Vorsicht geboten: Geheilte Kaninchen besitzen keine lebenslange Immunität und bleiben auch weiterhin Überträger des Virus. "Artgenossen können also bis zu sechs Monaten nach der Genesung angesteckt werden."
Kranken Wildkaninchen: Was tun?
Eine Ansteckungsgefahr für Mensch und andere Tiere besteht nicht, daher bittet Judith Brettmeister, keine Scheu vor erkrankten Kaninchen zu haben: "Wer ein krankes Wildkaninchen entdeckt, kann dieses zu einem Tierarzt bringen. Für die Behandlung von Wildtieren werden in der Regel keine Behandlungskosten verlangt. Viele Tierärzte haben allerdings nicht die Möglichkeit, das Tier stationär aufzunehmen - was bei Myxomatose allerdings notwendig wäre. In diesem Fall helfen die Tierschutzinstpektoren des Tierschutzvereins München gerne weiter. Diese sind unter den Telefonnummern Tel. (089) 921000-21, -33 oder -37 oder per Mail an inspektoren@tierschutzverein-muenchen.de erreichbar."
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