"Es landen so viele Exoten bei uns"
Tierheim München päppelt kleinen Weißbauchigel
Exotische Tiere werden als Haustiere immer beliebter - sehr zum Leid des Tierschutzvereins München. Viele beschlagnahmte Tiere aus illegaler Haltung sowie von überforderten Besitzern ausgesetzte Exoten landen in den Auffangstationen des Tierheims, wo sie auf ein neues Zuhause warten. Das kann - je nach Tierart und Haltungsvorschrift - ein Zoo oder aber ein Privathaushalt sein. Beim Eintreffen solcher spezieller Lebewesen zeichnet auf den Gesichtern der Mitarbeiter Entzücken gemischt mit Frustration ab. Klar, der Anblick eines Tieres, das in unseren klimatischen Verhältnissen nicht vorkommt, ist etwas Besonderes. Aber viele Menschen machen sich vor der Anschaffung zu wenig Gedanken darüber, welche speziellen Bedürfnisse Exoten haben und was man bei der Verpflegung beachten muss. Dies sei schlichtweg verantwortungslos.
"Es landen so viele Exoten bei uns, dass ich manchmal den Überblick verliere", gesteht Judith Brettmeister, die im Tierheim für Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. "Inzwischen werden viele Arten auch in Zoohandlungen angeboten, die Käufer jedoch nicht richtig über die Haltung informiert. Wenn die Tiere ausgesetzt oder zu uns abgeschoben werden, sind sie oft in einem schlechten Zustand und müssen so rasch wie möglich medizinisch versorgt werden."
Schnell gehandelt werden musste auch vergangenen Dienstag, als ein junger weißer Igel in die Riemer Straße 270 gebracht wurde. "Gefunden wurde er am Montag, 15. Dezember, gegen 16 Uhr in der Eversbuschstraße in Allach. Verängstigt, unterkühlt und zitternd saß er in einem Karton", berichtet Judith Brettmeister. Erste Recherchen ergaben, dass es sich wohl um einen Afrikanischen Albino-Weißbauchigel handelt. Schätzungen zufolge sei das Tierchen 4-5 Monate alt. "Der Igel wurde so schnell wie möglich einem Eingangscheck unterzogen. Fürs Erste kann man sagen, dass er viel zu mager und ziemlich unterkühlt ist." Inzwischen sitzt das Tierchen, das übrigens weiblich ist und auf den Namen Simone getauft wurde, in einem Terrarium mit Rotlicht, Heizkissen und Holzhäuschen und erholt sich von den Strapazen der letzten Tage. Ihre Überlebenschance werde von den Ärzten und Pflegern sehr hoch eingeschätzt, versichert Judith Brettmeister. Das gesamte Team ist zuversichtlich, dass das exotische Igelmädchen in einem Monat fit genug sein wird, um an einen erfahrenen Exotenhalter vermittelt werden zu können.
Doch gerade weil es sich hier um ein exotisches Tier aus Afrika handelt, muss bei der Haltung auf einiges geachtet werden. Von einer voreiligen Anschaffung rät Judith Brettmeister dringlichst ab: "Weißbauchigel sind meist sehr zahm und zutraulich. Tagsüber benötigen sie 22 bis 25 Grad Wärme und auch in der Nacht sollte die Temperatur niemals unter 20 Grad fallen. Dies ist natürlich mit Stromkosten verbunden", macht sie aufmerksam und weist auch auf die Wichtigkeit einer abwechslungsreichen Kost aus tierischen und pflanzlichen Stoffen hin, wobei die tierischen Anteile überwiegen sollten. Wirbellose Tiere wie Insekten, Mehl- und Regenwürmer, Käfer, Schnecken aber auch Babymäuse werden dabei sehr gerne gefressen. "Künftige Besitzer müssen auch wissen, dass Weißbauchigel nachtaktiv sind, viel Auslauf benötigen und nicht alleine gehalten werden können, weil sie gerne mit einem Partner spielen. Als zusätzliches Spielzeug eignen sich Schaumgummibälle mit Glöckchen drinnen, Papprollen und alles, was bewegt werden kann und wovon keine Verletzungsgefahr ausgeht." Das Tierheim hofft nun auf Simones rasche Genesung, damit auch sie bald wieder herumtollen kann.
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