„Geschichten hinter historischen Mauern“
Eine Ausstellung in der Stadtbibliothek Laim
Wie ist es Goethe eigentlich nach seinem Tod ergangen? Und wie hätte wohl Rainer Werner Fassbinders letztes Drehbuch ausgesehen? Junge Nachwuchsautoren setzten sich im Rahmen von Schreibwerkstätten, Schulprojekten und Workshops mit dem Thema „Geschichten hinter historischen Mauern“ auseinander – entstanden sind dabei spannende Erzählungen, Kriminalgeschichten, Science-Fiction- und Fantasy-Texte, die jenen bekannter, erwachsener Schriftsteller in nichts nachstehen. Seit vielen Jahren setzt sich der Verein „Kinder lesen und schreiben für Kinder“ für die Schreib- und Leseförderung jungen Menschen ein, mit dem Ziel die Freude am Lesen und Schreiben für Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Herkunft und Begabung zu fördern. Einen Einblick in das kreative und vielseitige Engagement des Vereins und die Ergebnisse etlicher Schreibprojekte bietet nun eine Ausstellung in der Laimer Stadtbibliothek mit dem Titel „Geschichten hinter historischen Mauern“.
„Geschichten sind ein Schatz“
Antworten darauf, was sich hinter historischen Mauern ereignet haben könnte, geben etliche fantasievolle und geistreiche Geschichten, die von Kindern für Kinder geschrieben wurden. Neun bis 21 Jahre alt sind die jungen Autoren, die an den Projekten von „Kinder lesen und schreiben für Kinder“ teilnehmen und hier im kreativen Schreiben gefördert werden. Zielgruppe des Vereins sind Schüler aller Schularten, Kinder jedweder sozialer Herkunft und Muttersprache sowie Kinder mit Seh- oder Lernschwäche. „Geschichten sind ein Schatz“, davon ist Gitta Gritzmann, Gründerin und Vereinsvorsitzende, überzeugt. „Durch jede Geschichte die man liest, entwickelt man sich auch selbst weiter. Durch Sprache kann man jede Begegnung bereichern.“
Begonnen hatte die Idee, dass Kinder für Kinder schreiben, vor über zehn Jahren. Als Gritzmanns Sohn im Krankenhaus lag, las sie ihm vor, um ihm die Zeit zu vertreiben. Warum nicht auch anderen Kindern Geschichten vorlesen? Oder ihnen welche schreiben? – überlegten Mutter und Sohn. Rasch zog Gitta Gritzmanns Begeisterung für die Welt der Geschichten größere Kreise, so dass schließlich 2007 der gemeinnützige Verein „Kinder lesen und schreiben für Kinder“ daraus entstand. In der Zwischenzeit organisiert der Verein Schreibwerkstätten, Schulprojekte, Ferienworkshops ebenso wie Theateraufführungen und Lesungen und unterstützt Textwettbewerbe für junge Autoren. Auch gewannen bereits etliche Texte der jungen Schreiber Preise, wurden bei Lesungen honoriert oder – mit der Hilfe großzügiger Sponsoren – in Büchern und Hörbüchern publiziert. Bis heute lesen Kinder ihre eigenen Texte in Kinderkliniken, Hospizen und Blindeninstituten vor.
„Schreiben mit allen Sinnen“
„Es ist sehr viel Bedarf da, was Lese- und Schreibtraining angeht“, erklärt Gitta Gritzmann. Als Bündnispartner im Wertebündnis Bayern setzt sich der Verein mit seinen Projekten maßgeblich für die Förderung junger Menschen, aber auch für die Wertevermittlung an die Jungen ein. Ein großes Ziel sei es, dass leistungsschwache und leistungsstarke Schüler gemeinsam arbeiteten und sich unterstützten.
Mit umfassendem Arbeitsmaterial, Denkanstößen und Themenideen regt Gritzmann die Jüngsten zum kreativen Schreiben an. So auch die ersten fünf Teilnehmer, die sich in der Stadtbibliothek Laim trafen und „Geschichten hinter historischen Mauern“ nachgingen. Bei ihren Projekten geht es aber nicht nur um das „Schreiben im stillen Kämmerlein“. Die literarische Spurensuche in andere Städte habe für das Thema gleichfalls eine große Rolle gespielt.
Vielerlei Talente
So führten etwa Exkursionen die Stipendiaten der Roland Berger Stiftung, die an Gritzmanns Schreibseminaren teilnahmen, hinter verborgene Schlosstüren, in geschichtsträchtige Wohnräume und bedeutende Denkmäler. Das Goethe-Haus in Weimar oder Schloss Benrath in Düsseldorf, Ausflüge nach Bamberg und Naumburg lieferten vielfach Inspiration. „Schreiben mit allen Sinnen, das macht eine Geschichte lebendig“, erklärt Gritzmann.
Die Auseinandersetzung mit historischem Material bringt freilich auch andere Talente zu Tage. So liefert Laura Löffler sehenswerte Illustrationen zum Thema, die nun auf Leinwand in der Stadtbibliothek Laim (Fürstenrieder Straße 53) zu sehen sind. Auf grafisch von Florian Pick ansprechend gestalteten Leinwänden wird eine Auswahl spannender Geschichten und Illustrationen aus mehreren Schreibwerkstätten zum Thema „Geschichten hinter historischen Mauern“ präsentiert. Bis einschließlich 26. November ist die Ausstellung des Vereins „Kinder lesen und schreiben für Kinder“ zu Gast in der Stadtbibliothek Laim und zu den allgemeinen Öffnungszeiten kostenlos zu besichtigen. Mehr Informationen bietet die Homepage www.kinderschreiben.de des Vereins.
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