"Im Garten finde ich innere Ruhe"
Mitten in einem Wohngebiet lebt Wolfgang Späth seinen grünen Gartentraum
Dort wo man es am wenigstens vermutet, zwischen Wohnblöcken, Garagenreihen und Eisenbahnschienen, liegt das grüne Paradies von Wolfgang Späth. Inmitten eines Karlsfelder Wohngebietes hat sich der Rentner vor 15 Jahren einen Garten angelegt, wie er im städtischen Raum wohl nur selten zu finden ist. Kräuter, Blumen, Gemüse und Sträucher zieren das 1000 Quadratmeter große Areal. Und nicht nur das. Vor einigen Jahren entdeckte der Hobbygärtner seine Leidenschaft für die Imkerei. Seither summen und brummen gleich neben dem Nutzgarten die Bienenvölker des 68-Jährigen. Natur in ihrer schönsten Vielfalt also.
Noch muten die Gemüsebeete in der Mitte der Anlage karg an, nur einige kleine Setzlinge lugen aus der Erddecke hervor. 2Schon in vier Wochen wird das ganz anders aussehen", prophezeit der Gärtner. Dann wird sich sein Garten in ein buntes Blätter- und Blütenmeer verwandelt haben. Bis dahin heißt es geduldig sein. Wolfgang Späth fällt das nicht schwer. „Als Imker und als Naturmensch ist man das Warten gewöhnt,“ sagt er.
Von der Mülldeponie zum Traumgarten
Als Wolfgang und seine Frau Erika Späth das Grundstück vor 15 Jahren mieten, ist das Gelände noch eine illegale Mülldeponie. An den grünen Traumgarten von heute erinnerte damals noch nichts. Noch voll im Berufsleben verbringt der ehemalige Sportjournalist seine freie Zeit damit das Gelände zu dem auszubauen, was es heute ist. „Es war ein Graben, mehr nicht“, erzählt er. 2003 hat das Ehepaar das Grundstück dann gekauft und seither in mühevoller Kleinarbeit gebaut und geräumt, gesetzt und gepflanzt. Wie viel Geld er in seinen grünen Traum investiert hat, kann Späth nur schätzen. „50.000 Euro reichen wohl nicht", sagt er.
Seinen besonderen Charme bekommt der Garten nicht zuletzt durch die außergewöhnliche Vielfalt an Pflanzen. Zwar überlässt Wolfang Späth nichts dem Zufall – dennoch erinnert die Grünfläche mehr an einen Bauerngarten als an eine Kleingartenparzelle. Auf den am Hang angelegten Terrassenbeeten gedeihen prächtige Tulpen neben wild wachsendem Johanniskraut. Die Steine dafür ließ er aus Flintsbach kommen; die Kräuter stammen teilweise aus seiner Heimat Prien am Chiemsee. „Ich bin ein Sammler,“ sagt Wolfgang Späth. Vieles in seinem Garten hat der Naturfreund im Laufe der Zeit liebevoll zusammengetragen. „Eichhörnchensyndrom“ nennt seine Frau die Sammelleidenschaft ihres Mannes neckisch.
Leidenschaft für Kräuter
Besonders stolz ist Wolfgang Späth auf die Vielfalt an Kräutern in seinen Beeten. Ganze 90 Sorten zieht der Kräuterliebhaber in seinem Garten groß. Neben Salbei, Bärlauch und Rosmarin, finden auch Exoten und seltene Sorten, wie der französische Estragon und der wilde Winterschnittlauch, in Wolfgang Späths Garten Platz zum Gedeihen. Zwischen Tulpen und roter Bete zieht er in Vergessenheit geratene Arten auf und wildert sie später wieder aus. Zudem zaubert er aus seinen Gartenschätzen allerlei feine Schmankerl, wie etwa eine aus 20 verschiedenen Kräutern hergestellte Topfenspeise, mit denen er gerne seine Freunde verköstigt.
Auf die Biene gekommen
Während im Gartenbereich Gemüse, Blumen, Kräuter und Sträucher gedeihen, sind in dem separaten hinteren Teil des Grundstückes Wolfgang Späths Bienenvölker beheimatet. Zur Imkerei kam der Naturliebhaber eher aus der Not heraus. „Vor einigen Jahren sind keine Bienen mehr gekommen, um die Blumen zu bestäuben“, erzählt er. Kurzerhand schaffte er sich selbst Bienenvölker an. Inzwischen macht die Arbeit mit den Immen einen großen Teil seiner täglichen Routine aus. Im Frühling und Sommer verbringt er rund fünf Stunden täglich in seinem grünen Paradies. Dass er ab und an gestochen wird, stört den Rentner nicht. Ganz im Gegenteil: „Die Arbeit mit den Bienen ist eine sehr beruhigende Angelegenheit“, sagt er.
Einen ganz speziellen Rückzugsort – Wolfgang Späth hat ihn gesucht – und auf einem Streifen Grün, zwischen Garagenmauern und Bahntrasse auch gefunden. "Im Garten", sagt Wolfgang Späth, "finde ich innere Ruhe."
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