Würdigung für 111 Jahre Integrationsarbeit
OB Dieter Reiter eröffnete die Feierlichkeiten des FC Wacker
Unter dem Namen "FC Isaria München" wurde im Jahr 1903 im Stadtteil Laim ein Verein gegründet, der München nicht nur um Fußball sondern auch um Gemeinschaft, Zusammenhalt sowie Sozial-, Inklusions- und Integrationsarbeit bereichern sollte. Heute ist der Club unter dem Namen FC Wacker München bekannt, in Sendling ansässig und bietet Menschen aus 52 verschiedenen Nationen eine fußballerische Heimat. Vergangenes Wochenende feierte der Traditionsverein seinen 111. Geburtstag, zu dem zahlreiche Mitglieder, Gönner, Fans und Gäste kamen. Dabei kam der Ballsport definitiv nicht zu kurz, denn auf dem Programm standen drei große Benefizspiele – darunter gegen die U19 des FC Bayern und die SpVgg Unterhaching – sowie ein Integrationsturnier, bei dem alle Jugendmannschaften des FC Wacker ihr Können zeigten. Die dreitägigen Festlichkeiten eröffnete Oberbürgermeister Dieter Reiter: Als ehemaliger Wacker-Spieler ließ der Stadtchef es sich nicht nehmen unter Beifall den Anstoß zum ersten Spiel selbst auszuführen.
Zeichen für Fairplay
Das erste Benefizmatch fand zwischen der Münchner Promi-Auswahl des FC Sternstunden und dem Integrationsteam des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) statt. Kreis-Vorsitzender und Fairplay-Leiter Bernhard Slawinski begrüßte OB Dieter Reiter zum sportlichen Duell und überreichte ihm als Symbol für Fairplay das Trikot der Münchner Wochenanzeiger, das sich Reiter für den Anstoß kurzerhand überstreifte. "Die Inititative 'Fairplay München' ist ein gemeinsames Projekt des BFV und der Münchner Wochenanzeiger mit dem Ziel, den Münchner Amateurfußball wieder attraktiv zu machen", erklärte Slawinski und lobte im anschließenden Interview: "Es ist schön, dass sich unser Stadtoberhaupt die Zeit für Amateurfußballvereine wie den FC Wacker nimmt und deren gesellschaftlich wichtige Arbeit trotz eines sicherlich knappen Zeitplans mit seiner Anwesenheit würdigt."
Das Spiel der beiden Mannschaften sorgte für Unterhaltung bei den Zuschauern, denn anfangs verlief der fliegende Wechsel nicht ganz reibungslos. So geschah es, dass kurzzeitig auch mal zwölf Spieler einer Mannschaft auf dem Feld herumtollten. Als von Wacker-Koordinator und Rollstuhlfahrer Rudi Dantinger für einen Freistoß der Sternstunden-Kicker auch noch Rasierschaum zur Markierung der Linie gereicht wurde, klatschte das Publikum amüsiert Beifall. Das Duell, bei dem deutlich der Spaß am Sport im Mittelpunkt stand, endete mit einem 3:1-Sieg der BFV-Mannschaft. Es soll nicht das letzte Turnier in dieser Konstellation gewesen sein, wie Bernhard Slawinski später betonte: "Bernd Walter, der Organisator der Sternstunden, hat bereits angefragt, ob die Integrationsmannschaft nächstes Jahr gemeinsam mit den Sternstunden ein Benefizturnier veranstalten möchte. Andreas Huber vom TSV Maccabi München hat auch schon großzügig eingewilligt, die Sportanlage zur Verfügung zu stellen."
Gegen FCB und Haching
Um 19 Uhr wurde dann das Spiel der Blausterne gegen die U19 des FC Bayern angepfiffen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sich rund 1.200 Zuschauer auf der Bezirkssportanlage in der Demleitnerstraße eingefunden, die es sich – mit Bratwurstsemmeln, kühlen Getränken und Fanartikeln bewaffnet – auf den Stufen und Bänken rund um den Rasenplatz bequem gemacht hatten. War der FC Wacker vor rund 50 Jahren mit den Bayern noch auf Augenhöhe, so musste die Mannschaft sich letztendlich mit einem 15:0 gegen die Nachwuchsspieler des "Sterns des Südens" geschlagen geben. Besonders herausragend war dabei die Leistung von Lucas Scholl, Sohn des Bundesliga-Stars Mehmet Scholl. Zur Halbzeit wechselten die Blausterne zwar komplett durch, aber den insgesamt 22 eingesetzten Spielern aus zwölf verschiedenen Ländern gelang dennoch kein Treffer. Frust gab es dennoch keinen, alle Spieler genossen den sportlichen Wettkampf.
Der Samstag stand ganz im Zeichen der Jugend und Familie. Der Jubiläumsverein lud unter dem Motto "Viele Kulturen – eine Leidenschaft" zum spannenden Jugendturnier mit umfangreichem Rahmenprogramm ein. Und während die Kleinen kickten, kamen sich die Großen näher und zeigten erneut, dass Fußball "keine Grenzen und Sprachbarrieren kennt", wie 1. Vorstand Marcus Steer bereits am Tag zuvor in seiner Ansprache verdeutlicht hatte.
Die Festlichkeiten endeten schließlich am Sonntag mit einem letzten Benefizspiel gegen die Profis der SpVgg Unterhaching, bei dem die Zuschauer jede Menge Tore erleben durften. 24:1 gewannen die Hachinger das Duell. Auch hier kam beim FC Wacker nicht nur die erste Garnitur zum Einsatz: Alle Spieler, die am Freitag noch als Ordner beschäftigt waren, hatten die Chance, ihr Können unter Beweis zu stellen.
Für einen guten Zweck
Während der drei Tage kamen rund 1.800 Zuschauer zu den Wohltätigkeitsspielen und dem Jugendturnier. Die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern sowie dem Verkauf werden aktuell noch geprüft. "Nächste Woche Dienstag wird das Ergebnis bekannt gegeben", meint Wacker-Pressesprecher Jens Hellmund. In der Regel folgt nach Benefizveranstaltungen eine Spendenübergabe, doch darauf kann der FC Wacker verzichten: Die Geldeinnahmen bleiben diesmal im Haus. Nicht zur Bereicherung, sondern rein für gute und sinnvolle Zwecke, denn seit Jahren engagiert sich der Verein für die Integration, vor allem von Flüchtlingen.
"Derzeit arbeiten wir mit den Flüchtlingen im Asylantenheim an der Implerstraße zusammen. Für diejenigen, die bei uns Fußball spielen, übernehmen wir Behördengänge, bieten kostenfreie Deutschkurse, zahlen die Fußballausrüstung und auch die Fahrkarten für den Öffentlichen Personennahverkehr", erklärt Hellmund. "Aus den Einnahmen der Jubiläumsveranstaltung möchten wir mit weiteren Flüchtlingsheimen zusammenarbeiten." Ein Teil der Gelder soll auch für das größte Projekt des Clubs, "Lernen kickt!", verwendet werden. Dadurch wird Kindern mit Migrationshintergrund ein umfassendes Ferienprogramm mit kostenfreiem Deutschunterricht durch ausgebildete Pädagogen, Fußballtraining und anregenden Sprechübungen ermöglicht. "Bei diesem Konzept sind wir Vorreiter und haben die Unterstützung der Landeshauptstadt München und des Integrationsbeauftragten der Staatsregierung Bayern, Martin Neumeyer", freut sich Jens Hellmund. Und schließlich sollen auch die Jugendmannschaften von der großen Jubiläumsfeier profitieren, wie der Pressesprecher versichert: "Wir benötigen dringend kleine Tore, mehr Bälle und weitere Trainingsausrüstung wie z.B. Hütchen."
Da bleibt natürlich zu hoffen, dass das Wohltätigkeitswochenende ein möglichst großes Plus in die Kassen gespült hat. Für den großen Zuspruch und die Unterstützung ihrer Integrationsarbeit bedankt sich der FC Wacker München ganz herzlich bei allen Teilnehmern und hofft auf ein baldiges Wiedersehen und kräftiges Daumendrücken für die Mannschaften in der neuen Saison.
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