Ein Zuhause schaffen
Ehrenamtliche orgsanisieren Rundum-Betreuung im Flüchtlingsheim Gauting
Seit letztem Sommer wohnen in der Gautinger Paul-Hey-Villa in der Ammerseestraße eine wechselnde Zahl von Asylsuchenden aus Syrien, Pakistan, Afghanistan, Tschetschenien, Russland, Sierra Leone, Nigeria, Senegal, Bosnien und der Türkei. Derzeit sind auch 15 Kinder und Jugendliche darunter.
„Das bedeutet: neun Monate Zusammenleben in Gauting“, so Wilhelm Rodrian, Pressereferent der Gemeinde. „Die Organisation des Alltags in der Flüchtlingsunterkunft wird von einem festen Stamm von Ehrenamtlichen betrieben. Ohne diese ehrenamtliche Unterstützung wären zum Beispiel der Deutschunterricht oder die Kinderbetreuung im Heim unmöglich. Das ist großartig.“
Als Dankeschöngeste für die Helfer und als Willkommensgruß für die Flüchtlinge veranstaltete die Gemeinde ein Begegnungsfest im Rathaus. „Fast 300 Flüchtlinge und viele Gautinger kamen“, so Rodrian. „Uns liegt sehr viel an einem regen Austausch.“
Soziale Begegnungsstätte
Wie viele Ehrenamtliche sich genau im "Helferkreis Miteinander leben in Gauting – pro Asyl" engagieren, lasse sich nicht so ohne Weiteres sagen, meint Claudia von Maltitz. Sie ist von Anfang an dabei und schaut fast täglich im Flüchtlingsheim vorbei. „Ungefähr 20 von uns unterrichten Deutsch, vier bis fünf weitere organisieren die Kinderbetreuung, geben Malkurse oder helfen anderweitig“, berichtet sie. Die Helfer kämen ganz nach Zeitbudget. „Manche stoßen zu uns und bleiben, andere helfen nur kurz. Uns ist alles recht, wir wollen den Flüchtlingen Sicherheit vermitteln und für sie da sein. Das ist viel mehr als schlichter Deutschunterricht. Wir wollen eine soziale Begegnungsstätte sein.“
Dazu gehöre auch, sich Probleme anzuhören. „Manche Fragen sind ganz praktisch: Wo ist der nächste Arzt? Ich habe meinen Schlüssel verloren, was soll ich tun? Ich brauche einen Anwalt“, so von Maltitz. „Manche kommen auch, ratschen kurz und sind wieder weg. Andere wollen mehr Zuspruch. Für die Ehrenamtlichen ist dabei die Erkenntnis wichtig: Wir können nicht alles auffangen. Dafür haben wir Gesprächskreise für unsere Helfer und unseren Grundsatz, dass wir nicht nachfragen, was auf der Flucht oder bei den Flüchtlingen zu Hause passiert ist.“
Deutsch lernen im Fokus
Das Wichtigste sei für die Asylbewerber natürlich, die Sprache zu erlernen. „Das steht ganz klar im Fokus. Daneben haben wir einen Besuchsdienst eingerichtet, um in wichtigen Fragen auch mal anonym zu beraten oder emotional zu helfen. Wir haben Künstler, die uns unterstützen und Malkurse anbieten. Eine weitere Säule unserer Arbeit ist die tägliche Kinderbetreuung“, so von Maltitz.
Angelica Rehm, Bianca Simmerding und Christine Wimmer gestalten die Betreuung. „Mit dem Betreuungsangebot möchten wir zum einen den Eltern die ungestörte Teilnahme am Sprachkurs ermöglichen. Zum anderen erleben wir täglich, wie gut es auch den Kindern tut, aus der Enge der Wohnungen herauszukommen, sich austoben zu können, Spiel und Spaß zu erleben“, erklären sie. Meist würden die Kinder schneller lernen und den Eltern dann ihrerseits „Nachhilfe“ in der Sprache geben. Dank zahlreicher Sachspenden mit Spielzeug, Büchern und Fördermaterialien sei ein gemütlicher Betreuungsraum entstanden. Da könnten auch die Schulkinder am Nachmittag spielen. Für diese möchte der Helferkreis in der nächsten Zukunft noch mehr bieten. Von Maltitz: „Derzeit ist auch eine Hausaufgabenbetreuung im Aufbau.“
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